: Boxverband entzieht ZDF die Arbeitserlaubnis

05.05.2023 | 12:45 Uhr
Weil ZDF-Journalisten kritisch über den Amateur-Box-Weltverband berichten wollten, verlieren sie ihre Akkreditierungen. Der deutsche Sportjournalistenverband zeigt sich bestürzt.
Der in der Kritik stehende internationale Amateur-Box-Weltverband (IBA) unter der Führung des russischen Präsidenten Umar Kremlev hat die Berichterstattung von Journalisten unterbunden.
Die IBA verweigert dem ZDF die Akkreditierung für die WM in Taschkent, also die offizielle Arbeitserlaubnis.
Der serbische Boxer Milan Savich (r.) in Taschkent im Kampf gegen den Russen Sharabutdin Atayev.Quelle: IMAGO/Alexey Filippov

ZDF wird an Berichterstattung gehindert

Seit dem 1. Mai richtet der Verband seine Weltmeisterschaft der Männer in der usbekischen Hauptstadt aus. Das ZDF wollte mit Reporter Markus Harm und einem Kamerateam von vor Ort berichten, doch der Verband verhinderte das, schloss die Journalisten von der WM aus. Auch anderen Journalisten wurde die Berichterstattung untersagt.
Ein nicht tolerierbarer Eingriff in die Pressefreiheit, wie André Keil vom Verband deutscher Sportjournalisten (VDS) sagt.
Da kommen wir immer mehr in die totalitären Strukturen hinein.
Verband deutscher Sportjournalisten
"Allerdings ist das eine neue Qualität. Wann hat es das in den letzten Jahren oder auch Jahrzehnten gegeben, dass Akkreditierungen verweigert wurden für ganz normale Berichterstattung?"
Der Präsident des internationalen Sportjournalistenverbandes (AIPS), Gianni Merlo, hat sich in einem offiziellen Schreiben an die IBA über die Nichtakkreditierung beschwert. "Das ist überhaupt nicht akzeptabel. Die Pressefreiheit ist ein wichtiges Instrument, (...) wir protestieren heftig gegen dieses Verhalten."

Europa ist weltweit die sicherste Region für Journalistinnen und Journalisten. Deutschland liegt hier nicht in der Spitzengruppe. Eine Bilanz zum Welttag der Pressefreiheit.

03.05.2023

Irritation über deutsche Sportler in Usbekistan

Vor wenigen Tagen hatte sich der deutsche Boxverband verwundert über zwei Athleten gezeigt, die bei der Amateur-WM in Usbekistan unter deutscher Flagge boxten. Der Verband hat offiziell keine Sportler zu den Titelkämpfen in Taschkent geschickt und den Weltverband IBA deshalb um Klarstellung gebeten.
Umar Kremlev, seit Dezember 2020 Präsident der IBA, und sein Verband haben bei der WM in Taschkent als erster internationaler Sportverband seit dem Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine Athleten aus Russland und Belarus unter eigener Flagge und mit eigener Hymne zugelassen. Auch das ein Affront gegenüber der internationalen Sportgemeinschaft.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat die IBA seit 2019 suspendiert und beschäftigt derzeit eine eigene Kommission, um einen – wie es heißt – umfassenden Bericht über die Praxis und die Aktivitäten der IBA zu erstellen.
Es geht unter anderem um krumme Machenschaften, gekaufte Urteile, verschobene Kämpfe und fragwürdige Finanzgebaren.

Boxen ab 2028 nicht mehr olympisch

Schon bei den Olympischen Spielen in Tokyo 2021 hat das IOC die Boxwettkämpfe eigenständig organisiert und durchgeführt, da das IOC kein Vertrauen mehr in den internationalen Boxverband hatte. In Paris 2024 wird das erneut der Fall sein.
Für die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles steht das Boxen nicht mehr im Programm. Das würde das endgültige Aus des Amateurboxens bedeuten, einer Kernsportart, die seit 1904 bei allen Olympischen Spielen ausgetragen wurde und viele berühmte Olympiasieger hervorgebracht hat, wie Cassius Clay (später Muhammad Ali), Joe Frazier, Wladimir Klitschko oder auch Henry Maske.
Quelle: ZDF

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