: Warum der 1. FC Köln in der Krise steckt

von Ralf Lorenzen
11.01.2024 | 17:00 Uhr
Abstiegsplatz, Abgang des beliebten Steffen Baumgart, dazu eine Transfersperre: jede Menge Druck beim 1. FC Köln. Neutrainer Timo Schultz setzt auf seinen Kapitän und die Jugend.

Tabellenplatz 17, Baumgart-Aus, Transfersperre: Für den 1. FC Köln könnte die Lage kaum schlimmer sein. Wie konnte es so weit kommen? Wie geht es weiter? Der neue Bolzplatz.

11.01.2024 | 14:22 min
Im Dezember vergrößerte eine missglückte Pressekonferenz den Unmut der Mitglieder so stark, dass das Präsidium des 1. FC Köln kurzfristig zu einer als "Stammtisch" deklarierten Aussprache einlud.

Qualitätsverlust nicht aufgefangen

"Mir als Verantwortlichem ist es nicht gelungen, die Abgänge von Jonas Hector und Ellyes Skhiri aufzufangen", lautete die zentrale Selbstkritik von Sportchef Christian Keller, mit der er nicht nur den 1.000 am Mittwochabend anwesenden Gästen aus dem Herzen sprach.

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"Der Qualitätsverlust war über die Jahre viel zu groß und ist eben nicht durch Transfers aufgefangen worden", sagt Marc Merten, Geschäftsführer des Fanportals Geissblog im aktuellen Bolzplatz.
Auch Stürmer Anthony Modeste und Mittelfeldakteur Salih Özcan wurden nicht adäquat ersetzt. Aber vor allem die Abgänge von Hector, der seine Karriere nach der letzten Saison beendete, und des zu Eintracht Frankfurt gewechselten Skhiri schmerzen bis heute.

Zu viel Hoffnung auf Baumgart gesetzt

"Das sind dramatische Abschiede", sagt Christian Löhr vom "Kölner Stadtanzeiger" im Bolzplatz.
Man kann sich das außerhalb Kölns wahrscheinlich gar nicht vorstellen, was diese beiden Spieler bedeutet haben.
Christian Löhr vom "Kölner Stadtanzeiger" über Jonas Hector und Ellyes Skhiri
Nach Ansicht von TV-Reporter Wolf Fuss haben sich die Kölner Verantwortlichen nach diesen Verlusten zu sehr auf die Qualitäten von Trainer Steffen Baumgart verlassen. "Zu viel Hoffnungen und zu wenig Substanz", so Fuss.

Konsolidierung auf Kosten der Qualität

Als Erklärungsversuch führte Keller beim Mitgliederstammtisch an, dass die Vereinsführung zwei wichtigere Aufgaben hätte, als "Spieler zu holen, mit denen ihr dann zufrieden seid". Die erste Aufgabe sei, die Insolvenz des 1. FC Köln zu verhindern, die zweite, den Mitarbeitern einen sicheren Arbeitsplatz zu bieten.

Nach der Trennung von Steffen Baumgart hat der 1. FC Köln einen neuen Trainer präsentiert. Timo Schultz, zuvor bei St. Pauli und Basel tätig, soll die Kölner retten.

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Wirtschaftlich hat Keller den 1. FC Köln tatsächlich auf Kurs gebracht: Abnahme bei den Verbindlichkeiten, positives Jahresergebnis 2022/23, Zunahme des Eigenkapitals. Damit auch sportlich der Turnaround in sichere Gefilde geschafft wird, wurde Timo Schultz als Nachfolger von Baumgart verpflichtet.

Kainz wieder auf dem linken Flügel

Schultz, der vor dreieinhalb Jahren beim FC St. Pauli als Profi-Trainer debütierte, scheint erkannt zu haben, dass das Team wieder eine dominante Figur braucht, an der es sich aufrichten kann. So versetzte er Florian Kainz wieder auf seine Lieblingsposition auf dem linken Flügel.
Kainz war von Baumgart zwar zum Kapitän gemacht, auf dem Platz zuletzt aber zwischen verschiedenen Positionen hin und her geschoben worden.

Schultz kein typischer Feuerwehrmann

Schultz sieht sich nicht als typischen Feuerwehrmann, sondern will die Spieler auch entwickeln. Als zweite wichtige Maßnahme nahm er die Nachwuchshoffnungen Justin Diehl und Damion Downs in den Kader.
Diehl war zuletzt nur in der Regionalliga-Mannschaft zum Einsatz gekommen, weil er seinen 2024 auslaufenden Vertrag nicht verlängern will.

Chance für Talente wegen Transfersperre

"Ich hatte gesagt: Wer hier als Nachwuchsspieler nicht verlängert, wird nicht so gefördert wie andere, die verlängern", sagte Keller beim Stammtisch. "In der Situation, in der wir jetzt sind, kann ich nicht an dem Prinzip festhalten."
Mit Diehl verzeichnet die Mannschaft trotz der vom Sportgerichtshof CAS (wegen angeblicher Anstiftung eines slowenischen Juniorenspielers zum Vertragsbruch) verhängten Transfersperre so etwas wie einen Neuzugang.
Wolf Fuss warnt allerdings davor, den jungen Spielern zu viel Verantwortung aufzubürden. "Wir reden über 17-, 18-Jährige, also über talentierte Jugendspieler. Und die sollen jetzt plötzlich diesen Klub retten!?"

Podolski soll als Identifikationsfigur kommen

Nicht zu jung für Verantwortung ist ein anderer, der nach den Abgängen von Hector und Baumgart die nach Ansicht vieler dringend erforderliche Identifikationsfigur werden könnte: Lukas Podolski.
Er sollte sich bereit erklären, im Präsidium mitzuwirken.
Christian Löhr, "Kölner Stadtanzeiger", über Lukas Podolski
"Er hat Profifußball vollständig durchgespielt und ein riesiges Herz für den 1. FC Köln." Beim Neustart gegen den 1. FC Heidenheim am Samstag müssen dennoch Kainz, Diehl und Co. den weiteren Niedergang stoppen.

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