: Der Tennis-Champion und sein Erbe

von Florian Haupt
27.07.2024 | 06:18 Uhr
Das Tennis-Traumdoppel Carlos Alcaraz und Rafael Nadal elektrisiert die Sportwelt. Kann der junge Triumphator den alten Champion bei Olympia zu einem letzten Triumph mitnehmen?
Rafael Nadal und Carlos Alcaraz (hinten) beim Training am FreitagQuelle: Imago
Wer die Idee hatte und wer die Initiative? Ein gutes Projekt hat ja immer viele Väter, und dieses ist eines, das bei Olympia die Sportwelt elektrisiert: Rafael Nadal, 38, und Carlos Alcaraz, 21, werden am Samstag auf der berühmten Anlage von Roland Garros gemeinsam in die Tennis-Doppelkonkurrenz einsteigen. Besonders Alcaraz ist von der Liaison so ergriffen, dass er sich, wie er gestand, anfangs nicht mal traute, Nadal darum zu bitten.

Heimspiel für Nadal

Aber es hat dann ja doch geklappt. Alt und jung, der Matador und sein Erbe, der 22-fache Grand-Slam-Champion und der Triumphator der Gegenwart wie wohl auch der Zukunft: Selbst ein Doppelmatch bekommt da solche Relevanz, dass es die Organisatoren auf dem Centre Court angesetzt haben. Ab 19 Uhr werden "Nadalcaraz" oder "Alcaral" gegen die Argentinier Andrés Molteni und Máximo González dabei gewiss ein Heimspiel haben.
Nie hat ein Tennisspieler eine große Arena so dominiert wie Nadal diesen Platz, auf dem er sagenhafte 14 Grand-Slam-Titel gewann. Doch nach fast zwei Jahren Spielpause kam er diese Saison zu den French Open ohne Setzposition. Gleich in der ersten Runde wurde ihm Alexander Zverev zugelost, gegen den er verlor.

Nadal: Am Ende des Weges

Nun wollte Nadal mit dem Olympia-Titelverteidiger Zverev am Donnerstag eigentlich trainieren, doch dann musste er kurzfristig passen. Sein geschundener Körper empfiehlt Dosierung. Selbst über eine Absage der Teilnahme am Einzel und der reinen Konzentration auf das Doppel wurde dieser Tage spekuliert.
Es geht vorbei mit Nadal, das weiß er, das wissen alle, und das macht seine Auftritte so speziell. Im Einzel könnte er schon in der zweiten Runde auf Novak Djokovic treffen - den einzigen der alten Granden, der noch halbwegs mithalten kann.

Alcaraz' Erfolg soll Nadal mitreißen

Halbwegs nur, denn Alcaraz hat ihm den Thron dieses Jahr endgültig entrissen. Er wartete nicht darauf, dass auch Djokovic ihn räumte, wie der bereits abgetretene Roger Federer oder wie Nadal. Alcaraz nahm ihn sich. Nachdem er Djokovic bereits letztes Jahr im Wimbledon-Finale knapp besiegte, hat er ihn bei selbigem Anlass vor zwei Wochen regelrecht mit 6:2, 6:2, 7:6 gedemütigt.
Zumal er diese Saison auch in Paris gewann, könnte Alcaraz also nicht selbstbewusster anreisen. Für Nadal soll darin das Erfolgsrezept des gemeinsamen Doppels liegen, bescheiden sagt er:
Wir vertrauen auf Carlos’ großartige Form. Ich hoffe, dass er mir hilft, das Level zu erreichen, mit dem diese Sache funktionieren kann.
Rafael Nadal, Tennis-Profi

Nadal auf Abschiedstour

Nadal selbst hat vorige Woche ein paar Stufen weiter unten reüssiert - beim Turnier in Bastad, das er seit 19 Jahren nicht mehr gespielt hatte, weil es sich um ein kleines ATP-250-Event handelt. Aber jetzt erreichte er dort sein erstes Turnierfinale seit zwei Jahren, das er dann entkräftet gegen den Portugiesen Nuno Borges verlor. Danach sagte Nadal dem schwedischen Publikum, was er diese Saison schon in Barcelona, Madrid oder Rom gesagt hatte:
Ich werde wohl nicht mehr wiederkommen.
Rafael Nadal, Tennis-Profi
Wann wird er diesen so schweren Satz in Paris sagen müssen? Die Auslosung ist auch im Doppel nicht einfach, die Gegner aus Argentinien sind eingespielt und Nummer sechs der Setzliste. Alcaraz dagegen hat seit Jahren kein Doppel mehr bestritten.

Spaniens Teamchef stapelt tief

"Wenn es nicht so gut läuft wie im Einzel, würde es mich nicht überraschen", baut Spaniens Teamchef, der Ex-Topspieler David Ferrer, lieber schon mal vor. Er hofft, dass Nadals Erfahrung - unter anderem von Gold im Doppel 2016 mit Marc López - den jungen Tennisstar einweist. Immerhin, im Trainingsmatch am Freitag gelang ein 6:3 gegen das andere spanische Doppel Granollers/Carreño.
Die Tenniswelt vernahm es mit Erleichterung, sie hegt ganz überwiegend einen Wunsch: Nadal noch einmal triumphieren zu sehen. Und sei es als Nadalcaraz.

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