: Das DFB-Team und die Imagepflege

von Frank Hellmann
09.06.2023 | 06:06 Uhr
Ein Jahr vor der Heim-EM soll Aufbruchsstimmung erzeugt werden. Zuerst aber geht es für die deutsche Nationalelf am Montag gegen die Ukraine ins 1.000. Länderspiel.

Niclas Süle zeige weniger als er kann, so Bundestrainer Hansi Flick. Deswegen habe er den BVB-Mann fürs Ukraine-Spiel nicht nominiert. Die Tür sei aber nicht zu, sagt Rudi Völler.

09.06.2023 | 01:00 min
Immer mal wieder richteten sich die Blicke von 600 Fans gen Himmel: Unter ständiger Gefahr heranziehender Gewitter absolvierten die deutschen Nationalspieler am Donnerstagnachmittag ihre erste Trainingseinheit auf dem Campus des DFB.
Es ist eben kein leichtes Unterfangen, auf Knopfdruck vor dem 1.000. Länderspiel auf gut Wetter zu machen. Bundestrainer Hansi Flick winkte sodann bei schwülwarmer Witterung in Richtung der vollbesetzten Terrasse, als seine Protagonisten unter zartem Applaus die ersten Runden drehten.

Es geht um Volksnähe und Vorfreude

Ein Jahr vor der Heim-EM soll demonstrativ Volksnähe bezeugt und Vorfreude auf die Benefizpartie gegen die Ukraine (Montag 18 Uhr/ ZDF ZDF ab 17.35 Uhr) als Wegmarke deutscher Fußball-Geschichte verbreitet werden. Und so wurden artig reichlich Autogramme geschrieben.
Das macht die Mannschaft nahbarer, sagte Timo Werner, der auch glaubt, dass offene Türen beim Training "viele Leute glücklich machen", wenn sie eben nicht nur im Stadion "aus 30, 40 Metern einen Punkt" sähen.

Werner fällt wohl aus

Der Stürmer fällt vermutlich wegen einer Sprunggelenksverletzung vorerst noch aus ("es wird für Montag auf jeden Fall sehr, sehr eng"), wenn die DFB-Auswahl zum ersten Male seit mehr als elf Jahren wieder in Bremen vorspielt.
Erst am Osterdeich und dann in den Tests gegen Polen in Warschau (16. Juni) und gegen Kolumbien in Gelsenkirchen (20. Juni) soll eine Aufbruchsstimmung geweckt werden, was nicht so ganz leicht erscheint.

EM 2024 noch nicht richtig in den Köpfen

Die europäische Konkurrenz bestreitet in dieser ungeliebten Phase immerhin Qualifikationspartien, der Gastgeber der EM 2024 ist nur im Testmodus.
Und irgendwie ist dieses Turnier auch noch nicht wirklich bei den Fußballinteressierten als Erweckungserlebnis wie einst die WM 2006 abgespeichert. "Damals hat es das ganze Land mitbekommen", erinnerte sich Benjamin Henrichs, der damals noch Kind war.
Wir haben noch ein Jahr, den Fan mitzureißen und was gutzumachen.
Benjamin Henrichs

Hansi Flick gibt sich bescheiden

Fakt ist, dass das Nationalteam durch ihr schlechtes Abschneiden bei der WM 2018, der EM 2021 und der WM 2022 viele Anhänger vergrault hat, weil auch die Entfremdung verstörte. "Wir müssen uns das Step für Step alles wieder erarbeiten", weiß Flick.
Sein Forderungskatalog umfasst mehr Leidenschaft, mehr Biss, mehr Konstanz und mehr Konsequenz - in Defensive wie Offensive. Der Bundestrainer will nun eine Dreierkette ausprobieren, die mehr Stabilität und Variabilität vermitteln soll.

Niklas Süle hat einen Weckruf erhalten

Der 58-Jährige hat es längst nicht nur beim Appell an bessere Leistungen belassen, sondern mit Niklas Süle (Borussia Dortmund) eine vermeintliche Stammkraft erneut nicht nominiert, weil das Abwehr-Schwergewicht sein Potenzial nicht ausschöpfe: "Ich will, dass er von seiner Einstellung, von seiner Mentalität einen Schritt nach vorne macht."

Nachzügler

Kevin Schade ist nach nur einer Nacht im DFB-Quartier schon wieder von der deutschen Nationalmannschaft abgereist. Der 21 Jahre alte Angreifer vom englischen Premier-League-Club FC Brentford fällt nach Verbandsangaben "wegen leichter muskulärer Probleme" aus. Er war ohnehin nur für das erste Länderspiel vorgesehen.

Erst am Freitag werden der frisch gebackene Europapokalsieger Thilo Kehrer (West Ham United) und Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) erwartet, Ilkay Gündogan (Manchester City) und Robin Gosens (Inter Mailand) reisen wegen des Champions-League-Finals mit ihren Klubs erst nächste Woche an.

Dessen nominierten BVB-Gefährten haben die Enttäuschung über eine weggeworfene Meisterschaft sicher noch nicht verarbeitet, das Quartett vom FC Bayern weilte sogar schon im Kurzurlaub. Weshalb der Verband zur Vermeidung unangenehmer Fragen am Fronleichnam allein die vier Pokalsieger von RB Leipzig in die Pressekonferenz entsandte.
Von links nach rechts: Timo Werner, Lukas Klostermann, David Raum, Benjamin Henrichs (alle RB Leipzig).Quelle: Imago

Völler: "Schippe drauflegen"

"Die Gefühlslagen sind sehr unterschiedlich", gab Lukas Klostermann zu, versicherte indes brav, dass "große Vorfreude" herrsche. Sportdirektor Rudi Völler erwartet, dass alle nach der langen Saison "noch mal eine Schippe drauflegen".
Es würde aber nicht reichen, nur für eine Aufgabe zu brennen, "du musst auch zeigen, dass du es auf dem Platz kannst", machte der 63-Jährige deutlich.

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