FAQ

: Schokotaler und Tennisbälle gegen DFL-Pläne

04.02.2024 | 15:37 Uhr
Mit Tennisbällen und Schokotalern protestieren Fußballfans gegen einen möglichen DFL-Investor. Und stören dabei den Spielbetrieb erheblich, was Fragen aufwirft.
Fanproteste in Hannover: 96-Torwart Ron-Robert Zieler mitten im Tennisball-Hagel.Quelle: dpa / Carmen Jaspersen
Mit einem nicht enden wollenden Regen an Tennisbällen protestierten beim Zweitliga-Spiel die Fans von Hertha BSC zur besten Sendezeit gegen die Investoren-Pläne der Deutschen Fußball Liga (DFL). Die DFL verteidigt ihre Überlegungen als Chance auf Entwicklung und mehr Wettbewerbsfähigkeit. Das kommt bei großen Teilen der organisierten Fans überhaupt nicht gut an.

Was ist passierte am 20. Spieltag?

Schon in der ersten Halbzeit flogen Tennisbälle aus dem Hamburger Block auf das Feld des Olympiastadions. Ab der 53. Minute ging es dann aus der Hertha-Kurve los. Das Spiel war mehr als 30 Minuten unterbrochen und stand kurz vor dem Abbruch.
Auch beim Spiel der Bundesliga zwischen dem SC Freiburg und VfB Stuttgart gab es eine rund zehnminütige Unterbrechung, weil Fans Gegenstände auf den Rasen warfen. Bei der Partie 1. FC Köln - Eintracht Frankfurt flogen goldene Schokotaler auf den Platz. Achtmal warfen Anhänger von Hannover 96 im Spiel gegen ab der 14. Spielminute Tennisbälle auf das Spielfeld. Und jedes Mal, wenn die Ordner den Strafraum geräumt hatten und das Spiel kurz fortgesetzt wurde, flog die nächste Welle.

Warum wird immer wieder protestiert?

Die aktiven Fanszenen haben das Gefühl, dass die DFL die Proteste aussitzen will.
Diese Abstimmung mit der Zustimmung, dass ein Investor in die Liga einsteigen kann, ist total falsch. Und wir müssen irgendwie versuchen, uns dagegen zu wehren,
erklärte ein Vertreter der Hertha-Fanszene. Auch ein Spielabbruch wäre in Kauf genommen worden, hieß es.

Was plant die DFL?

Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll ein Finanzinvestor eine Milliarde Euro zahlen. Die DFL will einen Großteil der Einnahmen in die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells stecken, vor allem die Auslandsvermarktung stärken und Piraterie verhindern. Laut Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke soll der Investor noch in dieser Saison präsentiert werden.

Der deutsche Profifußball ebnet den Weg für den Einstieg eines Investors: Trotz Fan-Widerstand brachte eine Abstimmung der Erst- und Zweitligisten die nötige Zweidrittelmehrheit.

11.12.2023 | 02:26 min

Was kritisieren die Fans?

In den aktiven Fanszenen herrscht eine generelle Skepsis gegenüber Investoren im Fußball, weil darin eine Gefährdung der Traditionen und eine weiter fortschreitende Kommerzialisierung des Sports gesehen wird.
Dazu wird der Prozess kritisiert. Bei der finalen Abstimmung der 36 Profiklubs für den milliardenschweren Deal im Dezember war die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp zustande gekommen. Für Fragen sorgte das Abstimmungsverhalten von Martin Kind für Hannover 96, der vom Stammverein angewiesen war, dagegen zu sein. Das Fan-Bündnis "Unsere Kurve" fordert eine Wiederholung der Abstimmung.

Die Premier League verdient etwa zehnmal so viel wie die deutsche, "demzufolge hat die DFL Angst, dass sie international abgehängt wird", berichtet ZDF-Reporter Markus Harm.

11.12.2023 | 02:43 min

Welche Konsequenzen drohen Klubs und Fans?

"Das wird eine empfindliche Strafe nach sich ziehen", sagte Hertha- Geschäftsführer Thomas Herrich. Für die Proteste zeigte er aber Verständnis:
Es ist völlig legitim, Aktionen zu machen und Kritik zu äußern. Die Art und Weise ist das andere. Das ging mir deutlich zu lange.
Thomas Herrich, Hertha BSC
Laut DFB soll der Kontrollausschuss die Vorgänge rund um die Spielunterbrechung untersuchen. Aus der Recht- und Verfahrensordnung geht hervor, dass die Geldbuße in der Regel maßgeblich von der Menge der geworfenen Gegenstände und der Länge der Spielunterbrechung abhängt.
Die Fans könnten nach Einschätzung von Sportrechtler Paul Lambertz für die Kosten aufkommen müssen:
Das ist ein Schadenersatzanspruch, und den kann man bei den Fans durchsetzen.
Sportrechtler Paul Lambertz
"Nicht bei allen Fans, sondern nur bei denen, die diese Störung herbeigerufen haben. Da muss man dann auch schauen, ob man die identifiziert kriegt." Dies könne etwa der Fall sein, wenn der DFB eine Geldstrafe gegen einen Verein oder ein Spiel ohne Zuschauer verhänge. "Das sind dann schnell Zehntausende, vielleicht sogar Hunderttausende von Euro, die da als Schadenersatz im Raum stehen können", sagte Lambertz.

Ist eine Annäherung möglich?

Die Fronten sind momentan verhärtet. Thomas Herrich kündigte bei Hertha einen Dialog mit den Fans an. Allerdings haben die Berliner ohnehin gegen den Einstieg eines Investors gestimmt.
Spannender wird sein, ob die DFL oder andere Klubs noch einmal auf die Fans zugehen. Watzke hatte zuletzt gesagt, ohne die aktive und bunte Fangemeinschaft sei das Stadionerlebnis deutlich ärmer: "Gegenseitiger Respekt in den Diskussionen ist dabei unabdingbar und dabei ehrlicherweise manchmal noch ausbaufähig."
Quelle: dpa, ZDF

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