Analyse

: Bitteres Ende einer verkorksten Saison

von Maik Rosner
09.05.2024 | 04:50 Uhr
Nach dem verpassten Champions-League-Finale gegen Dortmund und der ersten titellosen Saison seit 2012 sitzt die Enttäuschung tief. Mehr als Neuers Fehler wurmt ein Schiri-Fauxpas.

Bis zur 88. Minute führte Bayern 1:0.

08.05.2024 | 02:59 min
Hinterher erzählten die Bilder im Estadio Santiago Bernabéu schon viel über die riesige Enttäuschung beim FC Bayern. Harry Kane schaute ins Leere. Manuel Neuer und Thomas Müller klatschten den Fans geknickt zu. Serge Gnabry stand verletzt mit einem Verband am Oberschenkel auf dem Rasen. Und auf der Bank saß ganz allein und zusammengesackt Leon Goretzka und starrte ins Nichts.
Quelle: Reuters
Das waren nur ein Teil der vielen Eindrücke nach dem verpassten Einzug ins Finale der Champions League, das nun am 1. Juni in Wembley nicht zur Neuauflage des deutschen Endspiels von 2013 wird, sondern Borussia Dortmund und Real Madrid vorbehalten ist.
Und während sich Reals deutsche Nationalspieler Toni Kroos und Antonio Rüdiger umarmten und ihr Trainer, der frühere Bayern-Coach Carlo Ancelotti, inbrünstig Reals Vereinshymne mitsang, schlichen die Bayern mit gesenkten Köpfen in die Kabine.

Erst Davies, dann Joselu

Nichts wird es für sie mit dem versöhnlichen Ende einer verkorksten Saison, die für die Bayern erstmals seit zwölf Jahren eine titellose bleiben wird. Zu allem Überfluss hatten die Münchner durch die 1:2 (0:0)-Niederlage ein Aus erlebt, das zwar leistungsgerecht erschien, aber einen äußerst bitteren Beigeschmack hinterließ. Denn die Bayern waren nach der Führung durch Alphonso Davies (68.) dem Finale schon nahe gewesen, ehe sie das Aus kurz vor Schluss ereilte.
Zunächst traf der in Stuttgart geborene Joselu zum 1:1, nachdem Torwart Manuel Neuer den Schuss von Vinicius Júnior prallen gelassen hatte (88.). Drei Minuten später vollendete Joselu, der früher für Hoffenheim, Frankfurt und Hannover gespielt hatte, nach Rüdigers Pass zu Reals Siegtreffer.

Eberl: "Kurios und dubios"

Die späte Wende war für die Bayern schon schlimm genug gewesen. Dass das polnische Schiedsrichtergespann um Szymon Marciniak aber auch noch unmittelbar vor Matthijs de Ligts Schuss in der 13. Minute der Nachspielzeit zum vermeintlichem 2:2 auf Abseits entschied und die Szene sofort abpfiff, ließ die Münchner fassungslos zurück. "Aberwitzig" und "unerklärlich" nannte Müller die Aktion:
Ich weiß nicht, was ihn da geritten hat.
Thomas Müller, FC Bayern
Denn durch das sofortige Heben der Fahne und den umgehenden Pfiff hatte das Schiedsrichtergespann voreilig eine VAR-Entscheidung unmöglich gemacht. "Höchst kurios und dubios" nannte Sportvorstand Max Eberl das Vorgehen.

Mit Mutwilligkeit beschreibt ein sichtlich aufgewühlter Bayern-Trainer Thomas Tuchel kurz nach dem Aus gegen Real die Fehlentscheidung, die Bayern ein mögliches Tor gekostet hat.

08.05.2024 | 04:20 min

Schiedsrichter entschuldigt sich

Es half den Bayern nichts, dass Marciniak nach dem Spiel um Verzeihung bat. Trainer Thomas Tuchel schimpfte:
Es ist Halbfinale, es ist nicht der Moment für Entschuldigungen
Bayern-Trainer Thomas Tuchel
Er beklagte, das Schiedsrichtergespann habe "gegen alle Regeln" verstoßen. In der Tat sind die Unparteiischen angehalten, nicht gleich die Fahne zu heben und abzupfeifen, sondern weiterlaufen zu lassen, damit im Nachhinein der VAR genutzt werden kann.
Wird aber sofort die Fahne gehoben und abgepfiffen, steht die Entscheidung. Deshalb konnte de Ligts mögliches Tor auch nachträglich nicht mehr zählen. Für die Entschuldigung des Schiedsrichters "können wir uns einen Scheißdreck kaufen", wütete Eberl.

Trainersuche dauert an

So verständlich der Frust auch war über das auf bittere Weise zustande gekommene Aus, passte es doch ins Gesamtbild der Saison. Aus dem DFB-Pokal hatten sich die Bayern schon in der zweiten Runde beim Drittligisten Saarbrücken blamabel verabschiedet. In der Bundesliga hatten sie gegenüber Meister Leverkusen das Nachsehen. Nun müssen die Bayern auch noch ertragen, dass Dortmund im Finale der Champions League steht und sie komplett leer ausgehen.

Bayer Leverkusen gewann das Bundesliga-Spitzenspiel gegen den FC Bayern in eindrucksvoller Manier.

12.02.2024 | 11:39 min
Die Saison ist für die Münchner gelaufen, nur zwei fast bedeutungslose Ligaspiele stehen noch aus. Danach wird sich Tuchel vorzeitig verabschieden. Auf der Suche nach seinem Nachfolger haben sich die Bayern schon einige Absagen eingehandelt. Auch das fügt sich ins Bild dieser Saison.
Die wichtigsten Spiele gibt es immer mittwochs ab 23 Uhr bei sportstudio.de und bei ZDFheute im Video.

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