: Breiter Protest gegen die Pläne des IOC

von Thomas Dudek
09.02.2023 | 12:57 Uhr
Treten Athleten aus Russland bei den Olympischen Spielen 2024 an? Zumindest schließt IOC-Präsident Thomas Bach eine Teilnahme nicht aus. Kommt es zum Boykott?
Die Rückkehr russischer und belarussischer Athleten an den Spielen in Paris 2024 spaltet Politik und Sport.Quelle: Reuters
Die Qualifikationsspiele für die im nächsten Jahr in Deutschland stattfindende Fußball-Europameisterschaft beginnen zwar erst im März, dass aber Russland an dem Turnier nicht teilnehmen wird, ist schon heute klar.
Bereits im Februar letzten Jahres hatte die UEFA als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine die russischen Nationalmannschaften und Vereine aus allen ihren Wettbewerben ausgeschlossen. Eine Entscheidung, die das Exekutivkomitee des europäischen Fußballverbandes im September bekräftigte.

Ausschluss russischer Athleten für Paris 2024 ungewiss

Ob russische Sportler auch bei den ebenfalls 2024 stattfindenden Olympischen Spielen in Paris nur Zuschauer sein werden, ist dagegen fraglich.
Möglicherweise können russische und belarussische Sportler unter neutraler Flagge starten.
IOC-Präsident Thomas Bach
Es entspreche nicht den Werten und der Mission der olympischen Charta, Athleten aufgrund ihres Passes auszuschließen, erklärte IOC-Präsident Thomas Bach kürzlich am Rande der Rodel-WM in Oberhof als Begründung.

Umgang mit Russland und Belarus nicht stringent

Die Ankündigung von Thomas Bach offenbart, wie sich nicht nur das IOC, sondern der gesamte Sport mit dem russischen Krieg in der Ukraine schwertut. So ist Russland von der bereits erwähnten Qualifikation für die Fußball-Europameisterschaft ausgeschlossen, teilnehmen darf jedoch das autoritär regierte und mit Russland verbündete Belarus, von dessen Staatsterritorium russische Streitkräfte ebenfalls die Ukraine angegriffen haben.
Ein weiteres Beispiel bietet der Tennissport. Während die Belarussin Aryna Sabalenka wie alle anderen Athleten aus Russland und Belarus wegen dem Krieg in der Ukraine vom Wimbledon-Turnier ausgeschlossen wurde, durfte sie bei den diesjährigen Australian Open starten - und die Nummer zwei der Weltrangliste gewann am Ende das Turnier.

Startrecht für russische Leichtathleten

Und auch bei internationalen Leichtathletik-Wettbewerben dürften demnächst einige russische Athleten zu sehen sein. Am Montag hat der Leichtathletik-Weltverband die Anträge von sechs russischen Leichtathleten für ein Startrecht als neutrale Sportler bei internationalen Wettkämpfen genehmigt.
Unüberhörbar sind die Kontroversen, die Thomas Bach mit seinen Aussagen ausgelöst hat. Sowohl innerhalb der Athleten als auch in der Politik. Als eine "voreilige Entscheidung" und "ein verheerendes Signal" bezeichnete beispielsweise Athletensprecher Maximilian Klein die Ankündigung des IOC.
Wir haben den großen Wunsch, sie so lange nicht zu sehen, wie der Krieg nicht mit unserem Sieg endet.
Wadym Hutzajt, ukrainischer Sportminister
Der ukrainische Sportminister und NOK-Chef Wadym Hutzajt drohte im Gegenzug auf die Ankündigung Bachs bereits mit einem Boykott der Olympischen Spiele durch die Ukraine.

Auch Polen übt Kritik an IOC-Plänen

Damit ist Hutzajt in Ostmitteleuropa nicht allein. Insbesondere der polnische Sportminister Kamil Bortniczuk übt laute Kritik an den Überlegungen des IOC und schmiedet wiederum an einer internationalen Koalition aus angeblich 40 Staaten, die am morgigen Freitag zusammenkommen soll, die notfalls zu einem Boykott der Olympischen Spiele bereit wäre.

Die "voreilige Entscheidung" des IOC, russische und belarussische Athleten wieder an Olympischen Spielen teilnehmen zu lassen, sendet "ein verheerendes Signal", sagt Athletensprecher Maximilian Klein.

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Wie fraglich diese politische Initiative ist, zeigt aber nicht nur die Zurückhaltung der Bundesregierung oder der USA. Während die estnische Regierung ebenfalls zu einem eventuellen Boykott aufruft, kritisiert das estnische NOK diese Idee.

Lukaschenko feierte Sabalenkas Sieg in sozialen Netzwerken

Fraglich ist aber auch die Initiative des IOC, vor allem wie sich dieser davor schützen will, dass auch die unter neutraler Flagge startenden Athleten von den Regimen in Russland und Belarus propagandistisch vereinnahmt werden.
Wovor auch die "Belarusian Sport Solidarity Foundation", einer Interessenvertretung belarussischer Athleten, die sich gegen den Machthaber Alexander Lukaschenko gestellt haben, kürzlich in einem Statement gewarnt hat.

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Dass dies schnell passieren kann, offenbarte der Sieg von Aryna Sabalenka bei den Australian Open. Auf diesen stieß Lukaschenko mit Wodka an. Das dazugehörige Video ließ er in den Sozialen Netzwerken verbreiten.  

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