Kommentar

: Kein One-Night-Stand

von Hermann Valkyser
14.04.2024 | 19:20 Uhr
Bayer Leverkusen hat mit der beeindruckenden Art und Weise des Meisterschafts-Triumphs Geschichte geschrieben. Und es spricht vieles dafür, dass der Verein noch nachlegen kann.
Trainer Xabi Alonso feiert mit seinen Spielern von Bayer LeverkusenQuelle: dpa
Fußball-Deutschland wirkt schockverliebt nach diesem ersten Mal: Deutscher Meister ist Bayer 04 Leverkusen! Ein atemberaubender Siegeszug des einstigen Vizekusen, der seinesgleichen sucht.

Bayers Liebe für gemeinschaftliche Topleistung

Wie das so ist beim ersten Mal, gibt’s so viele aufregende Dinge zu entdecken bei einem Klub, der schon fünfmal Vize-Meister der Fußball-Bundesliga wurde, 2002 sogar drei Titel in einer Saison hauchdünn verspielte.
Der Makel des ewigen Zweiten machte die Werkself nicht unbedingt sexy, aber sie haben am Rhein die Lust nach dem Erfolg nun endlich kanalisieren können: in einer wundersamen Mischung aus jugendlicher Unbekümmertheit, Visionen eines immer noch Trainer-Novizen in der ersten Bundesliga und perfekter Kaderzusammenstellung. Und am Ende zählte bei ihrem unbestrittenen, großen Können am Ball vor allem die neue Liebe für gemeinschaftliche Topleistung.

Der Meistermacher Xabi Alonso

Xabi Alonso. Sein Name stand bislang für den personifizierten Erfolg als Spieler. Seit heute nun also auch als Trainer mit einem Meistertitel dekoriert. Vieles spricht dafür, dass dies kein One-Night-Stand bleiben wird. Der Spanier, ein Mann der leisen Töne und lauten Taten. Wie Alonso es vollbracht hat, den kompletten Kader motiviert und jederzeit teambeseelt zu halten, ist sein wohl größtes Verdienst.
Jammern über bittere Ausfälle? Nicht ein einziges Mal! Lamentieren über die vermeintlich entstehende spielerische Lücke zu Jahresbeginn durch die Abstellung zum Afrika-Cup von Topstars wie Boniface oder Tapsoba? Mitnichten! Lieber probte er den Ernstfall schon im Dezember gegen Bochum, als die Leistungsträger noch da waren. So hat Alonso sie einfach alle mitgenommen.
Seine strategische Genialität, die er schon in kurzen Hosen unter Beweis gestellt hat, konnte der Spanier auf seine Spieler übertragen. Fast wirkte es, als ob seine Besonnenheit und Demut beim einstigen Heißsporn Granit Xhaka eine besondere Form der Erleuchtung ausgelöst haben: das Wirken des Neuzugangs plötzlich geprägt von Geduld, Qualität und dem Glauben an die eigene Stärke. Die Lobeshymnen aus dem Mannschaftskreis sind unisono: Xabi Alonso, ein grandioser Typ, der personifizierte Siegeswille. Ein Meistermacher.

Der Mannschaftsmeistermacher Rolfes

Gefunden von einem Mannschaftsmeistermacher. Sportgeschäftsführer Simon Rolfes hat ihn installiert, als der jungen Leverkusener Mannschaft in der vergangenen Saison das Wasser bis zum Hals stand. Und seitdem nahm die wundersame Reise bis zum Meistertitel unaufhaltsam ihren Lauf.
Seine Neueinkäufe wie Xhaka oder Boniface oder Grimaldo oder Hofmann oder … der Volltreffer sind es viele. Und doch sagte Rolfes neulich im ZDF:
Dass über die Transfers im Sommer geredet wird, ist normal. Aber wichtig sind auch die Spieler, die da sind.
Simon Rolfes, Sportgeschäftsführer Bayer Leverkusen
Das gilt eben nicht nur für solche jugendlichen Ausnahme-Alleskönner wie Florian Wirtz. Wenn jeder das Gefühl bekommt, dass er tatsächlich gebraucht wird, dann kann Großes entstehen.

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Rolfes hat zudem den drittjüngsten Kader der Bundesliga zusammengestellt - das klingt an sich schon wie eine bedrohliche Kampfansage an die Konkurrenz wie Serienmeister Bayern. Würde aber, und auch das hat den Charme des Neuen, in Leverkusen wohl nie jemand so klar formulieren.
Das bekannte bayerische "Mia san mia" hat bei Bayer in dieser Saison eine ganz neue Ausprägung erhalten. Leverkusen hat so oft in der Nachspielzeit Spiele komplett gedreht, dass der Begriff "Bayern-Dusel" leicht in "Bayer-Dusel" gewandelt werden könnte. Allein: mit Glück scheint dieses Phänomen kaum erklärbar. Eher mit Mentalität und einem Selbstläufer in Erfolgszeiten: wenn Du selbst so fest dran glaubst, dass auch die Gegner irgendwann dran glauben und Angst bekommen. So wird man eben Meister.

Vizekusen mutiert zu Meisterkusen

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