: Neuzugang Kim: Ein "Monster" als Dompteur

von Maik Rosner
27.07.2023 | 07:17 Uhr
Auf der Asien-Tour steht Bayerns Neuzugang Min-jae Kim schon im Mittelpunkt. Gegen ManCity blieb er noch außen vor, sein Debüt wird er wohl am Samstag gegen Kawasaki geben.
Bringt Stabilität in Bayerns Defensive: Das "Monster" Min-jae Kim.Quelle: Imago
Wenn Min-jae Kim gerade nicht Fußball spielt, ist er zurückhaltend. Aber beim Kicken wolle er ein "Leader" sein, so hatte er sich beim FC Bayern vorgestellt. Da muss sich der Südkoreaner nun umstellen. Im Mittelpunkt des Interesses steht er auf der PR-Tour der Münchner durch Asien durchaus auch neben dem Platz.
Die Bayern setzen auf den hünenhaften Innenverteidiger als wesentliches Gesicht der Reise. Der wohl wegen weiterer Verhandlungen mit Tottenham um Mittelstürmer Harry Kane in München gebliebene Jan-Christian Dreesen hofft, dass Kim die Absenz von Manuel Neuer und Thomas Müller teils auffängt.

Kim "in Korea eine Legende"

Die Kapitäne waren nicht mitgeflogen, um daheim ihr Aufbautraining fortzusetzen. Kim sei "in Korea schon eine Legende" und habe auch in Japan "einen exzellenten Ruf, das hilft uns natürlich", hatte der Vorstandschef gesagt.
Kim war zunächst skeptisch, wie groß seine Popularität fernab seiner Heimat ist. "In Korea bin ich berühmt geworden", sagte er, wie es anderswo in Asien sei, wisse er nicht.

1:2 im Test gegen Manchester City

Das erfährt Kim, im Verteidigerland Italien beim Meister SSC Neapel in der vergangenen Saison der beste Innenverteidiger der Serie A, nun noch bis zum 2. August, wenn der abschließende Test gegen Jürgen Klopps FC Liverpool in Singapur ansteht.
Der Test am Mittwoch gegen Pep Guardiolas Manchester City brachte wenig Aufschlüsse. Bei der 1:2-Niederlage wechselte Bayern-Coach Thomas Tuchel angesichts der Strapazen zur Halbzeit die komplette Mannschaft aus. Auch Guardiola rotierte und brachte unter anderem Top-Torjäger Erling Haaland und Final-Torschütze Rodri. Tuchel ließ Kim erstmal außen vor.

Tuchels lobt und hofft auf neues Level

Eher schon am Samstag gegen Kawasaki Frontale dürfte er sein Debüt geben. Tuchel erinnerte an Kims "fantastische Saison in Neapel und auch in der Champions League", Kim habe "sehr zuverlässig" gespielt.
Er hat bei jedem Vereinswechsel ein neues Level erreicht.
Thomas Tuchel
Darauf hoffen die Münchner auch jetzt. Seinem Spitznamen "Monster" ist Kim beim FC Bayern noch nicht gerecht geworden. Statt als bösartiges und furchterregendes Geschöpf hat er sich als netter 26 Jahre alter Mann präsentiert, vor dem keiner Angst haben muss, nicht einmal die gegnerischen Stürmer.
In seiner ganzen Karriere, in 221 Vereinsspielen und weiteren 49 Einsätzen für Südkoreas Nationalteam, hat Kim nicht eine einzige glatt rote Karte gesehen.

Vorausschauende Spielweise

Sein Spitzname "Monster" ist als Kompliment für seine Verteidigungskunst zu verstehen. Im Grunde ist es sogar umgekehrt: Das vermeintliche "Monster" muss eher als Dompteur oder Bändiger betrachtet werden. Schließlich versteht es Kim geschickt, die Angreifer einzufangen und am Toreschießen zu hindern.
Das gelingt ihm oft mit einer vorausschauenden Spielweise, durch die er viele Bewegungen, Pässe und Bälle früh erahnt. Lässt sich ein Zweikampf nicht vermeiden, kann Kim von seinem 1,90 Meter großen Körper robust, aber meist regelkonform, Gebrauch machen.

In Champions League nie umdribbelt

Im Schnitt sah Kim in seinen bisher 270 Einsätzen im Verein und im Nationalteam alle 7,3 Spiele Gelb und zudem zweimal Gelb-Rot. Das ist nicht viel für einen Innenverteidiger. In der vergangenen Saison der Serie A waren es fünf gelbe Karten in 35 Einsätzen.
Bemerkenswert: Während seiner neun Einsätze oder 786 Spielminuten in der vergangenen Saison der Champions League wurde Kim kein einziges Mal umdribbelt. Hinzu kommen seine Stärken im Spielaufbau und eine gute Technik.

Ex-Coach Spalletti schwärmt von Kim

Kim trug in der vergangenen Saison maßgeblich zu Neapels Meistertitel bei. Sein damaliger Trainer Luciano Spalletti bezeichnete Kim als derzeit "besten Innenverteidiger der Welt".
Zudem befand Spalletti, Kim mache "pro Spiel mindestens 20 unglaubliche Dinge. Wenn er mit dem Ball losläuft, ist er innerhalb von fünf Sekunden im gegnerischen Strafraum." Für den FC Bayern aber wohl noch nicht gegen ManCity.

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