: Multi-Klub-Netzwerke: Gefahr oder Chance?

von Ralf Lorenzen
29.02.2024 | 17:00 Uhr
Ein Investor, mehrere Klubs: Ein Modell, das im internationalen Fußball immer stärker auf dem Vormarsch ist. Auch der FC Bayern hat ein Projekt gestartet, das ähnlich arbeitet.

Mehrere Klubs, ein Besitzer: Modelle wie bei ManCity und RB Leipzig breiten sich immer weiter aus. Was sind die Gründe, was die Gefahren? Und welche Rolle spielt der FC Bayern?

29.02.2024 | 15:53 min
Nicht immer sind Fan-Aktionen so publikumswirksam wie das Werfen von Tennisbällen. Im Dezember war in der Münchner Arena ein Transparent zu sehen, das außerhalb Münchens wohl nur wenige verstanden. "Alles außer Bayern ist Scheiße", stand da. "Nein zu Multi-Club-Ownership! Nein zur Heuschrecke Red&Gold."

FC Bayern kauft Klub in Uruguay

Gemeinsam mit dem Los Angeles FC hat der FC Bayern München das Joint Venture "Red&Gold" gegründet. "Beide Klubs sind weiterhin unabhängig, sie investieren aber gemeinsam in verschiedene Projekte", sagt Manu Thiele in der neuen Folge Bolzplatz. So hält die Firma die Mehrheit der Anteile am Traditionsverein Racing de Montevideo in Uruguay.
"Das Land hat im Verhältnis zur Gesamteinwohnerzahl von etwa 3,5 Millionen Menschen vermutlich die meisten Top-Profifußballer weltweit entwickelt", wird Jochen Sauer, in Personalunion Geschäftsführer von "Red&Gold" und Direktor der Nachwuchsentwicklung beim FC Bayern, im Bolzplatz zitiert und nennt damit ein Motiv für das Engagement des Rekordmeisters in Südamerika.

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Klubs wollen Talente immer früher binden

Um einen besseren Zugriff auf junge Talente geht es auch im zweiten großen Projekt von "Red&Gold" - der Unterstützung einer Nachwuchsakademie in Westafrika. "Gemeinsam wollen wir die besten Talente in Westafrika finden, ihnen ein optimales Umfeld für ihre Entwicklung und den individuell für sie besten sportlichen Weg in die europäischen Ligen oder in die MLS bieten", sagt Jochen Sauer.
"Das ist natürlich eine Extrem-Entwicklung", erklärt Sportjournalist Felix Haselsteiner im Bolzplatz. Es gehe im heutigen Wettbewerb immer mehr darum, möglichst früh junge Spieler zu finden und sie vertraglich einzubinden.

Immer mehr Klubs in MCO-Netzwerken

Mit "Red&Gold" reagiert der FC Bayern auch auf die Ausweitung der Modelle einer sogenannten Multi-Club-Ownership (MCO), in denen ein Investor mehrere Klubs besitzt. Hierzulande ist das bekannteste Beispiel der Red-Bull-Konzern mit Fußball-Filialen bei RB Leipzig, New York und Bragantino (Brasilien) sowie dem Sponsoring von RB Salzburg. Weniger bekannt ist, dass auch Hertha BSC, der 1. FC Kaiserslautern sowie der FC Augsburg Anteile an Investoren verkauft haben, die weltweit mehrere Klubs besitzen.

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In der Bundesliga sind solche Konstrukte selten, da die "50+1"-Regel, die die Stimmenmehrheit des Stammvereins garantiert, viele Investoren abschreckt. Insgesamt sind 40 Prozent aller Vereine der europäischen Top-5-Ligen bereits Teil solcher Netzwerke. An der Spitze steht Manchester City mit der City Football Group, der wohl bekanntesten Gruppierung auf diesem Gebiet, die Anteile an insgesamt 13 Klubs besitzt.

Gute Perspektive für Talente

Neben dem Knowhow-Transfer bieten die Netzwerke für die Top-Klubs den Vorteil, junge Talente frühzeitig vertraglich zu binden und Spielpraxis zu verschaffen, die sie sonst nicht hätten. Klubs, die weiter unten in der konzerninternen Hierarchie kommen so an Spieler, für die sie sonst nicht attraktiv genug wären.
"Das ist für Talente eine unwahrscheinliche Perspektive, weil sie Spielpraxis bekommen und wissen, dass der weitere Weg durchaus möglich ist", sagt Sportmanager Marcus Höfl, der früher beim FC Augsburg im Aufsichtsrat saß.

Scharfe Kritik aus der Bundesliga

Doch es gibt auch kritische Stimmen in der Bundesliga. "Ich bin ganz klar gegen reine Rendite-interessierte Investoren", sagt Dirk Zingler, Präsident von Union Berlin. "Ich bin gegen Multi-Club Ownership, ich bin gegen Investoren, die tatsächlich unseren Fußball verändern."
Bei Bayern München betont man, dass die Beteiligung an "Red&Gold" kein Multi-Club Ownership ist. "Trotzdem muss man da einordnen", sagt Manu Thiele. "Es geht in eine sehr ähnliche Richtung." Deshalb wird man das Transparent gegen dieses Modell in der Bayern-Kurve möglicherweise noch öfter sehen.

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