: Zeigen die Fan-Proteste erste Wirkung?

von Christoph Ruf
08.02.2024 | 20:08 Uhr
Die Fanproteste gegen einen Investor werden heftiger. Nun fordern auch erste Klub-Vertreter eine Wiederholung der Abstimmung. Die DFL hält die Bedenken für unbegründet.
Unter anderem bei Zweitligaspiel Hertha BSC gegen den HSV sorgten Fans mit Tennisbällen am Wochenende für eine lange Unterbrechung.Quelle: imago
Am Donnerstagnachmittag meldete sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) mit einem ausführlichen Statement zu Wort. Es galt, den jüngsten Fanprotesten gegen den Einstieg eines Liga-Sponsors argumentativ den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Das DFL-Präsidium, las man, habe "bundesweite Fanorganisationen und die Bündnisse der Fanszenen zu weiteren Gesprächen eingeladen". Es dürfte dann darum gehen, die Befürchtungen der Fans zu widerlegen, wonach der Investoren-Einstieg zu einer weiteren Kommerzialisierung führe.
Post der DFL mit der Stellungnahme zu den Protesten

Abstimmung wiederholen? Kein Wort dazu von der DFL

Die "zentrale Botschaft" sei: "Es gibt keinen 'Ausverkauf', keinen Kontrollverlust und keinen Abschied von 50+1 - und daher auch keinen Anlass für Horrorszenarien." Kein Wort indes zu den in den vergangenen Tagen aufgekommen Forderungen, die Abstimmung zu wiederholen.
Den Stein ins Rollen hatte Mitte der Woche Michael Welling gebracht. Der Geschäftsführer des VfL Osnabrück hatte am Dienstag angekündigt, sein Verein werde beantragen, dass es künftig keine geheimen Abstimmungen mehr auf DFL-Ebene geben dürfe.

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Geheime Abstimmung verhindert Transparenz

Nur so könne man "garantieren, dass die Klubvertreter den Vereins- und Mitgliederwillen umsetzen." Bei der Abstimmung im Dezember war der Investoren-Einstieg in geheimer Wahl mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit der 36-Profivereine beschlossen worden.
Eine einzige Stimme hatte den Ausschlag gegeben. In beiden Abstimmungen - bei der ersten im Mai war die nötige Mehrheit verfehlt worden - haben mehrere Klubvertreter in Frankfurt anders abgestimmt als das Votum im Heimatverein vorgegeben hatte.

Neue Wahl? Stuttgarts Präsident macht den Anfang

Am Mittwoch brachte auch Claus Vogt, Präsident des VfB Stuttgart eine "erneute, transparente Abstimmung aller 36 Vereine" ins Spiel. Dirk Zingler, Präsident von Union Berlin, sowie Vertreter von Hertha BSC, dem Karlsruher SC und Hansa Rostock äußerten sich ähnlich.
Post von Claus Vogt, Präsident des VfB Stuttgart
Vogt will damit "auch die Situation in den Stadien beruhigen". Am Wochenende waren die Proteste in vielen Stadien besonders heftig ausgefallen. Das Spiel Hertha BSC gegen den HSV stand sogar vor dem Abbruch, nachdem über 30 Minuten Tennisbälle auf den Platz geworfen worden waren.

Der Hamburger SV hat das Topspiel in der Zweiten Liga bei Hertha BSC mit 2:1 gewonnen. Die Partie war wegen Fan-Protesten lange unterbrochen.

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Nächste Eskalationsstufe wäre Spielabbruch

Die Frage, wie so viele Bälle hineingelangen konnten, erübrigt sich: Das Olympiastadion ist ein riesiges Areal, das touristisch genutzt wird. Hier Gegenstände zu verstecken, dürfte Fans nicht so schwerfallen wie die Frage nach ihrer mittelfristigen Strategie.
Die nächste Eskalationsstufe nach einer halbstündigen Unterbrechung wäre das Herbeiführen eines Spielabbruchs. Doch davor schrecken die meisten Fanszenen derzeit zurück.

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DFL hält Sorgen der Fans für grundlos

In ihrem Schreiben betont die DFL nun erneut, dass der noch zu bestimmende Investor keinerlei Einfluss auf die Spielplangestaltung bekommen kann. Gegen den Willen der Klubs können auch keine Spiele ins Ausland verlegt werden, argumentiert die DFL.
Dass nach einer Schamfrist genau dorthin der Weg gehen könne, befürchten derweil die Fan-Aktivisten. Schließlich fördere die Liga künftig selbst mit 100 Millionen Euro die Klubs, die zu Auslands-Flugreisen aufbrechen.

Internationalisierung der Liga ist das Ziel

Auch das sehen die Fans als Indiz dafür, wohin die Reise gehen könnte. Eine weitere Internationalisierung, wie sie der Deal befördern solle, ergebe schließlich nur Sinn, wenn auch möglichst viele Spiele zeitversetzt zu sehen seien.
Eines der von der DFL erwähnten "Horrorszenarien", von denen sich die Kritiker freimachen sollen, ist hier die italienische Serie A. Auch am kommenden Wochenende werden dort zehn Partien ausgetragen - zu neun verschiedenen Anstoßzeiten.

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