: Kapitänsbinde wieder in Schwarz-Rot-Gold

23.03.2023 | 09:48 Uhr
Abkehr vom politischen Statement, Hinwendung zum Fußball: Ab sofort spielt die deutsche Nationalmannschaft laut DFB wieder mit der Kapitänsbinde in Schwarz-Rot-Gold.

Nach der WM in Katar, wo viel um das Drumherum gesprochen wurde, soll es jetzt wieder um Fußball gehen. Die One-Love-Binde ist damit Geschichte.

23.03.2023 | 01:41 min
Die deutsche Nationalmannschaft spielt auf dem Weg zur Heim-EM 2024 wieder mit einer Kapitänsbinde in Landesfarben - das bestätigte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) auf SID-Anfrage. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung darüber berichtet. Das Tragen der Kapitänsbinde in den Farben Schwarz-Rot-Gold ist indes nicht für alle Mannschaften verpflichtend. Die Teams könnten selbst entscheiden, welches Stück Stoff sie benutzen wollen, teilte der DFB am Donnerstag mit.

Sportdirektor Völler empfahl Wechsel der Kapitänsbinde

Hat ausgedient: One-Love Kapitänsbinde (Archivfoto)Quelle: dpa
Mit der Binde in Schwarz-Rot-Gold folgt das A-Team einem Vorschlag des neuen Nationalmannschaftsdirektors Rudi Völler, der nach dem Streit über die "One Love"-Binde bei der WM eine Abkehr von dem viel diskutierten Stück Stoff empfohlen hatte. "Aus dem Bauch heraus würde ich sagen: Wir sollten mit einer Kapitänsbinde in den Deutschland-Farben auflaufen", sagte Völler der "Sport Bild".

Ersatzkapitän Joshua Kimmich wird die neue, alte Binde erstmals am Samstag (20:45 Uhr/ZDF) in Mainz gegen Peru tragen. Sie bleibt bis zur EURO am Arm des jeweiligen Spielführers. Beim Turnier soll dann die von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) vorgegebene Binde getragen werden.

DFB: Schwarz-Rot-Gold steht für Demokratie und Vielfalt

Umstritten: Regenbogen-BindeQuelle: Imago
Die Rückkehr zu Schwarz-Rot-Gold bedeutet auch eine Absage an die Regenbogenbinde, die Kapitän Manuel Neuer schon getragen hat. Auch DFB-Spielführerin Alexandra Popp läuft aktuell mit ihr auf. Mit dem neuen, alten Zeichen "würde man alles ein bisschen beruhigen", glaubt Völler.

Allerdings gab es nach Völlers Aussagen Applaus vom politischen rechten Rand. Die Reaktion des DFB kam prompt. "Wir lassen uns in keinster Weise von der AfD vereinnahmen oder in ihre Nähe rücken", hieß es da, und: "Unabhängig des Designs der Kapitänsbinde steht Schwarz-Rot-Gold für uns für demokratische Werte, für Vielfalt, Respekt und Gemeinschaft. Und nicht für Ausgrenzung und Intoleranz."
Ich verstehe zwar, dass man ab und zu ein Zeichen setzen muss. Aber jetzt geht es wieder um Fußball.
Rudi Völler, DFB-Sportdirektor

Ziel: Fußball soll wieder in den Mittelpunkt rücken

Die Rückkehr zum Sportlichen ist auch ein sehnlicher Wunsch von Hansi Flick. Der Bundestrainer hatte den Streit um "One Love" bei der WM vor dem Auftaktspiel gegen Japan (1:2) mehrfach als sehr störend bezeichnet. Besonders Neuer habe sich "in der ganzen Thematik alleingelassen gefühlt", betonte er und forderte:
So viel Druck darf es nie mehr geben - weder auf einen einzelnen Spieler noch auf eine Mannschaft.
Hansi Flick, Fußball-Bundestrainer
Vor dem Japan-Spiel, bei dem Flicks Team eine Führung aus der Hand gab, sei "fast nur noch über die Binde geredet" worden, schimpfte Flick: "Ich hoffe, dass wir aus dieser Situation lernen. Alle. Ich, aber auch die Politik und der Verband." Derart heikle Themen müssten "vorher abgeräumt werden, das ist die klare Lehre aus dieser WM", ergänzte der Bundestrainer.

Reaktionen unterschiedlich

Bei der Nominierung seines Kaders für die Länderspiele gegen Peru und drei Tage später gegen Belgien wollte sich Flick am vergangenen Freitag dann nicht mehr zum Thema Kapitänsbinde äußern. "Damit habe ich mich noch überhaupt nicht beschäftigt. Wir haben viele andere Dinge zu tun", meinte er. Geklärt ist die Frage jetzt dennoch.
Das Bundesinnenministerium, dessen Chefin Nancy Faeser (SPD) bei der WM "One Love" getragen hatte, wollte sich nicht äußern. "Die Entscheidung liegt allein in der Zuständigkeit des DFB", hieß es. Das Fanbündnis "Unsere Kurve" reagierte zurückhaltend.
Der DFB hat sich selber mittlerweile in eine Situation gebracht, in der er kaum noch etwas richtig machen kann.
Thomas Kessen, Sprecher Fanbündnis Unsere Kurve
Quelle: sid/dpa

Mehr zu EM und EM-Qualifikation