: Bayern - Union: Spitzenspiel der Gegensätze

von Florian Vonholdt
26.02.2023 | 08:39 Uhr
Stimmungsmäßig trennen den FC Bayern und Union Berlin Welten. Nicht so tabellarisch. Aber: Kommt dem angezählten Rekordmeister im Topspiel Unions Erfolgsserie sogar zugute?
Die Trainer der beiden Spitzenteams: Julian Nagelsmann und Urs FischerQuelle: imago
Als die Sensation geschafft war, vereinigten sich die Fans von Union Berlin zu einem großen Fischer-Chor. Lauthals skandierten sie am Donnerstag nach dem 3:1 in der Europa League gegen Ajax Amsterdam den Namen ihres Erfolgstrainers: "Urs Fischer" hallte es von den Rängen der Alten Försterei - der Schweizer buchstäblich in aller Munde. Nicht nur bei den eigenen Anhängern.
Wenn einem Übungsleiter zugetraut wird, ein Mann für den FC Bayern zu sein und den wohl schwierigsten Trainerjob im deutschen Fußball meistern zu können, muss er vieles richtig machen.

Fischer und der FC Bayern: "Warum nicht?“

Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus adelte den Coach vom Überraschungsdritten aus Köpenick vor dem Bundesliga-Spitzenspiel in der Allianz Arena, als er via "Sport Bild" verlauten ließ: "Fischer hat die Fähigkeiten, jeden Verein in der Bundesliga zu trainieren. Vielleicht auch eines Tages den FC Bayern, warum nicht?"

Union Berlin sorgt in der Bundesliga für Furore und hält sich in der Spitzengruppe. Sportjournalist Manu Thiele geht der Frage nach, ob die "Eisernen" tatsächlich titelreif sind.

23.02.2023 | 14:52 min
Bekannt ist jedoch auch, dass in München der Wind so rau weht, wie bei keinem anderen Klub. Diese Erfahrung macht gerade Fischers Kollege Julian Nagelsmann. Der muss nach nur zwei Siegen in sechs Spielen 2023 nicht nur die Ergebniskrise in der Liga moderieren, sondern auch einige unangenehme Angelegenheiten abseits des Platzes.

Ärger für Bayern-Trainer Nagelsmann

Die Causa Manuel Neuer etwa. Oder seine letztwöchige Verbalattacke in Richtung der Schiedsrichter nach der Pleite in Mönchengladbach. Die bescherte ihm immerhin keine Sperre für das Topspiel gegen Union, kostete ihn aber 50.000 Euro Strafe.
Von derartigen Wutausbrüchen ist der besonnene Fischer so weit entfernt wie Union von den Abstiegsplätzen. Den Turbulenzen in München sowie der nicht enden wollenden Erfolgsserie der "Eisernen" ist es zu verdanken, dass die Partie ein Spitzenspiel ist.

Bayerns Kader fast zehnmal mehr wert

Die wirtschaftlichen Gegensätze beider Klubs sind dabei mindestens so gewaltig wie jene in Sachen Stimmungslage. Zum Vergleich: Der Rekordmeister setzte im Geschäftsjahr 2021/22 rund 666 Millionen Euro um, Union 122. Der Gesamt-Marktwert von Bayerns Kader wird auf knapp eine Milliarde Euro beziffert. Der Kader der Berliner auf nicht einmal 120 Millionen Euro.
Und dennoch gibt es bundesliga- und spätestens nach dem Ajax-Coup auch europaweit wohl niemanden mehr, der Union noch unterschätzt. Selbst Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß nicht, der bekanntlich selten um einen Seitenhieb gegenüber der Konkurrenz verlegen ist.

Hoeneß lobt Union in höchsten Tönen

"Wer die nicht ernst nimmt, der muss aufpassen", warnte Hoeneß dieser Tage.
Vom Trainer über den Manager bis zum Präsidenten: Die machen einen super Job.
Uli Hoeneß
Am Sonntag aber, so sein Appell, "da müssen wir sie unbedingt schlagen." Verloren haben die Bayern in sieben Duellen gegen Union noch nie (vier Siege, drei Remis). Aber der Gegner war auch noch nie so stark - und man gleichzeitig derart angeschlagen.

Geht der "Wahnsinn" auch in München weiter?

Doch vielleicht kommt Unions Erfolg den Münchnern sogar zugute. Joshua Kimmich & Co. konnten sich in dieser Woche regenerieren, während die Berliner Schwerstarbeit für die Sensation gegen Amsterdam verrichten mussten. Und weiterhin in drei Wettbewerben vertreten sind. Mit einem Kader, der das, im Gegensatz zu dem der Bayern, noch nicht über Jahre hinweg gewohnt ist.
Gänzlich abwegig erscheint es angesichts der Euphorie bei Spielern und Fans dennoch nicht, dass Trainer Fischer am Sonntag einen Satz wiederholt, den er schon nach den Siegen in Leipzig vor zwei Wochen und gegen Ajax am Donnerstag sagte: "Der Wahnsinn geht weiter." Und dann ganz sicher wieder mit Fischer-Sprechchören von den Rängen.

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