: Holzabbau: Zwischen Geschäft und Klimaschutz

von Anja Kollruß
07.01.2024 | 16:49 Uhr
Fast die Hälfte des deutschen Waldes ist in privater Hand. Während der Holzverkauf das wichtigste Geschäft ist, steigen die Anforderungen an den Klimaschutz. Das sorgt für Unmut.

Holz gilt als Rohstoff der Zukunft. Wie lässt sich ein Gleichgewicht finden zwischen wirtschaftlichem Interesse und Klimaschutz?

07.01.2024 | 28:31 min
Ein Drittel der Landesfläche in Deutschland ist mit Wald bedeckt. Die deutschen Wälder gehören neben Bund und Ländern vor allem Privatpersonen. Viele der knapp zwei Millionen Waldeigentümer*innen hierzulande haben meist nur kleine Parzellen.
Daneben gibt es aber auch große Adelsfamilien. Die Thurn und Taxis beispielsweise verfügen mit 19.000 Hektar über einen der größten privaten Waldbesitze. Ob großer oder kleiner Wald: Insgesamt werden 48 Prozent der Waldfläche in Deutschland privat bewirtschaftet.
Quelle: Bundeswaldinventur
Damit tragen Privatpersonen große Verantwortung. Denn der Wald muss dringend umgebaut werden, um den Folgen durch den Klimawandel standhalten zu können.

Wirtschaftsfaktor Wald: Holzverkauf lohnt

Zwar werden die kleinen Parzellen meist nur nebenberuflich bewirtschaftet, um ein kleines Zusatzeinkommen oder auch Brennholz für den Eigenbedarf zu produzieren. Dennoch ist der Holzverkauf ein lohnendes Geschäft für viele Waldeigentümer*innen, sagt Irene Seling von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW):
Die Einnahmequelle aus dem Brennholz ist wichtig.
Irene Seling, AGDW

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26.03.2023 | 26:59 min
Der Verband macht sich auch auf politischer Ebene für seine Mitglieder stark. Obwohl das Umweltbundesamt vom Heizen mit Holz abrät, fördert die Regierung im Zuge des neuen Gebäudeenergiegesetzes weiterhin Holzheizungen. Wo mehr Heizungen sind, wird auch mehr Brennstoff benötigt.

Regierung plant mehr Nachhaltigkeit im Wald

Das Bundeswaldgesetz, an das auch private Waldeigentümer*innen gebunden sind, regelt unter anderem eine nachhaltige Bewirtschaftung. Derzeit plant die Regierung eine Novelle des Gesetzes von 1975, die das Ökosystem und nicht mehr den Wirtschaftsfaktor Wald in den Fokus nimmt; also dem Klimaschutz hohe Priorität gibt.
Laut AGDW-Präsident Andreas Bitter sei der bisherige Entwurf fern der Realität vieler Waldbesitzer*innen:
Dies wird der Rolle von Wald und Holz als oft einzige Erlösquelle der Forstbetriebe und als Wirtschaftsfaktor mit einer Wertschöpfung von fast 60 Milliarden Euro gerade im ländlichen Raum nicht gerecht.
Andreas Bitter, Präsident AGDW
Im Frühjahr 2024 plant die Regierung die Novelle ins Kabinett zu bringen.

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Bund fördert Waldumbau mit 900 Millionen Euro

Umweltschützer*innen hoffen bis dahin auf mehr Zugeständnisse für den Klimaschutz. Jana Ballenthien von der Naturschutzorganisation Robin Wood kritisiert Waldeigentümer*innen, die seit Jahrzehnten vor allem auf ertragreiche Fichtenmonokulturen gesetzt haben, statt mehr Mischwälder zu pflanzen, die klimaresistenter sind:
Bislang gibt es wenig Sägewerke, die Laubbäume verarbeiten können. Da lohnt sich für viele weiterhin die Fichte.
Jana Ballenthien, "Robin Wood"
Aber: So ein Waldumbau bedeutet erst einmal hohe Kosten. Das hat auch die Politik erkannt. Bis 2026 läuft ein Waldförderprogramm. "Mit 900 Millionen Euro unterstützen wir Waldbesitzende dabei, ihre Wälder an die Folgen der Klimakrise anzupassen", erklärt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Gesunde Wälder, so Naturschützer*innen, sind im Interesse aller: Gehe es den Wäldern gut, sei auch der Rohstoff Holz gesichert.

TV-Tipp

Das ZDF zeigte die planet-e-Doku "Gier nach Holz" am Sonntag, 7.1.2024, um 15.45 Uhr im TV. Sie ist jederzeit in der ZDFmediathek sowie in diesem ZDFheute-Beitrag zu sehen.

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