: Warum die Fed-Entscheidung so wichtig war

von Stephanie Barrett
23.03.2023 | 10:04 Uhr
Die US-Notenbank lässt sich nicht von Zinserhöhungen abbringen. Sie erhöhte den Schlüsselsatz um 0,25 Prozentpunkte auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent.
Die US-Notenbank Fed verzichtet angesichts der jüngsten Erschütterungen am Finanzmarkt auf eine größere Erhöhung des Leitzinses, bleibt aber bei ihrem Kurs.Quelle: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa
Bis zur letzten Minute wird die US-Notenbank Fed am Mittwoch ihre Daten studiert haben, um den Stresspegel im Bankensystem zu messen. Denn an den Finanzmärkten ist die Furcht vor einer Rückkehr der Finanzkrise zurück.
Doch jetzt steht es fest: Die US-Notenbank Fed setzt ihre Serie an Zinserhöhungen fort. Sie erhöhte den Schlüsselsatz um einen Viertel-Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent.
Wie groß die Gefahr von weiteren Banken-Pleiten ist, schätzt ZDF-Reporterin Sina Mainitz im folgenden Video ein:
Noch Anfang der Woche schien die Bekämpfung der Inflation ein Luxusproblem zu sein, denn nicht nur die Silicon Valley Bank, auch Dutzende weiterer US-Regionalbanken waren von Konkurs bedroht, weil sie aufgrund gestiegener Zinsen auf einem Pulverfass von Anleihen sitzen, die deutlich an Wert verloren haben. 

Beben am Finanzmarkt

Kunden kleinerer Banken zogen in Folge scharenweise ihre Einlagen ab, um sie auf sichere Großbanken-Konten zu retten. Die Finanzmarktarchitektur geriet ins Wanken. Ein hektisch aufgelegtes Stützungspaket der Regierung beruhigte die Märkte zunächst: Die Einlagensicherung wurde über die bisherige Garantie von 250.000 Dollar ausgeweitet.
Die Wirtschaftsweisen halten den Finanzmarkt für stabil. ZDF-Börsenexpertin Valerie Haller erklärt, warum:
Als auch das nicht ausreichte, musste die Fed nachlegen und kündigte eine schärfere Aufsicht und Regulierung der mittelgroßen Geldinstitute an. Viele Beobachter nahmen nun an, die Fed werde ihr Zinstempo drosseln, um Druck von den Banken zu nehmen. 

Inflation in USA niedriger als im Euroraum

Mit der Erhöhung um 0,25 Prozent ist nun ein kleinerer Schritt entschieden, damit bleibt sie auf dem Pfad steigender Zinsen, um die Inflation einzudämmen. Die ist zwar mit sechs Prozent niedriger als im Euroraum (8,5 Prozent). Doch die robuste US-Wirtschaft sowie die nach wie vor hohe Nachfrage lassen eine Drosselung der Wirtschaft durch teurere Kredite zu.   
Ein Verzicht auf eine Leitzinserhöhung hätte einzelnen schwachen Banken ohnehin nicht weitergeholfen, meint Commerzbank-Ökonom Jörg Krämer: "Hier setzt die Fed zu Recht auf ein anderes Instrument, nämlich auf Liquiditätskredite für die betroffenen Banken."
Die EZB folgt ebenfalls diesem Prinzip, mit höheren Leitzinsen will sie die Preisstabilität wiederherstellen.
Jörg Krämer, Commerzbank
Zur Finanzstabilität trage die EZB mit der Ankündigung bei, im Bedarfsfall ausreichend Liquidität gegen Sicherheiten bereitzustellen, erklärt Krämer.

Mehr Vertrauen oder weniger Inflation? Das ist die Frage

Wieder einmal senden die Notenbanken weltweit das Signal aus, sie werden im Krisenfall einspringen und Finanzinstitute mit Kapital ausstatten. Das wird durchaus kritisch gesehen, weil immer mehr Geld im System auch die Inflation befeuert. Doch die Währungshüter stehen jetzt vor dem Dilemma: die Inflation bekämpfen und gleichzeitig Vertrauen in die Finanzstabilität sichern. 
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Ifo-Chef warnt vor Gefahren für Finanzsystem

Ganz und gar gebannt ist die Gefahr allerdings nicht: Clemens Fuest, Präsident des Münchner Ifo-Instituts sieht das Vertrauen in die Banken erschüttert und macht durchaus Gefahren für das Finanzsystem aus. Banken werden vorsichtiger, geben weniger Kredite aus, das schwächt die Wirtschaft. 
Die EZB will erst am 4. Mai wieder über eine mögliche Zinserhöhung entscheiden. Gibt es bis dahin keine größeren Verwerfungen, dann wird sie wohl festhalten an ihrem Kurs.  
Stephanie Barrett berichtet für die ZDF-Wirtschaftsedaktion von der Börse.

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Zinserhöhungen der Fed