: Was die Zinssenkung für Verbraucher bedeutet

12.09.2024 | 17:13 Uhr
Die Leitzinssenkung der EZB betrifft nicht nur die großen Kreditinstitute. Warum auch Sparer weniger Zinsen bekommen könnten und was sich bereits bei den Bauzinsen tut.

Die EZB hat den Leitzins um 0,25% gesenkt, um das Inflationsziel von 2% zu erreichen. Weitere Zinssenkungen hängen von der zukünftigen Konjunktur ab.

12.09.2024 | 03:02 min
Die Europäische Zentralbank hat ihren zentralen Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Das dürfte auch Auswirkungen auf Verbraucherinnen und Verbraucher haben, die ihr Geld zum Sparen auf einem Tagesgeldkonto angelegt haben oder einen Baukredit aufnehmen.

Was versteht man unter Leitzins?

Unter Leitzinsen versteht man die von der zuständigen Zentralbank festgelegten Zinssätze, zu denen sich Geschäftsbanken bei einer Zentral- oder Notenbank Geld beschaffen oder anlegen können. In der Eurozone ist die Europäische Zentralbank (EZB) zuständig für die Festlegung der Leitzinsen. Davon setzt die EZB drei fest: Einlagenzins, Hauptrefinanzierungssatz und Spitzenrefinanzierungssatz

Für Sparer ist der Einlagenzins wichtig. Zum Hauptrefinanzierungssatz können sich Geschäftsbanken Geld bei der EZB leihen. Der Spitzenrefinanzierungssatz dient Geschäftsbanken zur kurzfristigen Beschaffung von Geld. Vorrangiges Ziel der Zentralbanken ist es, ein stabiles Preisniveau mit einer niedrigen Inflationsrate sicherzustellen.

Die EZB strebt dafür ein Inflationsziel von zwei Prozent in der mittleren Frist an. Um die Inflationsrate bei einer vorgegebenen Zielgröße zu halten, kann die Zentralbank die Leitzinsen anheben ("restriktive Geldpolitik") oder auch senken ("expansive Geldpolitik"). 

Quelle: Glossar des Bundesfinanzministeriums, AFP

Die Europäische Zentralbank senkt ihren Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr. Was will EZB-Präsidentin Lagarde gegen die Inflation unternehmen? Ein Blick hinter die Kulissen.

12.09.2024 | 09:37 min

Was heißt die Senkung für mein Tages- und Festgeldkonto?

Wer sein Geld auf einem Tages- oder Festgeldkonto angelegt hat, konnte sich bereits einige Zeit lang über hohe Sparzinsen freuen. Und gute Angebote gibt es weiterhin, wenn auch weniger als zuvor: Einige Kreditinstitute gaben den Einlagezins der EZB von bisher 3,75 Prozent direkt an ihre Kundinnen und Kunden weiter. Das könnte sich jetzt ändern, denn nach der Zinsentscheidung bekommen auch die Geschäftsbanken selbst nicht mehr so viel Rendite für ihr angelegtes Geld. Der Satz für den Sparzins sinkt auf 3,5 Prozent.
Post der EZB zu Zinssenkungen
Viele Banken haben die aktuelle Senkung genauso wie eine erste Zinssenkung EZB im Juni bereits in ihre Berechnungen eingepreist. Deshalb haben sich die Konditionen vielerorts bereits verschlechtert. Der Mittelwert beim Tagesgeld von 136 Kreditinstituten lag laut der Finanzberatung FMH am Donnerstag bei 2,03 Prozent. Bei den Sparkassen und regionalen Genossenschaftsbanken gab es häufig noch deutlich weniger.

Angesichts der abnehmenden Inflationsgefahr hat die EZB den Leitzins erneut gesenkt. ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann ist in Frankfurt und erklärt die Hintergründe.

12.09.2024 | 00:57 min
Beim Festgeld bekamen die Kunden der Kreditinstitute den FMH-Angaben zufolge im Schnitt 2,67 Prozent bei einer Laufzeit von einem Jahr, je nach Anbieter waren bis zu 3,5 Prozent möglich. Ende 2023 lag der Durchschnittswert noch deutlich über drei Prozent. Auch bei längeren Laufzeiten über zwei, fünf oder zehn Jahre sanken die Festgeld-Zinsen seit Jahresbeginn.
ZDFheute Infografik
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Wie verändern sich die Bauzinsen?

Den Hauptrefinanzierungssatz hat die EZB auf 3,65 Prozent gesenkt. Für diesen Satz können sich Geschäftsbanken Geld bei der Zentralbank leihen. Er wirkt sich spürbar auf die Bauzinsen aus, denn die Banken geben die Kosten indirekt an ihre Kundinnen und Kunden weiter.

Eine Strukturreform sei die Aufgabe "aller europäischer Regierungen", so ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann. Auch sorge sich die EZB vor einem Inflationsanstieg im Winter.

12.09.2024 | 02:16 min
"Doch häufig bewegen sich die Bauzinsen früher" erklärt der Darlehensvermittler Dr. Klein. Das geschehe häufig schon, bevor die EZB den Leitzins verändert. Im Oktober 2023 lagen die Bauzinsen noch deutlich über vier Prozent. Zum Jahresende sanken sie, bewegten sich seitwärts und gingen zwischen Juni und Juli wieder leicht nach oben. Im August bewegten sie sich dann wieder nach unten.
Der Mittelwert von 56 ausgewählten Bankinstituten für eine Baufinanzierung mit zehnjähriger Zinsbindung bei liegt laut Finanzberatung FHM derzeit bei 3,36 Prozent.
Auf weiteren Senkungen wollen sich die Notenbanker der EZB bisher nicht festlegen und verweisen auf den "datenbasierten Ansatz" ihrer Entscheidungen. Expertinnen und Experten erwarten dies auch für die kommenden Sitzungen. 

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Quelle: ZDF
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Quelle: AFP

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