: Gewarnt vor der zweiten Hürde

von Maik Rosner
19.06.2024 | 08:17 Uhr
Mit einem Sieg gegen Ungarn könnte Deutschland schon ins EM-Achtelfinale einziehen. Allerdings haben sich zweite Gruppenspiele fürs DFB-Team oft als kompliziert erwiesen.

Vor dem zweiten EM-Spiel gegen Ungarn sind die Erwartungen an die Mannschaft von Trainer Nagelsmann groß. Egal ob am Spielort in Stuttgart oder im ganzen Land - die Stimmung bei den Fans ist großartig.

19.06.2024 | 04:00 min
Ein Fußball-Turnier kommt immer auch ein bisschen wie ein Hürdensprint in der Leichtathletik daher: Die Kunst ist es, einen Rhythmus aufzunehmen und diesen nicht zu verlieren. Das gilt auch für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft vor ihrem zweiten Gruppenspiel bei der EM.
In Stuttgart kommt es heute (18 Uhr/ARD) zum Vergleich mit den Ungarn, die ihre erste Partie gegen die Schweiz 1:3 verloren haben. Bundestrainer Julian Nagelsmann und seine Mannschaft konnten sich dagegen beim 5:1 gegen Schottland über einen nahezu perfekten Auftakt freuen.

Zweites Gruppenspiel gegen Ungarn: Ex-Nationaltorwart und ZDF-EM-Experte René Adler über die Herausforderung fürs DFB-Team.

19.06.2024 | 06:30 min

Müllers Hinweis auf die Gefahren

Mit einem weiteren Sieg gegen Ungarn könnte das Team des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) schon ins Achtelfinale einziehen. Doch die Geschichte lehrt, dass sich zweite Gruppenspiele für deutsche Nationalteams oft als kompliziert erwiesen haben.
Auch deshalb sind sie beim DFB gewarnt vor der zweiten Hürde, obwohl sie die erste und nicht besonders hohe Hürde Schottland überzeugend genommen haben. Der erfahrene Thomas Müller hat noch im allgemeinen Freudentaumel nach dem Schottland-Spiel auf die Gefahren des zweiten Gruppenspiels hingewiesen.

Deutschlands Nummer 1, Manuel Neuer, will sich durch den Kantersieg der DFB-Elf beim EM-Auftakt gegen Schottland nicht blenden lassen: "Ungarn wird eine andere Nummer".

18.06.2024 | 01:46 min

So kommt Deutschland gegen Ungarn ins Achtelfinale

Die DFB-Elf steht im Falle eines Sieges gegen Ungarn (ab 18 Uhr) sicher im EM-Achtelfinale - unabhängig vom Ausgang des Abendspiels zwischen Schottland und der Schweiz (21 Uhr). Das steht nach dem 2:2 zwischen Kroatien und Albanien fest. Der Grund: Deutschland könnte zwar auch mit sechs Punkten in der Gruppe A noch auf Rang drei abrutschen, falls die Schotten am Abend die Schweiz schlagen. Doch selbst dann wird das DFB-Team sicher zu den vier besten Gruppendritten gehören, da in den Gruppen B und C der Dritte nicht mehr auf sechs Punkte kommen kann.

Ohne Unentschieden in zwei anderen Gruppen hätte die Schweiz nicht gegen Schottland verlieren dürfen, um ein vorzeitiges Weiterkommen der DFB-Elf bei einem Sieg gegen Ungarn schon am Mittwochabend definitiv möglich zu machen. Bei einem Remis oder einer Niederlage gegen Ungarn ist der Einzug ins Achtelfinale noch nicht gesichert.

Das Beispiel der WM 2014

All jene, die schon länger dabei seien wie er, wüssten: "Egal, wie du das erste Spiel gespielt hast, im zweiten kommt wieder ein Gegner und macht dir das Leben schwer."
Auch und gerade dann, wenn der Auftakt super gelaufen ist. Müller erinnerte beispielhaft an die WM 2014 in Brasilien, bei der die DFB-Elf mit einem 4:0 gegen Portugal gestartet war.
Wir hatten immer tolle Gefühle, aber dann haben wir gegen Ghana 2:2 gespielt.
Thomas Müller

Erst ein 8:0, dann ein 1:1

Für den 34 Jahre alten Routinier des FC Bayern ist es bereits das siebte Turnier mit der Nationalmannschaft. Gleich bei seiner ersten WM vor 14 Jahren in Südafrika machte er die Erfahrung, welche Tücken die zweite Hürde bereithält. Nach einem 4:0-Auftaktsieg gegen Australien folgte eine 0:1-Niederlage gegen Serbien.
Blättert man sich durch die vergangenen Turniere, verpassten deutsche Mannschaften allein seit dem Gewinn des bislang letzten EM-Titels 1996 im zweiten Gruppenspiel in neun von 13 Fällen einen Sieg. Besonders scharf fiel der Kontrast auch bei der WM 2002 aus, als auf ein 8:0 gegen Saudi-Arabien ein 1:1 gegen Irland folgte.

DFB-Ergebnisse in den ersten beiden Turnierspielen seit dem letzten EM-Titel 1996

WM 1998: Erstes Gruppenspie: 2:0 gegen USA; zweites Gruppenspiel: 2:2 gegen Jugoslawien

EM 2000: 1:1 gegen Rumänien, 0:1 gegen England

WM 2002: 8:0 gegen Saudi-Arabien, 1:1 gegen Irland

EM 2004: 1:1 gegen die Niederlande, 0:0 gegen Lettland

WM 2006: 4:2 gegen Costa-Rica, 1:0 gegen Polen

EM 2008: 2:0 gegen Polen, 1:2 gegen Kroatien

WM 2010: 4:0 gegen Australien, 0:1 gegen Serbien

EM 2012: 1:0 gegen Portugal, 2:1 gegen die Niederlande

WM 2014: 4:0 gegen Portugal, 2:2 gegen Ghana

EM 2016: 2:0 gegen die Ukraine, 0:0 gegen Polen

WM 2018: 0:1 gegen Mexiko, 2:1 gegen Schweden

EM 2021: 0:1 gegen Frankreich, 4:2 gegen Portugal

WM 2022: 1:2 gegen Japan, 1:1 gegen Spanien

Nagelsmann ist "guter Dinge"

Torlose Unentschieden im zweiten Gruppenspiel gegen die Außenseiter Lettland (EM 2004) und Polen (EM 2016) waren zur allgemeinen Ernüchterung ebenfalls schon dabei. Das galt beinahe auch für die Heim-WM 2006, als die deutsche Elf nach dem 4:2-Auftaktsieg gegen Costa Rica im zweiten Spiel gegen Polen erst in der Nachspielzeit zum 1:0-Sieg traf.
Nun soll in Stuttgart mit der Regel gebrochen werden, wonach sich deutsche Mannschaften in zweiten Gruppenspielen meist schwer tun. Nagelsmann ist jedenfalls "guter Dinge, dass wir gegen Ungarn gewinnen können", der Bundestrainer versprach:
Wir versuchen, ein ähnlich gutes Spiel zu machen wie gegen Schottland.
Bundestrainer Julian Nagelsmann

Kroos und Neuer warnen

Den Mahner möchte der 36-Jährige nicht geben, sondern lieber die perfekte Welle nach dem 5:1 weiterreiten. Seine erfahrensten Spieler aber warnen vorsichtshalber. Toni Kroos erwartet "ein deutlich schwereres Spiel", auch Manuel Neuer prognostiziert, gegen die "sehr unangenehme Mannschaft" der Ungarn werde es "eine andere Nummer".
Kroos und Neuer sind wie Müller schon seit der WM 2010 dabei, auch sie haben manch Enttäuschung in zweiten Gruppenspielen erlebt. Diesmal aber wolle man "im Flow bleiben", sagt Neuer. Gebrochen werden soll zudem mit der Serie von zuletzt drei sieglosen Spielen gegen Ungarn. Die deutschen Fußballer müssten bis zum EM-Titel übrigens nur sieben Hürden in 31 Tagen überwinden. In der Leichtathletik sind es zehn Hürden in rund 13 Sekunden.

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