: Lagerhelfer und Bürokräfte besonders gefragt

12.10.2023 | 11:40 Uhr
Der Trend zum Online-Handel lässt den Bedarf an Logistik-Mitarbeitern steigen. Und: Helferberufe sterben nicht aus - sie wandeln sich. Das fand die Bertelsmann-Stiftung heraus.
Lageristin im Einsatz mit einem Tablet-PC in einem Lagergebäude. (Symbolbild)Quelle: imago
Der von der Corona-Pandemie befeuerte Boom im Online-Handel hat den Bedarf an Mitarbeitern in der Lagerlogistik verstärkt. Nach einer Auswertung von rund 45 Millionen online geschalteten Stellenanzeigen der Jahre 2019 bis 2023 sind Mitarbeiter in dieser Jobsparte gerade bei Arbeitgebern besonders begehrt. In 162 von 401 Kreisen in Deutschland stehen diese Stellengesuche auf Platz 1 der Auswertung, die die Bertelsmann Stiftung am Donnerstag in Gütersloh veröffentlicht.
Vor allem in Ballungsräumen und den größeren Städten sind aber Büro- und Sekretariatsfachkräfte am häufigsten gefragt. Zwar liegen sie nur in 101 Kreisen ganz vorne in der Statistik, bundesweit aber gab es im Jahr 2022 mit 254.499 die meisten Stellenanzeigen mit diesem Profil. Knapp dahinter liegen die Anzeigen für Helfer in der Logistik mit 253.487.

Der Fachkräftemangel betrifft nahezu alle Branchen, da viele Babyboomer in Ruhestand gehen. Die "Generation Ü" vermittelt fitte Rentner im Arbeitsmarkt.

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Minus bei den Fachkräften

Die drei Berufe mit den größten Verlusten zwischen 2019 und 2022 sind Facharbeiter in der Mechatronik (76 Plätze im Ranking verloren), Werkzeugtechniker (minus 54) und Bankkaufleute (minus 43).
Infografik: Für diese Berufe werden die meisten Mitarbeitenden gesucht.
"Bei vielen Fachkraftberufen haben sich die Arbeitgeber in den vergangenen Jahren eine gewisse Zurückhaltung auferlegt. Das scheint sich in 2023 wieder zu ändern", sagt Studienautor und Stiftungsexperte Gunvald Herdin der dpa.
Der Anteil an Fachkraftstellen sei von 2020 bis 2022 um mehr als vier Prozentpunkte auf etwa 37 Prozent gesunken.
Im ersten Halbjahr 2023 gibt es aber mit knapp 41 Prozent wieder einen größeren Anteil an Fachkraftstellen.
Gunvald Herdin, Autor der Studie

Regionale Unterschiede zwischen Stadt und Land

Das größte Plus unter den gesuchten Arbeitnehmern kommt aus dem Gesundheitsbereich. Anzeigen für Psychiater und Psychotherapeuten sind im Ranking um 106 Plätze nach oben geklettert, gefolgt von Fachkräften der Papier- und Verpackungstechnik (plus 97), Kinderbetreuern und Erziehern (plus 62) sowie Fachärzten aus der Inneren Medizin (plus 59).
Wobei sich ein differenzierter Blick auf die größeren Städte und Kreise lohnt. "Überrascht haben mich die regionalen Unterschiede. In Städten und Kreisen haben es 17 unterschiedliche Berufe auf Platz 1 geschafft", so Herdin. "Darum braucht es auch regionalspezifische Maßnahmen". Für die Weiterbildungsakteure sei das eine Herausforderung.

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Großer Bedarf an Hilfskräften

Gesucht wird laut der Studie auf allen Anforderungsniveaus:
Entgegen der häufigen Ansicht sterben die Helferberufe nicht aus. Stattdessen verändern sie sich im Zuge von Marktentwicklungen und der Digitalisierung kontinuierlich
Gunvald Herdin, Autor der Studie
So sind außerhalb der Lagerwirtschaft im ersten Halbjahr 2023 Helferinnen und Helfer vor allem im Reinigungsgewerbe (Platz 5), in der Gastronomie (Platz 15) und auf dem Gabelstapler (Platz 20) gefragt.
Man sieht sehr deutlich den Boom im Online-Handel. Weil wir alle online einkaufen, gibt es jetzt sowohl mehr Bedarf an Helfern als auch an Fachkräften im Bereich Logistik, Spedition und Verpackung. Da zeigen sich ganz neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt,
Studien-Autor Gunvald Herdin
Das sagt Autor Gunvald Herdin. Er und seine Kollegen haben für die Studie rund 45 Millionen Stellenanzeigen für 1.210 Berufe aus den Jahren 2019 bis Juni 2023 ausgewertet. Dabei wurden Stellenanzeigen von Zeitarbeitsfirmen niedriger gewichtet. Grund: Das Ausschreibungsverhalten für offene Stellen in der Arbeitnehmerüberlassung entspricht nicht dem in der freien Wirtschaft.

Zahl der Online-Stellenanzeigen steigt ständig

Wie groß der Bedarf auf dem Arbeitsmarkt ist, zeige die kontinuierlich steigende Zahl der Online-Stellenanzeigen, erklärte die Bertelsmann Stiftung. Sie habe 2022 einen neuen Höchststand von rund zwölf Millionen Job-Anzeigen erreicht. Der Wachstumstrend habe sich auch im ersten Halbjahr 2023 fortgesetzt, in den ersten sechs Monaten veröffentlichten die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber 6,2 Millionen Online-Stellenanzeigen. 
Allerdings bleibe abzuwarten, ob sich das auch für das zweite Halbjahr fortsetze, erklärte Gunvald Herdin, Leiter des Jobmonitors. "Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen reagieren schnell auf konjunkturelle Veränderungen und aktuell verschlechtert sich die konjunkturelle Lage in einigen Branchen, beispielsweise in der Baubranche." Das zeige sich sehr schnell bei den Stellenausschreibungen.
Quelle: dpa

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