: Von Meisterträumen und Titeljägern

von Maik Rosner
20.01.2023 | 08:56 Uhr
Kahn ist kein Hellseher in puncto Liga-Neustart und für Leipzigs Werner ist Konstanz der Schlüssel zur Restsaison. Wer holt den Titel und kämpft international? Ein Ausblick.
Thomas Müller will gegen Leipzig die Tabellenführung weiter ausbauen.Quelle: dpa
Als Oliver Kahn über den Start in die zweite Saisonhälfte sprach, passte seine äußere Gelassenheit nicht so recht zu dem, was über seine Lippen kam. "Man weiß nicht so hundertprozentig, wo man steht", sagte der Vorstandschef des FC Bayern vorm Bundesliga-Auftakt am Freitag bei RB Leipzig und ergänzte, es sei "ganz schwer einzuschätzen, wie so ein erstes Spiel läuft".
Was klang, als blicke Kahn etwas besorgt auf die Reise des Tabellenführers aus München zum Dritten nach Leipzig, war in Wahrheit nur dem Umstand geschuldet, dass nicht einmal der ehemalige Torwart für sich beansprucht, zur Hellseherei fähig zu sein. Doch spätestens seit der Verpflichtung von Keeper Yann Sommer fühlen sich die Bayern gewappnet für die kommenden Herausforderungen, für die nationalen sowieso.

Müllers pralles Selbstbewusstsein

Aus Thomas Müller sprach sogar schon vorher das pralle Selbstbewusstsein. Man wolle in Leipzig "nicht nur ein Zeichen setzen, sondern auch punktemäßig weiter davonziehen", sagte er.
Mit dem aktuellen Trainer Marco Rose hat RB seit dessen Amtsübernahme Anfang September ebenso wie die Bayern 23 Punkte erwirtschaftet. Die sechs Zähler Differenz in der Liga zwischen beiden Mannschaften resultieren aus der Frühphase der Saison. Auch deshalb warnte Bayerns Trainer Julian Nagelsmann:
Wenn wir nicht gewinnen oder verlieren sollten, ist es sehr, sehr spannend wieder.
Julian Nagelsmann, Trainer FC Bayern

Eberls kleine Hoffnung

Bei RB hoffen sie natürlich darauf. Den großen Meisterkampf rufen sie aber nicht aus. Nationalstürmer Timo Werner sagte in der "Sport Bild":
Noch wichtiger, als die Bayern zu schlagen, ist die Konstanz danach.
Timo Werner, Stürmer bei RB Leipzig
Er befand, die Meisterschaft werde gegen die anderen Gegner entschieden.
Sportvorstand Max Eberl erinnerte, dass die Münchner kaum aufzuhalten seien. Seine kleine Einschränkung: "Aber wenn Bayern mal Probleme hat – und jetzt haben sie vielleicht das ein oder andere kleine –, dann möchte man da sein."

Bayerns Ausfälle

Neben Manuel Neuer (Beinbruch) fällt auch Lucas Hernández (Kreuzbandriss) für den Rest der Saison aus, Sadio Mané und Noussair Mazraoui stehen frühestens im Laufe des Februars wieder zur Verfügung. Doch reicht das, damit die Konkurrenz den elften Meistertitel der Münchner in Serie verhindern kann? Realistisch betrachtet sehr wahrscheinlich nicht.
Beim aktuellen Zweiten Freiburg befassen sie sich damit gar nicht erst. Trainer Christian Streich würde wohl auch jeden, der allen Ernstes Meisterfantasien entwickelt, beispielsweise zum Schneeschippen vor sämtliche Arztpraxen des Schwarzwalds schicken, um ihn wieder zu erden.

Frankfurts Ziel

Ähnlich sieht das bei Urs Fischer und Union Berlin aus. Aus Frankfurt waren dagegen Meisterträume zu vernehmen, jedenfalls von Eintracht-Legenden. Zum Ziel gesetzt hat sich die aktuelle Belegschaft mit Trainer Oliver Glasner, Rang vier zu behalten.
"Wir wollen mit aller Macht diesen Platz verteidigen", sagte Sportvorstand Markus Krösche.
Wir wollen am Ende der Saison auf den Champions-League-Plätzen stehen.
Markus Krösche, Sportvorstand Eintracht Frankfurt

Dortmunds Träume

Dort muss auch Dortmund hin. Die Königsklasse zu verpassen, können sie sich bei der Borussia kaum leisten. Niklas Süle, vor der Saison vom FC Bayern zum BVB übergelaufen, hofft sogar noch auf den Titel.
Der Innenverteidiger erinnerte daran, dass Dortmund 2018/19 neun Punkte Vorsprung auf die Münchner verspielt hatte. Aber kann das realistisch betrachtet auch umgekehrt passieren? Streich hätte bestimmt noch eine Schnee-Schaufel übrig.

Alonsos Optimismus

Und sonst? Wolfsburg und Mönchengladbach dürfen noch auf den Europapokal hoffen, auch Leverkusen und Hoffenheim könnten diesen mit einem Lauf noch erreichen. Leverkusens Trainer Xabi Alonso hält sogar den Einzug in die neun Punkte entfernte Champions League für "noch machbar". Prognose: Das ist ungefähr so wahrscheinlich wie neun Schneetage hintereinander in der Stadt am Rhein.

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