: Mit Debatten ins Duell der Enttäuschenden

von Maik Rosner
27.06.2024 | 01:46 Uhr
Nach der sehr mäßigen Leistung beim 0:0 gegen die Ukraine versuchen Trainer Tedesco und sein Team die Kritik abzuwehren. Fraglich ist, ob das die wütenden Fans beruhigt.

Belgien und Ex-Bundesliga-Trainer Domenico Tedesco haben bei der Fußball-EM glanzlos das Achtelfinale erreicht. Die EM-Reise der Ukrainer indes ist zu Ende.

26.06.2024 | 08:26 min
Als Trainer Domenico Tedesco und seine Spieler hinterher vor die Medien traten, ließ sich rasch eine Sprachregelung vermuten. Zu gleichlautend wurde ja von vielen aus Belgiens Belegschaft vorgetragen, dass man die Pfiffe der Fans zwar akzeptiere, sich aber eigentlich nichts vorzuwerfen habe.
Ganz offensichtlich sollte nicht noch Öl ins Feuer der wütenden Roten Teufel auf den Rängen gegossen werden. "Die Fans können unzufrieden sein. Aber wir brauchen sie", sagte Tedesco.

Vertonghens Unverständis

Einzig Jan Vertonghen wich ein bisschen von der Linie ab. "Ich möchte jetzt nichts Dummes sagen", hob der Innenverteidiger an und ließ dann doch anklingen, die Buh-Rufe, Pfiffe und gesenkten Daumen der Fans während und nach dem 0:0 gegen die Ukraine für ebenso unangemessen zu halten wie ihre Ansprüche. "Die Fans wollen, dass wir sechs oder acht Tore schießen", sagte Vertonghen.
Es war trotz aller Versuche, die Diskussionen klein zu halten, eine erhebliche Missstimmung bei den Belgiern zu vernehmen nach dem zittrig erreichten Achtelfinale gegen Frankreich am Montag in Düsseldorf.

Belgien, Rumänien und die Slowakei sind ins Achtelfinale der Fußball-Europameisterschaft eingezogen.

26.06.2024 | 01:07 min

Tedesco zeigt sich stolz

Durchaus von Glück konnten sie ja sagen, in der Schlussphase nicht noch ein Gegentor kassiert zu haben, als die Ukraine zu mehreren Großchancen gekommen war. Tedesco ließ sich davon in seiner Analyse aber nicht beirren. Der 38-Jährige, der früher den FC Schalke und RB Leipzig in der Bundesliga trainiert hatte, sagte:
Ich bin stolz auf meine Mannschaft, sie hat gut gespielt.
Domenico Tedesco, Trainer der belgischen Nationalmannschaft
Das Wichtigste sei ohnehin gewesen, sich fürs Achtelfinale zu qualifizieren. "Nach der Niederlage im ersten Spiel war das nicht einfach", erinnerte Tedesco an das 0:1 gegen die Slowakei.

Das Achtelfinale

Samstag, 29. Juni

Schweiz - Italien 2:0

Deutschland - Dänemark 2:0

Sonntag, 30. Juni

England - Slowakei in Gelsenkirchen (18.00)

Spanien - Georgien in Köln (21.00)

Montag, 1. Juli

Frankreich - Belgien in Düsseldorf (18.00)

Portugal - Slowenien in Frankfurt (21.00)

Dienstag, 2. Juli

Rumänien - Niederlande in München (18.00)

Österreich - Türkei in Leipzig (21.00)

Tedesco kritisiert "unglaubliche" Anreise

Danach hatten die Belgier gegen Rumänien souverän 2:0 gewonnen, ehe gegen die Ukraine ein erneut sehr überschaubarer Auftritt folgte. Tedesco aber kritisierte lieber die für seinen Geschmack viel zu gemächliche Anreise, die vom Hotel zum Stadion eine Stunde gedauert habe, obwohl die Straße frei gewesen sei.
"So etwas habe ich noch nie erlebt", echauffierte sich Tedseco und bezeichnete es als "unglaublich", durch die langsame Busfahrt ohne Blaulichteskorte mit angeblich "20 oder 25 km/h" und zahlreichen Stopps an roten Ampeln verspätet im Stadion eingetroffen zu sein.

Frankreich offensiv noch erfolgloser

Womöglich wollte Tedesco mit dieser Kritik auch im übertragenen Sinne kurz links den Blinker setzen, um die Debatten um die Leistungen seiner Mannschaft zu überholen.
Trotz dieses Manövers dürften die Diskussionen aber weitergeführt werden und die Belgier in den Vergleich der Enttäuschenden mit Frankreich begleiten. Auch die Mannschaft von Trainer Didier Deschamps war bisher mit sehr dezenten Auftritten aufgefallen. Aus dem Spiel heraus hat sie sogar noch kein eigenes Tor geschossen. Einzig Kylian Mbappé traf per Strafstoß.

Kevin De Bruyne: "Nicht die beste belgische Mannschaft"

Aber auch bei den Belgiern hapert es in der Offensive, wie gegen die Ukraine erneut zu beobachten war. "Wir wissen, dass wir eine bessere Leistung hätten zeigen können", räumte Kapitän Kevin De Bruyne ein.
Übergeordnet aber sei festzuhalten: "Unsere Mannschaft ist nicht die beste belgische Mannschaft, aber auch nicht schlechteste."

De Bruynes verhaltener Ausblick

Obwohl man nicht gewonnen habe und deshalb den Gruppensieg verpasst habe, "kann ich nichts Schlechtes sagen. Meine Kollegen haben alles gegeben haben", sagte De Bruyne. Der Ausblick des Mittelfeldspielers von Manchester City klang allerdings eher verhalten und nicht gerade nach Zuversicht und Selbstgewissheit.
Er sagte:
Wir werden uns jetzt auf Frankreich vorbereiten und dann sehen, wie weit wir kommen.
Kevin De Bruyne, Belgiens Kapitän
Ob so etwas bei den Fans verfängt und sie beruhigt, dürfte sich am Montag gegen Frankreich zeigen.

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