: Bei den Ausgaben geht es ans Eingemachte

von Sina Mainitz
09.10.2023 | 18:34 Uhr
Über 17 Prozent der Deutschen müssen wegen der Inflation aufs Ersparte zugreifen. Das ist das Ergebnis der YouGov-Umfrage im Auftrag der Postbank. 2022 waren es noch weit weniger.
Bei den Preisen scheint eine Trendwende einzukehren.Quelle: imago
"Wie nehmen sie die aktuelle Preissteigerung war?" Das war die Frage, die in einer repräsentativen Online-Yougov-Umfrage für die Postbank mehr als 2.000 Menschen gestellt wurde. Die Antwort lässt aufhorchen: Jeder sechste Deutsche muss aufgrund der hohen Inflation auf sein Erspartes zurückgreifen.
Mehr als 17 Prozent der über 2.000 Befragten wählten diese Antwortmöglichkeit auf die Frage, wie sie die Preissteigerungen wahrnehmen. In der Vergleichsumfrage aus dem Januar 2022 lag der Anteil derjenigen, die wegen der teils deutlich gestiegenen Preise für Lebensmittel und Energie an finanzielle Grenzen stoßen, nach Angaben der zum Deutsche-Bank-Konzern gehörenden Postbank noch bei elf Prozent.

Für alltägliche Ausgaben Rückgriff auf Erspartes

Um sich ein Gesamtbild zu verschaffen, lohnt der Blick auf die Sparquote in Deutschland. Sie liegt normalerweise zwischen zehn und elf Prozent. Zu Beginn der Corona-Pandemie ist sie auf rund 20 Prozent gesprungen. Aufgrund der Restriktionen rund um die Pandemie wurde weniger Geld ausgegeben und mehr gespart.
Nun geht es wegen der immer noch hohen Inflation bei vielen finanziell ans Eingemachte. Insgesamt mehr als ein Drittel der für die aktuelle Erhebung vom September dieses Jahres Befragten greifen für alltägliche Ausgaben "stark" (zehn Prozent) oder "etwas" (rund 28 Prozent) auf Ersparnisse zurück.
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Jeder Sechste gab zudem an, nicht über Rücklagen zu verfügen. Vier von zehn Befragten aber haben nach eigenen Angaben genug regelmäßige Einkünfte, um die erhöhten Preise stemmen zu können.

Sparen trotz Inflation nicht ungewöhnlich

Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Hessischen Landesbank Helaba, ordnet das Ganze ein.
In Zeiten, in denen die Inflation höher ist, ist es nicht ungewöhnlich, dass zum Beispiel für Reisen auch mal auf die Ersparnisse zurückgegriffen werden muss.
Gertrud Traud, Chefvolkswirtin Hessische Landesbank Helaba
Das Problem ist einmal mehr die ungleiche Verteilung. Tatsächlich gab ein knappes Drittel der über 2.000 Befragten an, trotz der stark gestiegenen Preise unverändert weiter gespart zu haben. Knapp 20 Prozent legen nach eigenen Angaben sogar mehr Geld auf die hohe Kante.
Diejenigen, die Geld zurücklegen, lassen es der Umfrage zufolge überwiegend auf dem Girokonto liegen. Das ist rund die Hälfte der Befragten, obwohl die Mehrheit aller Studienteilnehmer nach eigenen Angaben weiß, dass diese Rücklagen wegen der Inflation an Wert verlieren.

Tendenz: Teuerung geht weiter zurück

Die meisten gehen also nach wie vor beim Sparen auf Nummer Sicher. Nach dem Motto "der Spatz in der Hand ist mir lieber als die Taube auf dem Dach".

Die Inflation in Deutschland ist auf dem Rückzug. Auf der anderen Seite steigen die Nahrungsmittelpreise weiter.

28.09.2023 | 02:47 min
Es deutet inzwischen vieles darauf hin, dass sich die Lage um die Inflation langsam aber sicher deutlich entspannt. Dazu Traud: "Von jetzt an haben die Menschen real wieder mehr in der Tasche. Die Teuerung geht weiter zurück, die Erzeugerpreise sind schon negativ. Wir haben dadurch schon jetzt keine nominalen Einkommensverluste mehr aufgrund der steigenden Lohnkosten."
Sprich: Wenn die Inflation sinkt und die Löhne steigen, bleibt mehr im Geldbeutel übrig.
Getrud Traud, Chefvolkswirtin Hessische Landesbank Helaba

September: Niedrigste Teuerungsrate seit Februar 2022

Das klingt nach einem Lichtblick für viele. Im September sank die jährliche Teuerungsrate in Deutschland auf 4,5 Prozent. Damit ist sie auf dem niedrigsten Stand seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar letzten Jahres.
Volkswirte erwarten einen weiteren Rückgang der Inflation in den kommenden Monaten. Die Situation entspannt sich also zunehmend. Die Zeiten, in denen das Ersparte mit in den täglichen Lebensunterhalt fließen muss, könnten also bei den meisten bald vorbei sein.
Sina Mainitz ist Redakteurin im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.

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