: Warum bei Cola & Co. der Deckel fest ist

von Ebba Petzsche
03.07.2024 | 07:50 Uhr
Flaschen mit Deckeln, die sich nicht abnehmen lassen - Viele Verbraucher finden das störend. Ab sofort sind die sogenannten Tethered Caps Pflicht in der EU.
Nicht nur bei Einwegflaschen, sondern auch bei Getränkekartons werden die Lass-mich-dran-Deckel in der EU Pflicht (Symbolbild).Quelle: Imago
Es betrifft Getränke wie Cola und Limo, aber auch Milch: Haben Sie auch schon mal versucht, den Deckel von der Flasche oder Verpackung zu schrauben und sich gewundert, dass das nicht mehr funktioniert? In den vergangenen Monaten begegnete uns der neue, fest mit dem Flaschenhals verbundene Deckel auf Plastikflaschen zunehmend im Alltag. Grund ist eine EU-Richtlinie, die vorschreibt, dass PET-Einwegflaschen und Getränkekartons einen festsitzenden Verschluss haben müssen. Ab heute gilt nun die neue Pflicht in der gesamten Europäischen Union.

Kampf gegen Plastik

Die Deckel-Dran-Maßnahme ist ein Puzzleteil im Kampf der EU gegen Plastikmüll. Müllzählungen an den Stränden Europas haben ergeben, dass Kunststoffe bis zu 85 Prozent der Meeresabfälle ausmachen - die Hälfte davon sind Einwegkunststoffartikel, darunter auch viele lose Verschlüsse. Ein Beispiel: Auf hundert Metern Nordseestrand wurden Marine Beach Litter zufolge mehr als 40 Kunststoff-Flaschendeckel gefunden.
Kunststoffe sind problematisch, weil sie sich nur sehr langsam zersetzen. Als Mikroplastik verbleiben sie Hunderte von Jahren in der Natur, werden von Tieren aufgenommen und landen wieder in unserem Nahrungskreislauf.

Was ist Mikroplastik?

Plastikmüll landet zu großen Teilen in den Ozeanen. Durch Wind und Wellen bilden sich daraus kleine, wasserunlösliche Kunststoffpartikel - das sogenannte sekundäre Mikroplastik, welches durch Zerfall oder Abrieb von Kunststoffprodukten entsteht. Als primäres Mikroplastik bezeichnet man Kunststoffpartikel, die gezielt zur Herstellung bestimmter Produkte eingesetzt werden - zum Beispiel bei Kosmetik.

Mehrweg- und Pfandsystem in Deutschland

In Deutschland werden dank des gut funktionierenden Pfandsystems 97 Prozent der PET-Flaschen zurückgegeben - 95 Prozent mit Deckel. Das hat einen praktischen Grund: Der Deckel verhindert das Auslaufen von Getränkeresten.
In Europa sind Mehrweg- und Pfandsysteme aber noch die Ausnahme. Die Tethered Caps sollen EU-weit für mehr Recycling und weniger Plastikmüll in den Meeren sorgen - gemäß dem Motto: Was fest ist, fliegt nicht durch die Gegend.

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Neue Verschlüsse benötigen weniger Material

Die Deckel-dran-Maßnahme zwang die Hersteller zuletzt zur Umstellung der Produktion. Coca-Cola versuchte der Kritik von Verbrauchern mit Aufklärung zu begegnen. Der Konzern wirbt mit Nachhaltigkeit und erklärte, dass für die Produktion der neuen Verschlüsse weniger Material eingesetzt, also Kunststoff gespart wird.

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Veränderungen rufen erfahrungsgemäß Widerstände hervor. Doch die Erfahrung zeigt auch, dass schnell Gewöhnung eintritt. Bei der Umstellung der Verschlüsse bei Alu-Getränkedosen von Abreißen auf Umklappen Anfang der 90er-Jahre gab es heftige Proteste - bekanntlich längst kein Thema mehr.
Tipp: Wen der feste Deckel zu sehr stört, kann auf Mehrwegflaschen umsteigen. Im Gegensatz zu Einwegflaschen lässt sich bei ihnen der Deckel abschrauben. Und das bleibt auch so.
Ebba Petzsche ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".

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