: "Es hat an allem gefehlt"

von Maik Rosner
31.03.2024 | 13:07 Uhr
Nach der 0:2-Niederlage haken die Münchner die Meisterschaft endgültig ab. Sie gratulieren Leverkusen zum Titel und üben harsche Selbstkritik.

Zum ersten Mal seit zehn Jahren feiert Borussia Dortmund bei Bayern München mal wieder einen Bundesliga-Sieg. Mit großer Wirkung, denn die Bayern resignieren im Titelkampf.

01.04.2024 | 12:54 min
Schon vorm Anpfiff hatte Trainer Thomas Tuchel wegen des erneuten Last-Minute-Sieges von Tabellenführer Leverkusen von einem "Stimmungsdämpfer" gesprochen. Nach der 0:2 (0:1)-Niederlage im Klassiker gegen Borussia Dortmund war die Laune beim FC Bayern endgültig dahin.
Der Trainer hakte die Meisterschaft wegen der 13 Punkte Rückstand auf Leverkusen ab. "Ich habe keine Hoffnung mehr", sagte Tuchel, "Glückwunsch nach Leverkusen." Auch Offensiv-Routinier Thomas Müller befand: "Jetzt ist das natürlich komplett vom Tisch."

Thomas Müller, Thomas Tuchel (beide FC Bayern), Nico Schlotterbeck, Sebastian Kehl und Edin Terzic (BVB) nach dem 2:0-Sieg der Dortmunder in München im Interview.

01.04.2024 | 03:08 min

Bayern droht erste titellose Saison seit 2012

Auch wenn es theoretisch noch möglich wäre, die Werkself abzufangen, endet in dieser Saison realistisch betrachtet die Vorherrschaft des FC Bayern in der Bundesliga nach zuletzt elf Titelgewinnen in Serie - zumindest vorübergehend. Gut möglich, dass die Münchner sogar auf ihre erste titellose Saison seit zwölf Jahren zusteuern. Mit einer Leistung wie im Vergleich der beiden deutschen Champions-League-Viertelfinalisten dürfte gegen Arsenal wenig auszurichten sein.
Doch erst einmal saß der Frust tief über die erste Heimniederlage gegen Dortmund in der Bundesliga seit zehn Jahren.
Das ist für mich völlig frustrierend und völlig unerklärlich.
Joshua Kimmich
Es habe "an allem gefehlt", kritisierte der deutsche Nationalspieler die seiner Meinung nach mangelnde Einstellung scharf und appellierte an die Kollegen, jeder solle sich an den freien Ostertagen hinterfragen. Für Kimmich steht fest: "Wenn wir so auftreten, wird es schwer nächste Woche in Heidenheim und auch in der Champions League."

Eberl definiert neues Ziel

Die Bayern hatten zwar ordentlich begonnen und waren nach dem Rückstand durch Karim Adeyemi (10.) zu Chancen gekommen. Doch insgesamt erkannte Sportvorstand Max Eberl "zu wenig Energie und Wille", er kritisierte: "Wir sollten Bayern München schon so vertreten, wie es sich gehört." Das sei nicht gelungen, die Leistung sei "sehr bescheiden" gewesen. Exemplarisch dafür stand Julian Ryersons 0:2, als die Bayern jegliche Gegenwehr vermissen ließen (83.).

Alonsos Ja zu Leverkusen habe Bayern-Sportvorstand Eberl nicht überrascht. Alonso sei ein "Ehrenmann", dem Treue viel bedeute. Bayern werde weiter seine Kandidaten-Liste abklopfen.

30.03.2024 | 04:42 min
Eberl definierte am ZDF-Mikrofon ein neues Ziel, weil der Rückstand auf Leverkusen nun größer ist als die zehn Punkte Vorsprung auf Platz fünf. Er forderte:
Die Champions-League-Qualifikation, das hört sich jetzt etwas skurril an, aber die sollten wir schon relativ schnell eintüten.
Max Eberl

Trainer-Lösung beim FC Bayern so schnell wie möglich

Parallel dazu muss Eberl einen Nachfolger für Tuchel finden, der am Saisonende gehen muss. Xabi Alonso fällt als Lösung aus, weil der Spanier auch kommende Saison Leverkusen trainieren will. "Wir haben Ideen, wir haben klare Vorstellungen, Christoph (Sportdirektor Freund, d. Red.) und ich und der Klub, und die versuchen wir jetzt zu realisieren, so schnell wie es geht", sagte Eberl.
Näher einlassen wollte er sich zu den Kandidaten nicht, auch nicht zu einer etwaigen Rückkehr von Bundestrainer Julian Nagelsmann, der vor einem Jahr gehen musste, ehe Tuchel die Bayern übernahm. Immerhin ein Scherz ging Eberl nach seinem ersten Klassiker doch über die Lippen. Er habe Freunden geschrieben: "Ihr sucht am Sonntag Eier und ich suche den Trainer", erzählte er.

BVB-Trainer Edin Terzic lobt

So groß der Frust bei den Bayern, so groß waren Freude und Lust bei der Borussia nach dem fünften Pflichtspielsieg in Serie und dem ersten gegen ein Topteam der Bundesliga in dieser Saison. "Wir haben unser Champions-League-Gesicht gezeigt", lobte Trainer Edin Terzic und hob die Innenverteidiger Mats Hummels und Nico Schlotterbeck als "herausragend" hervor.
Beim BVB hoffen sie nun auf mehr in ihren schweren Spielen des Aprils gegen Stuttgart, Atlético Madrid, Leverkusen und Leipzig. Der Sieg im Klassiker sei "ein wichtiges Signal" gewesen, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl. Die Bayern hatten solch ein Signal nach innen und außen verpasst.

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