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: Wird der Restaurant-Besuch jetzt teurer?

von Frank Bethmann
17.11.2023 | 12:44 Uhr
Seit mehr als drei Jahren gilt in der Gastronomie eine reduzierte Mehrwertsteuer von sieben Prozent. Doch damit soll bald Schluss sein. Wird der Restaurant-Besuch jetzt teurer?

Die Mehrwertsteuer für Speisen in Restaurants wird 2024 wieder von sieben auf 19 Prozent steigen. Was das für die Gastronomiebranche bedeutet, erklärt Frank Bethmann.

17.11.2023 | 01:01 min
Die Mehrwertsteuer für Essen in Restaurants wird zum Jahresanfang 2024 von derzeit sieben wieder auf 19 Prozent steigen. Die Chef-Haushälter der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP bestätigten am Freitag, dass die zeitweise Absenkung der Mehrwertsteuer Ende 2023 wie geplant auslaufe.
Seit Wochen aber gibt es Forderungen, dass der reduzierte Steuersatz beibehalten wird, um zu verhindern, dass Essengehen zum Luxus wird und weitere Kneipen, Restaurants und Gasthäuser aufgeben müssen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist überhaupt die Mehrwert- oder Umsatzsteuer?

Die Umsatzsteuer ist eine Konsum- und Verbrauchssteuer, die der Verbraucher auf eine Ware oder Dienstleistung bezahlt. Wenn wir etwas kaufen, bezahlen wir einen Aufschlag, einen "Mehrwert". dafür. Daher der umgangssprachliche Begriff Mehrwertsteuer.

Corona, Inflation, Personalmangel: Deutschlands Kneipen und Restaurants sind seit Jahren in der Krise. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten berät über Auswege.

13.11.2023 | 01:29 min
Im letzten Jahr hat der Staat allein mit der Umsatzsteuer knapp 200 Milliarden Euro eingenommen. Sie ist damit eine seiner Top-Einnahmequellen. Durch den reduzierten Steuersatz für die Gastronomie verzichtet der Staat jährlich auf etwa drei Milliarden Euro.

In welchen anderen Branchen gilt der reduzierte Steuersatz von sieben Prozent und warum?

Wenn wir mit der Bahn fahren, bezahlen wir beispielsweise nur sieben Prozent Umsatzsteuer. Auch beim Museums-, Kino- oder Konzertbesuch werden auf die Eintrittskarte nur sieben Prozent aufgeschlagen. Ebenfalls gilt das für zahlreiche Lebensmittel, wie Eier, Fleisch, Wurst oder Milch. Gerade bei Lebensmitteln geht es darum, dass sich die Menschen günstiger mit Lebensmitteln versorgen können. Daher der reduzierte Satz.

In der Coronazeit wurde die Mehrwertsteuer für Restaurants gesenkt, zum Anfang des nächsten Jahres soll sie wieder erhöht werden. Die Branche warnt davor.

09.08.2023 | 01:34 min

Ist es nachvollziehbar, warum manche Leistungen mit sieben und andere mit 19 Prozent besteuert werden?

Nicht wirklich. Es gibt zahlreiche Beispiele, die für Unverständnis sorgen. Auf Kartoffeln sind sieben Prozent Umsatzsteuer zu entrichten, auf Süßkartoffeln 19 Prozent, da sie als Luxusprodukt gelten. Trüffel dagegen, eher als Luxus bekannt, werden unter Steuergesichtspunkten als Grundnahrungsmittel geführt und mit sieben Prozent besteuert. Und bei Röstkaffee fallen sieben Prozent Mehrwertsteuer an, bei löslichem Kaffee 19 Prozent.
Die Liste solcher Ungereimtheiten ist lang. Wirte und Restaurantbetreiber treibt auf die Barrikaden, dass "Essen to Go" und Supermarkt-Speisen auch weiterhin nur mit sieben Prozent besteuert werden, während Hotels und Gaststätten künftig wieder 19 Prozent zahlen müssten.
Das komplizierte Umsatzsteuersystem gehört gründlich aufgeräumt.
Reiner Holznagel, Präsident des Steuerzahlerbundes

Kurbelt ein erhöhter Steuersatz in der Gastronomie nicht wieder die Inflation an?

Ob ein höherer Steuersatz die Inflation ankurbelt, hängt davon ab, ob es den Wirten tatsächlich gelingt, die erhöhte Steuer an ihre Kunden weiterzugeben. Ein paar Beispiele:
  • Ein Salat für jetzt 10,70 Euro kostet bald 11,90 Euro.
  • Für ein Nudelgericht für aktuell 15 Euro sind bald 16,68 Euro fällig.
  • Der Preis für beispielsweise ein Steak springt von 25 Euro auf 27,80 Euro.
Während die Branche argumentiert, die Betriebe hätten gar keine andere Wahl als die Kosten weiterzugeben, weil ihr das Wasser bis zum Hals stünde, dürften vielerorts die Gäste zweimal überlegen, ob sie sich den Restaurantbesuch noch leisten wollen oder können angesichts insgesamt deutlich gestiegener Preise. Bleiben die Gäste also aus, dürften sich die Wirte gezwungen sehen, die Preise für ihre Speisen und Getränke zu senken, trotz eines Umsatzsteuersatzes von 19 Prozent.

Ein voller Einkaufswagen wird immer teurer – vor allem bei frischen Lebensmitteln. Insbesondere die Gemüsepreise sind zuletzt deutlich gestiegen, wie unser Video zeigt.

27.04.2023 | 00:39 min

Was sagen Gastronomen?

Die Branche warnt vor einem Sterben der Geastronomie. Es seien "Tausende Existenzen gefährdet, der Verlust von Lebensqualität und gastronomischer Vielfalt provoziert", sagte der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Guido Zöllick, am Freitag. Dramatische Umsatzeinbußen in der Branche und bei ihren Partnern, Jobverluste, Betriebsaufgaben, Insolvenzen sowie marode regionale Wirtschaftskreisläufe seien vorprogrammiert.
Zudem mache die Rückkehr zum Steuersatz von 19 Prozent deutliche Preiserhöhungen notwendig. "Damit trifft sie Normal- und Geringverdiener besonders hart", sagte Zöllick.

Wie groß ist die Gefahr, dass die höheren Steuern in der Gastronomie zu Schließungen führt?

Die Gefahr ist akut. Die Gastronomie hat schwere Zeiten hinter sich. Vor allem während der Corona-Pandemie waren die Umsatzeinbußen hoch. Zudem ist vieles teurer geworden, angefangen von den Lebensmitteln über Strom und Gas bis hin zur Pacht. Die meisten Wirte und Restaurantbetreiber sagen, sie hätten einfach keine Reserven mehr.

Wie argumentiert die Ampel-Regierung?

Die Regierung und vor allem Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatten stets betont, eine mögliche Beibehaltung des niedrigen Mehrwertsteuersatzes von der Steuerschätzung abhängig zu machen zu wollen.
Bei der Vorstellung der Herbst-Steuerschätzung betonte er dann, es gebe "keine neuen Verteilungsspielräume" für den Bundeshaushalt 2024. Bei einer Fortsetzung müsse an anderer Stelle gekürzt werden.

Wie sind die Regelungen im benachbarten Ausland?

In 23 von 27 Ländern in der EU gibt es einen reduzierten Mehrwertsteuersatz für die Gastronomie. In Italien und Frankreich beispielsweise liegt er bei maximal zehn Prozent.
Mit Material von Reuters und dpa

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