: Klare Botschaften trotz Niederlage

von Maik Rosner
17.06.2024 | 18:54 Uhr
Die Ukraine verliert gegen Rumänien 0:3. Das ändert aber nichts an der Bedeutung, die die EM-Teilnahme für das Land in Kriegszeiten hat.
Viel Emotionen vor dem Anpfiff der EM-Partie Ukraine - Rumänien in München.Quelle: AFP
Viel hatten sie sich bei der ukrainischen Fußball-Nationalmannschaft für ihre erste Turnierteilnahme seit der Eskalation des russischen Angriffskriegs am 24. Februar 2022 vorgenommen.
Von der wohl besten Nationalelf seit der Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1991 war sogar die Rede gewesen. Doch bei ihrem EM-Auftaktspiel in München setzte es für die Ukrainer in der Gruppe E eine 0:3 (0:1)-Niederlage gegen Rumänien.

Rumänien hat in Gruppe E einen perfekten Start in die Fußball-EM 2024 hingelegt. Gegen ein chancenloses und fehleranfälliges Team aus der Ukraine siegten die Rumänen mit 3:0.

17.06.2024 | 07:24 min

Raketenangriffe am Spieltag

Auch in der Ukraine dürften viele Menschen das Spiel geschaut haben. Möglich ist das wegen des Krieges vor allem im Osten des Landes allerdings nur zeitweise und unter der ständigen Bedrohung durch die Angriffe der russischen Armee.
Wie in der Stadt Poltawa rund 140 Kilometer westlich von Charkiw, wo es am Montag nach russischen Raketenangriffe zu mehreren Verletzten und massiven Stromausfällen gekommen war.
Sogar in den Schützengräben sollen ukrainische Soldaten die Länderspiele ihrer Auswahl verfolgen. Zumindest dann, wenn sie nicht in den Gefechten gefordert sind.

Rebrow: EM-Teilnahme auch politisches Signal

Auch weil den Menschen der Fußball zumindest kurz etwas Ablenkung vom Grauen des Krieges bietet, wissen sie bei der ukrainischen Nationalmannschaft um die Bedeutung ihrer EM-Auftritte.
Seine Jungs spielten "besonders für die Menschen, die weiterhin jeden Tag unser Land vor dem Feind verteidigen müssen", hatte Nationaltrainer Serhij Rebrow gesagt. Die EM-Teilnahme seiner Mannschaft sei auch als klares politisches Signal zu verstehen:
Die Ukraine will ein Teil Europas sein.
Serhij Rebrow, Ukraines Nationaltrainer
Außenverteidiger Oleksandr Sintschenko ergänzte, man könne "unseren Fans und unserem Militär, das unser Land verteidigt, viel Freude schenken".

Schewtschenko erinnert an die Kämpfe

An der übergeordneten Botschaft der Ukraine änderte die Niederlage nichts. Daran hatte wenige Stunden vorm Anstoß auch der ukrainische Fußball-Verbandspräsident Andrij Schewtschenko erinnert.
"Heute stehen elf Spieler auf dem Platz, aber zu Hause kämpfen Millionen für den Sieg", sagte der frühere Nationaltrainer und -stürmer, der für Dynamo Kiew, den AC Mailand und FC Chelsea gespielt hatte, auf einer Kundgebung in München.
Andrij Schewtschenko, Präsident des ukrainischen Fußballverbandes, vor dem Mahnmal in München.Quelle: AFP

Krieg wird greifbar in München

Der Krieg in der Ukraine wurde für die Passanten auch deshalb greifbar, weil auf dem zentralen Wittelsbacherplatz in der Münchner Innenstadt 21 Sitze aus dem zerstörten Stadion von Charkiw aufgebaut waren.
Vor fast auf den Tag genau zwölf Jahren hatte die deutsche Nationalmannschaft in der Arena im Osten der Ukraine ein Gruppenspiel der EM 2012 gegen die Niederlande ausgetragen (2:1). Seit mehr als zwei Jahren ist das Stadion durch den Angriffskrieg Russlands zerstört.
"Auch wenn Fußballplätze oder Tribünen den russischen Granaten nicht standhalten können, werden wir nie aufhören, für unser Land zu kämpfen und der Welt über diesen unbarmherzigen Krieg zu berichten", sagte Schewtschenko, "wir sind auch hier, um zu zeigen, dass wir noch leben".

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