Während die Stimmung daheim gegenüber dem Team durch das Gruppen-Aus bei der WM in Katar und die seitdem anhaltenden schwachen Leistungen auf einem Tiefpunkt ist, gab es im Vorfeld des Testspiels am Samstag in Hartford von den US-Amerikanern nur Nettigkeiten zu hören.

"Wir wissen alle, dass Deutschland ein Weltklasse-Team ist. Sie haben so viele gute Spieler, die in den besten Ligen Europas spielen", sagte US-Verteidiger Joe Scally. Und der US-Nationaltrainer ergänzt:

Für Berhalter und Scally ist es ein besonderes Match. Berhalter verbrachte die längste Zeit als Spieler in Deutschland. Der ehemalige Verteidiger kam 2002 zum damaligen Bundesligisten Energie Cottbus, absolvierte in den folgenden vier Jahren mehr als 100 Spiele für die Lausitzer und war beim Wiederaufstieg in die Eliteliga 2006 ihr Kapitän. Anschließend folgten zweieinhalb Jahre bei Zweitligist 1860 München.

Verteidiger Scally spielt bei Borussia Mönchengladbach und ist einer von neun US-Profis, die in der Bundesliga aktiv sind - oder es in der Vergangenheit waren.

Dass er nun gegen Deutschland und somit gegen viele Bundesliga-Profis spiele, sei "ein besonderes Gefühl", so Scally. "Ich habe einige Male mit Jonas Hofmann gesprochen - und jeder von uns will den anderen unbedingt besiegen", sagt der 20-Jährige. Hofmann war die vergangenen zwei Jahre in Gladbach sein Teamkollege.

Weston McKennie freut sich auf ein Wiedersehen mit Leon Goretzka. "Er war bei Schalke wie ein großer Bruder für mich", sagt der 25-Jährige, der von 2017 bis 2020 das Trikot der Knappen trug und nun für Juventus Turin spielt. Der Mittelfeldmann will im Duell gegen Goretzka sein Deutsch wieder etwas auffrischen. "Ich werde ihn reichlich bepöbeln, so wie früher", meint er mit einem Grinsen.

Das Spiel im Rentschler-Field von Hartford ist nicht nur das zwölfte Duell zwischen den USA und Deutschland, sondern auch ein Aufeinandertreffen der Gastgeber der beiden nächsten großen Fußball-Events. Deutschland richtet in acht Monaten die EM aus, die US-Amerikaner haben im Sommer 2026 zusammen mit Kanada und Mexiko die Welt zu Gast. Und dann soll Soccer endgültig den Durchbruch im Land des American Football, Basketballs und Baseballs schaffen.

Das US-Team ist seit 13 Partien unbesiegt. Die bislang letzte Niederlage gab es am 25. Januar gegen Serbien (1:2). Allerdings spielen die US-Amerikaner in den Turnieren ihres Zentralverbandes CONCACAF, wie zum Beispiel dem Gold Cup oder der Nations League, oft gegen kleine Karibik-Nationen.

Und da sind Ergebnisse wie die 6:0-Siege gegen Trinidad & Tobago und St. Kitts and Nevis, sowie ein 7:1 gegen Grenada eben maximal Wasserstands-Meldungen, aber keine richtigen Gradmesser. Deshalb freuen sie sich bei US Soccer nun auf das Duell gegen Deutschland - und am Dienstag gegen Ghana.

McKennie nennt es eine "gute Standortbestimmung" und betont, dass man eben diese Spiele gewinnen müsse, "um als Team und auch als Individualisten voranzukommen und in den kommenden Jahren erfolgreich zu sein."

Dass Deutschland mit Julian Nagelsmann einen neuen Coach hat, der die Talfahrt stoppen und neue Euphorie entfachen will, macht die Aufgabe für Berhalter um so interessanter.

Der Respekt vor dem viermaligen Weltmeister Deutschland ist hör- und spürbar. Aber viellicht wollen die Amerikaner ja auch einfach nur höfliche Gastgeber sein - zumindest im Vorfeld.