: Mit festen Klimaanlagen Heizkosten sparen?

von Mario Shabaviz
09.03.2024 | 07:33 Uhr
In Asien und Nordeuropa sind Split-Klimaanlagen auch die Heizung. Technik-YouTuber Schmitz hat das auch in seinem Eigenheim umgesetzt. Was er spart und wo die Nachteile liegen.

Klimaanlagen können kühlen – und heizen. Sind sie eine kluge Alternative zur zentralen Wärmepumpe? Das haben wir uns mit einem Experten vom Fraunhofer-Institut genauer angeschaut.

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Die noch intakte Ölheizung des Hauses voll weiternutzen - oder anders günstiger und umweltschonender heizen? In seinem millionenfach geklickten Video erklärt Technik-YouTuber Andreas Schmitz seine DIY-Lösung: Sechs fest verbaute Klimaanlagen sind bei ihm zu Hause die Hauptheizung. Die alte Ölheizung läuft seitdem nur noch auf Sparflamme.

Erster Schritt: Solarstrom zum Heizen

Ein Blick zurück: Kaum hatte Andreas Schmitz ein Haus für sich und seine Familie gekauft, legte er los. Zuerst baute der Technik-YouTuber, der als "akkudoktor" über 300.000 Abonnenten hat, eine Photovoltaikanlage aufs Carport und die Veranda.
Strom wäre zum Heizen also eine ziemlich coole Lösung, denn wir haben relativ viel Strom durch die PV-Anlage.
Andreas Schmitz, Technik-YouTuber

Alte Ölheizung hatte hohen Verbrauch

Der Grund für diese Entscheidung stand, durstig und schon etwas betagt, im Keller: die alte Ölheizung. "Das ist ein richtiger Brummer, der richtig Öl zieht. Im Wintermodus zieht das Teil so 15 Liter am Tag und im Sommermodus so zwei bis drei im Schnitt", erläutert Schmitz im Video.
Mit dem Strom aus der selbst installierten PV-Anlage konnte der Ingenieur und Informatiker den nächsten Schritt tun und weitgehend auf eine moderne Wärmequelle umsteigen.

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Die erste Idee: eine zentrale Wärmepumpe einbauen. Von fünf dafür angefragten Heizungsbauern kam nur einer. Und dieser kam zu der Ansicht, nur mit Einbau einer Fußboden-Heizung und neuen Heizkörpern sei die Wärmepumpe drin. Zehntausende Euro hätte das gekostet. Ausgaben, die Schmitz sich, mit dem Hauskredit am Bein, nicht leisten wollte. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass das offenbar eine Fehlberatung war.

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Einer, der sich mit Wärmepumpen bestens auskennt, ist Marek Miara vom Fraunhofer-Institut für solare Wärmesysteme. In Fachkreisen gilt er gar als Deutschlands "Wärmepumpen-Papst".

Wärmepumpe funktioniert auch mit alten Heizkörpern

An Hunderten Häusern, zwischen 20 und weit über 100 Jahre alt, haben er und seine Kollegen den Einsatz von Wärmepumpen untersucht. Sein klares Fazit:
Eine Fußbodenheizung ist auf keinen Fall die Voraussetzung, ein Haus mit einer Wärmepumpe zu betreiben.
Marek Miara, gilt als "Wärmepumpen-Papst"
Auch mit alten Heizkörpern könne man mit einer Wärmepumpe sinnvoll heizen, erklärt Miara.

Auch Klimaanlagen sind Wärmepumpen

Technik-Crack Schmitz wusste für sein Haus Abhilfe: Warum nicht Heizen mit Split-Klimaanlagen? Denn das Doppel-System aus Innen- und Außengerät, wie man es im Urlaub oft sieht, kann nicht nur kühlen, sondern auch heizen. Technisch eng verwandt mit Wärmepumpen sind die besten Split-Klimaanlagen zudem fast genauso effizient wie klassische Wärmepumpen.

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Mit Klimaanlagen jeder Raum heiz- und kühlbar

Dank viel Sachverstand und Können installierte Andreas Schmitz nach und nach sechs Split-Klimaanlagen in den Zimmern des Hauses. Etwa 6.000 Euro Materialkosten habe er so anfangs nur gehabt. Auch der später notwendige Austausch einer der Klimaanlagen gegen eine leistungsfähigere, habe die Ausgaben nicht dramatisch erhöht. "Unschlagbar günstig" sei das, betont Schmitz.
Mit dem Ergebnis ist er auch heute noch zufrieden.
Du kannst jeden Raum kühlen und heizen, wie Du willst, das reagiert halt auch sofort. Du kannst super punktgenau temperieren.
Andreas Schmitz, Technik-YouTuber
Und als Allergiker sei ihm im Sommer die Kühlfunktion der Klimaanlage zudem sehr willkommen.

Heizkosten im Vergleich

  • Ausgaben bei theoretischem Vollbetrieb mit Ölheizung: 2.700 Euro Öl + 72 Euro Strom für die Ölheizung = 2.772 Euro Heizkosten mit der Ölheizung (2023)
  • Ausgaben für Heizen mit Klimaanlage selbst ohne Photovoltaik-Strom: 1.297 Euro Stromkosten inklusive Warmwasser (0,31 Cent) + 385 Euro Öl (für die sehr kalten Tage) = 1.682 Euro / Jahr Heizkosten (2023)

Schon ohne Strom aus der Photovoltaik-Anlage ergibt sich eine Ersparnis von rund 1.000 Euro.

  • Ausgaben für Heizen mit Klimaanlage durch verbrauchten Photovoltaik-Strom plus Stromzukauf: Durch verbrauchten Photovoltaik-Strom und Einspeisevergütung für abgegebenen Strom betrug die Heizkosten-Ersparnis 2.700 Euro. (2023)

Quelle: Andreas Schmitz

Heizkosten gewaltig reduziert

Die Ölheizung laufe nun auch im Winter immer im Sommermodus mit zwei bis drei Litern Verbrauch pro Tag. Und auch wenn er in der kalten und dunklen Jahreszeit Strom zukaufen müsse: Durch den verwendeten Solarstrom und die Einspeisevergütung seien seine Heizkosten um 2.700 Euro gesunken.
Für Schmitz ergibt das Heizen mit der Klimaanlage weiterhin Sinn. Nichtsdestotrotz sieht er seinen Ansatz als Patentlösung zur allgemeinen Nachahmung nicht.

Nachteile beim Heizen mit der Split-Klimaanlage

  • optischer Nachteil durch Anbringen/Sichtbarkeit der Außengeräte der Split-Klimaanlagen an der Hausfassade
  • Reinigungsaufwand für nötige regelmäßige Reinigung der Innengeräte der Klimaanlagen
  • schnelles Nachlassen der Wärmewirkung nach Abstellen der Klimaanlage
  • spürbare Luftströme und Geräuschentwicklung bei hohen Leistungsstufen
  • andere Wärmeentfaltung gegenüber Heizen mit wassergeführten Heizkörpern
Mario Shabaviz ist Redakteur beim ZDF-Magazin WISO.

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