: Gvardiol: Der 100-Millionen-Euro-Lehrling

von Ullrich Kroemer
28.11.2023 | 08:12 Uhr
Der Ex-Leipziger Josko Gvardiol ist der teuerste Verteidiger der Welt. Noch sucht er bei Manchester City aber nach seiner Rolle und Stabilität.
Auf der Suche nach seinem Platz: Josko Gvardiol von Manchester City (hier im Zweikampf mit Chelseas Cole Palmer).Quelle: Reuters
Dani Olmo von RB Leipzig musste nur kurz überlegen, welche Eigenschaft er an Josko Gvardiol am meisten schätzt. Außerordentlich "bescheiden" sei sein kroatischer Freund von ManCity, sagte der Spanier bei einem von beiden Klubs organisierten Videocall-Match an der Konsole vor dem Champions-League-Match zwischen Manchester City und RB Leipzig (Dienstag, 21 Uhr, Zusammenfassung am Mittwoch in der sportstudio-Champions-League-Sendung).
Als Beispiel erzählte Leipzigs derzeit verletzter Spielmacher die Anekdote von Gvardiols erstem Tor für Dinamo Zagreb, wo beide ihren Durchbruch feierten. Mit 17 Jahren hatte sich Gvardiol nach der Torpremiere bei den Profis und einem 1:0-Sieg in die Straßenbahn gesetzt und war nach Hause gefahren. "Ich hatte ja noch keinen Führerschein", kommentierte Gvardiol lachend.

Gvardiol: Der teuerste Abwehrspieler der Welt

Die Geschichte klingt wie eine Story aus den 1980er Jahren, ist aber gerade erst vier Jahre her. Inzwischen ist der bescheidene Josko Gvardiol zum teuersten Abwehrspieler der Welt avanciert. Etwa 100 Millionen Euro überwies Manchester City im Sommer an RB Leipzig für den WM-Dritten.
So lief das Hinspiel in Leipzig:

RB Leipzig hat ein gutes Champions-League-Heimspiel gegen Manchester City geboten, bleibt am Ende aber ohne Lohn: Die hochklassig besetzten Engländer setzten sich mit 3:1 durch.

04.10.2023 | 03:00 min
An dessen Demut habe sich auch beim Champions-League-Sieger ManCity nichts verändert, versichert Olmo. Gvardiol, der als Sohn eines Fischers aus einfachen Verhältnissen stammt, wirkt in der Öffentlichkeit noch immer auf eine sympathische Art schüchtern. "Wir wussten, dass er ein unglaublicher Mensch ist. Das ist es, wonach ich zuerst suche", sagte City-Trainer Pep Guardiola jüngst über seinen Wunschspieler.

Auf der Suche nach dem Stammplatz

Auf dem Platz streift der Linksfuß diese Zurückhaltung normalerweise ab und wird zum "Krieger" und zur "Maschine", wie Olmo es umschreibt. Zumindest, wenn der bullige und bärtige 1,85-Meter-Mann Selbstvertrauen hat. Aktuell ist das noch nicht der Fall. Derzeit pendelt der 21-Jährige noch zwischen Ersatzbank, Außen- und Innenverteidigerposition.
Bisher durfte er nur dann als Linksverteidiger ran, wenn Guardiola mit einer Viererkette agieren ließ. Das war auch zu Beginn seiner Zeit bei RB Leipzig seine Position, um sich ins Team zu spielen.

Keine Glanzleistung gegen Chelsea

Doch im Grunde ist er auf der Außenbahn verschenkt, seine gesamten Qualitäten in den Zweikämpfen und vor allem im Spielaufbau kann er als Innenverteidiger zeigen. Am vorletzten Premier-League-Spieltag stellte Guardiola den Kroaten zum ersten Mal zentral in der Dreierkette neben Ruben Dias und Kyle Walker auf.
Doch das ging in diesem Spiel schief. Das Schützenfest endete 4:4. An den ersten drei der vier Gegentore hatte Gvardiol Mitschuld und rotierte im Topspiel am vergangenen Wochenende gegen den FC Liverpool (1:1) wieder auf die Bank.
Dem Kroaten ist der Respekt vor der neuen Liga, der Größe seines eigenen Teams und der Gegner noch anzumerken. Mehr als ein vielversprechender 100 Millionen Euro teurer Lehrling ist Gvardiol aktuell noch nicht. Doch es zählt zu seinen Stärken, neue Niveaus in kurzer Zeit zu adaptieren und an Geschwindigkeit im Kopf zuzulegen.

Guardiola lobt Gvardiol

Guardiola ist nach den ersten Monaten einverstanden mit der Entwicklung des teuren Zugangs. "Er ist sehr aufgeschlossen gegenüber dem, was wir vorhaben. Bei jeder Trainingseinheit ist er ein unglaublicher Profi", lobte der Spanier. Gegen seinen Ex-Klub RB wird Gvardiol sicher wieder auflaufen dürfen.
Auf die Duelle mit Lois Openda & Co. darf man gespannt sein. Nach der 1:2-Niederlage beim VfL Wolfsburg kündigte RB-Trainer Marco Rose für das Duell um Platz eins in der Gruppe an:
Das wird keine Klassenfahrt. Wir wollen uns zeigen, beweisen und um ein gutes Ergebnis kämpfen.
RB-Trainer Marco Rose
Josko Gvardiol wird - bei aller Bescheidenheit - gerade gegen seine früheren Kollegen hoch motiviert sein, einen besseren Eindruck zu hinterlassen als gegen Chelsea. Nur Tram fährt er inzwischen nicht mehr.
Die wichtigsten Spiele gibt es immer mittwochs ab 23 Uhr bei sportstudio.de und bei ZDFheute im Video.

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