: Ein Torjäger lebt seinen Traum

von Frank Hellmann
30.06.2024 | 09:36 Uhr
Ein Georgier ist zusammen mit Jamal Musiala bester Torschütze des EM-Turniers. Auch wegen Georges Mikautadze spielt Außenseiter Georgien nun das Achtelfinale gegen Spanien.
Anthony Modeste lässt grüßen: Georges Mikautadze feiert seine Tore ebenfalls mit der "Brille".Quelle: AFP
Köln ist bekannt für seinen Frohsinn. Ein prächtiger Ort, um Fußball mit dem Feiern zu verbinden. Von dieser Verbindung wollen nun die große Zahl georgischer Anhänger profitieren, wenn das Achtelfinale zwischen Georgien und Spanien (Sonntag, 21 Uhr) die größten Kontraste dieser EM zusammenführt: Der krasse Außenseiter auf Fifa-Weltranglistenplatz 74 fordert in der Domstadt den dreifachen Europameister heraus.

Das Achtelfinale

Samstag, 29. Juni

Schweiz - Italien 2:0

Deutschland - Dänemark 2:0

Sonntag, 30. Juni

England - Slowakei 1:2 n.V

Spanien - Georgien 4:1

Montag, 1. Juli

Frankreich - Belgien in Düsseldorf (18.00)

Portugal - Slowenien in Frankfurt (21.00)

Dienstag, 2. Juli

Rumänien - Niederlande in München (18.00)

Österreich - Türkei in Leipzig (21.00)

Georgien aber bringt einen der besten Torjäger des Turniers mit: Georges Mikautadze. Zusammen mit dem bei der SSC Neapel spielenden Topstar Khvica Kvaratskhelia ist der beim französischen Absteiger FC Metz unter Vertrag stehende Stürmer der bislang treffsicherste EM-Akteur.  

Georgiens Nummer 22 traf in jedem EM-Spiel

Der Einzug in die K.o.-Runde der erstmals für eine EM qualifizierten Nation, die an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien liegt und ungefähr so viele Einwohner hat wie Berlin (3,7 Millionen), ist eine Sensation. Mikautadze hat daran großen Anteil.

Georgien sorgt gegen das Team von Cristiano Ronaldo für eine Sensation. Gegen Portugals B-Elf siegt der EM-Debütant und steht im Achtelfinale.

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Beim Auftakt gegen die Türkei (1:3) schaffte Georgiens Nummer 22 aus dem Spiel den zwischenzeitlichen Ausgleich, gegen Tschechien (1:1) brachte er seine Mannschaft per Elfmeter in Führung, gegen Portugal (2:0) erzielte er nicht nur das 2:0 per Strafstoß, sondern bereitete auch das 1:0 mit einem perfekten Steilpass auf seinen Sturmpartner Kvaratskhelia vor.

Sein Torjubel erinnert an den Ex-Kölner Modeste

Beim Torjubel formte Mikautadze zuletzt eine Brille. Ganz so, wie es in seinen besten Zeiten beim 1. FC Köln auch der Franzose Anthony Modeste tat. In dem recht dünn besiedelten Land würden sie ihrem Stürmer, der in Lyon geboren ist und nie in Georgien gelebt hat, am liebsten schon ein Denkmal setzen.
Der 23-Jährige ergänzt sich prächtig mit dem gleichaltrigen Edeltechniker Kvaratskhelia, für den eine dreistellige Millionensumme im Raum steht, wenn einer der Großklubs in Europa zuschlagen will. Auch Mikautadze hat natürlich auf sich aufmerksam gemacht. Mit einem Topspeed von 33,8 km/h ist er nicht gerade langsam, er hat 31 Kilometer abgespult und sieben Abschlüsse gesucht.
Vorher hätte niemand gedacht, dass einer ins Rampenlicht tritt, der vor einem Monat recht dramatisch mit dem FC Metz in die zweite Liga abgestiegen ist. Nach der Relegation gegen AS Saint-Etienne war auch der georgische Nationalspieler mit dem französischen Pass untröstlich. Seine 13 Tore in 19 Spielen seit Jahresbeginn hatten nicht gereicht, den Verein zu retten, wo er zum Profi reifte.

Bei Ajax Amsterdam kam er gar nicht zurecht

Er kehrte erst zur Rückrunde wieder nach Metz zurück, nachdem es bei Ajax Amsterdam für ihn gar nicht gut lief. Der Traditionsverein hatte ihn im Sommer 2023 für immerhin 16 Millionen verpflichtet, eine der Triebfedern war der inzwischen wieder für Borussia Dortmund arbeitende Kaderplaner Sven Mislintat, der über Mikautadze mal sagte:
Wenn man sieht, was er kann, dann ist er vorne auf allen Positionen einsetzbar.
Sven Mislintat, Kaderplaner beim BVB, über Georges Mikautadze
Doch in der niederländischen Eredivisie lief es gar nicht für ihn. Erst in Frankreich blühte der bei Olympique Lyon ausgebildete Angreifer wieder auf. Natürlich kommt es ihm im Nationalteam entgegen, dass ein Franzose sein Trainer ist, mit dem er sich bestens versteht: Willy Sagnol, zwischen 2000 und 2009 eine Konstante als Rechtsverteidiger beim FC Bayern, arbeitet seit Februar 2021 für die Kaukasier.
Als die georgische Nationalelf vor drei Jahren die EM-Teilnahme verspielt hatte, erinnerte sich Verbandspräsident Levan Kobiashvili an Sagnol. Kobiashvili hat selbst 351 Bundesligaspiele für den SC Freiburg, Hertha BSC und FC Schalke 04 bestritten. Wenn ihn jemand fragt, ob Mikautadze sich nicht auch im deutschen Oberhaus durchsetzen könnte, würde er das kaum mehr verneinen.

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