: Rückkehrerin Simon bereit für Fußball-WM

von Frank Hellmann
03.07.2023 | 08:57 Uhr
Fußball-Nationalspielerin Carolin Simon hatte mit psychischen Problemen zu kämpfen. Deshalb macht sich die Linksverteidigerin vom FC Bayern vor der WM-Nominierung keinen Druck.
Eine Kandidatin für den WM-Zug nach Australien und Neuseeland: Carolin Simon Quelle: imago
Kürzlich beim Medientag der deutschen Fußballerinnen in Herzogenaurach hat Carolin Simon mit dem Rücken an der Wand gesessen. An einem kleinen Tisch links hinten in der Ecke, als Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg vom Podium aus die eindringliche Bitte formulierte, die Nationalspielerinnen vom FC Bayern nicht mehr zum Abstellungsstreit zu verhören.
Wir wollen nicht Energie verschwenden mit Fragen, die sich zurückrichten.
Martina Voss-Tecklenburg
Trotz des Appells, die Vergangenheit ruhen zu lassen, ist doch speziell bei der Linksverteidigerin aus München der Rückblick aus einem anderen Grund irgendwie unvermeidlich.

Carolin Simon will Trainingslager genießen

Dass die 30-Jährige eine ernsthafte Kandidatin für die WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) wird, hatte sie selbst gar nicht mehr erwartet, zwischenzeitlich war sie mehrere Jahre weg vom Fenster.
"Ich habe mir das immer gewünscht, weil ich immer gerne Nationalmannschaft gespielt habe. Aber nach so einer langen Zeit weiß man nicht. Umso größer war die Freude, dass ich wieder nominiert wurde. Ich bin unfassbar gerne hier", sagt Simon, die auch im zweiten Trainingslager (1. bis 8. Juli) in der fränkischen Wohlfühloase jeden Tag genießen will.
 

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg spricht vor der Frauen-WM über die Stimmung im Team, die hohen Ziele und den Einfluss der FIFA-Prämien für die Spielerinnen.

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Simon nach der WM 2019 aussortiert

Rückblende: Bei der WM 2019 kam Simon viermal zum Einsatz, stand beim bitteren Viertelfinal-Aus gegen Schweden (1:2) in der Anfangself, wurde aber noch vor der Pause ausgewechselt. Der Vorwurf: zu langsam, zu fehlerhaft, vielleicht auch zu aufgeregt. Als Voss-Tecklenburg ihre Nationalelf danach neu sortierte, fehlte Simon. Für längere Zeit.
Diese Phase, erklärt die gebürtige Kasselanerin, sei nicht einfach gewesen: "Ich hatte generell eine schwierige Zeit, in der ich auch mental viele Baustellen hatte. Ich habe mich über längere Zeit in einen Abwärtsstrudel begeben." Sie habe das anfangs gar nicht so gemerkt, bis sie an einen Punkt gelangte, an dem es ohne professionelle Hilfe nicht mehr ging. "Ich habe mir eine Psychologin fernab des Sports geholt."

Carolin Simon: "Innere Balance stimmt wieder"

Natürlich habe sich in ihrem Leben vieles um den Fußball gedreht, trotzdem hatte sie das Gefühl, "jemand abseits von dieser Sport-Bubble zu haben". Die innere Einkehr habe gut getan, die innere Balance stimmt wieder. Und sie hat festgestellt:
Das letzte Jahr war eines meiner sportlich besten.
Carolin Simon
Bereits bei der USA-Reise im Herbst vergangenen Jahres kam sie wieder im DFB-Team zum Einsatz, ihre Berufung in den vorläufigen WM-Kader sieht die 21-fache Nationalspielerin als "Anerkennung und Wertschätzung" ihrer Leistungen an. Die Linksfüßlerin war mit 13 Assists beim Meister Bayern die beste Vorlagengeberin der Liga. "Ich fühle mich körperlich und mental absolut gut und für jede Aufgabe gewappnet."
 

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Birgit Prinz steht DFB-Frauen als mentale Stütze bei

Für psychologische Unterstützung stände bei den DFB-Frauen ja Birgit Prinz als ausgebildete Sportpsychologin parat, die erneut zum Team hinter dem Team gehört. "Ich mag Birgit unheimlich gerne", sagt Simon. Und betont, dass die Rekordspielerin mit jedem zurechtkommen würde.
Eine Ansprechpartnerin zu haben, sei heutzutage wichtig: "Es gibt immer mal Dinge im Fußball, die man nicht so einfach verarbeiten kann." Sie selbst verspüre nicht mal einen Druck, was die Nominierung des endgültigen WM-Kaders nach der Generalprobe gegen Sambia (7. Juli/20.30 Uhr) angeht. "Ich will bei mir und meiner Leistung bleiben. Alles andere werden andere entscheiden."

Außenverteidigungs-Position ist Problemstelle der Nationalmannschaft

Natürlich weiß sie, dass die Positionen in der Außenverteidigung als Problemstelle beim Vize-Europameister gelten. Nach dem Ausfall von Giulia Gwinn fehlt eine Außenverteidigerin von internationaler Klasse - diesen Nachweis müssen die rechts eingeplante Sophia Kleinherne (Eintracht Frankfurt) und die für links vorgesehene Felicitas Rauch (VfL Wolfsburg) erst noch erbringen.
Doch Simon hat für sich beschlossen: "Es wäre der falsche Ansatz, wenn ich sagen würde: ‚Ich gehe durch diese Tür, und jetzt möchte ich wieder spielen‘. Ich glaube schon, dass ich mich hintenanstellen und erst wieder beweisen muss." Ihr Motto für die WM: "Wenn ihr mich braucht, bin ich bereit."

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