: Wie Füllkrug von Flicks Umstellung profitiert

von Frank Hellmann
26.03.2023 | 08:40 Uhr
Der Neuanfang der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist halbwegs geglückt. Am meisten profitiert Niclas Füllkrug von der Umstellung durch den Bundestrainer.

Mit einem 2:0 gegen Peru ist die DFB-Elf in die Testspielreihe vor der Fußball-EM 2024 gestartet

25.03.2023 | 09:21 min
Seine wärmende Mütze, seine kräftige Stimme und sein breites Grinsen ergaben in der ziemlich prall befüllten Mixed Zone der Mainzer Arena am späten Samstagabend ein gutes Sinnbild. Niclas Füllkrug sprach noch mal so laut und deutlich, wie es Deutschlands Nummer neun schon auf dem Platz getan hatte.

"Lücke" füllt eine Leerstelle

Eigentlich der einzige Nationalspieler, der bei der auf allen Ebenen vermasselten WM in Katar überhaupt Werbung in eigener Sache betreiben konnte, hat den ergebnistechnisch geglückten Neustart der DFB-Auswahl geprägt: Der Sieg im Freundschaftsspiel gegen Peru (2:0) ging auf das Konto des Doppeltorschützen Füllkrug (12. und 33.), der nach schönen Spielzügen über den starken Kai Havertz und dem forschen Debütanten Marius Wolf seine Länderspielbilanz auf fünf Tore nach fünf Spielen ausbaute.
Nicht schlecht für einen 30-Jährigen, der vielleicht am meisten von der Umstellung auf einen Doppelsturm profitierte.
Wir hatte eine gute Strafraumbesetzung, viele gegenläufige Bewegungen: Das hat Spaß gemacht.
Niclas Füllkrug, Fußball-Nationalspieler
Füllkrug weiter: "Es ging um einen guten Start ins Länderspieljahr und darum, die Fans mitzunehmen." Wenn Profis so authentisch bleiben wie der durch fast alle Höhen und Tiefen gegangene Mittelstürmer des SV Werder, klappt das.

Viel Lob von Flick für Füllkrug

"Lücke", wie sie ihn an der Weser wegen einer dentalen Fehlstellung schon seit langem nennen, ist dafür prädestiniert, die Leerstelle an Sympathieträgern und Führungsspielern zu füllen. In Windeseile hat sich der Angreifer mit der Statur eines Möbelpackers zu einem meinungsstarken Anker entwickelt, der mit Blick auf die Heim-EM 2024 wichtig wird. Füllkrug muss nur aufpassen, dass er verletzungsfrei bleibt - und im Sommer nicht bei einem Klub anheuert, bei dem er keine garantierten Spielzeiten wie in Bremen bekommt.
Bundestrainer Hansi flick lobte hernach einen Spieler, der "besonders und sehr selbstbewusst" sei und "positive Energie" verbreite. Aber, so der 58-Jährige im ZDF, auch Füllkrug habe sich einige einfache Ballverluste zu viel geleistet. Insofern freut sich Flick, dass mit Belgien in Köln (Dienstag, 20:45 Uhr) ein echter Prüfstein wartet. Immerhin gewannen die Belgier unter dem neuen Trainer Domenico Tedesco zum Auftakt der EM-Qualifikation gleich mal 3:0 gegen Schweden.

Flick warnt vor Qualität der Belgier

Das ist ein anderes Kaliber. Ich bin froh, dass wir im zweiten Spiel so einen Gegner haben.
Hansi Flick, Fußball-Bundestrainer
Flick kündigte bereits an, "überwiegend die Mannschaft" spielen zu lassen, die in der ersten Halbzeit Pluspunkte sammelte. Dann wird sich auch zeigen, ob die Änderung der Grundordnung in einem 4-2-2-2-System mit zwei Sechsern, zwei Zehnern und zwei Neunern auch gegen Weltklassespieler wie den ehemaligen Bundesliga-Star Kevin De Bruyne funktioniert.
Trotz aller Freude über einen Zu-Null-Erfolg gegen letztlich harmlose Südamerikaner, die nachträglich ziemlich eindrucksvoll bewiesen, warum ihre Teilnahme an der WM in Katar abgesehen von ihrer Anhängerschaft absolut verzichtbar war, kam bei den Protagonisten kein Überschwang auf. Da war niemand, der sich mit Schlusspfiff jubelnd in den Armen lag. Die Ehrenrunde erledigten Joshua Kimmich und Kollegen zufrieden, aber gewiss nicht begeistert. "Die zweite Halbzeit war zerfahren, da kam kein Spielfluss auf", gestand Kapitän Kimmich, der in seinem 75. Länderspiel wieder eine schwarz-rot-goldene Binde trug.

Kritik am Fußballgeschäft, aber auch an der eigenen Leistung: Die Entlassung von Julian Nagelsmann zeigt bei den Bayern-Spielern Joshua Kimmich und Leon Goretzka Wirkung.

25.03.2023 | 05:01 min

Nach hinten raus war noch viel Luft

Ein bisschen mehr Farbe hätte dem Spiel nach den Einwechslungen von Leon Goretzka, Serge Gnabry und Mario Götze gut getan, aber richtige Impulse brachte allein der fleißige Gnabry, der einmal spektakulär die Latte traf (60.). Als sich das DFB-Team längst mit Alibi-Fußball ins Ziel rettete - Havertz zu allem Überfluss noch einen Elfmeter an den Pfosten und den Nachschuss unerlaubt ins Tor setzte (68.) - feierten noch Mergim Berisha und Kevin Schade ihr Debüt.
Erstaunlich, dass die 25.358 Zuschauer, darunter eine beträchtliche Zahl an Peruanern, dennoch die La-Ola-Welle durch die Arena am Mainzer Europakreisel schwappen ließen. Vielleicht einfach aus Freude, beim zumindest stimmungsmäßig geglückten Neuanfang 2023 dabei gewesen zu sein.

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