: Hype vorbei? So steht es um Tesla

von Stephanie Barrett
09.01.2023 | 11:30 Uhr
2022 erlebte die Tesla-Aktie einen beispiellosen Absturz und steht als einer der größten Börsen-Verlierer da. Der Trend setzt sich auch 2023 fort - war's das mit dem Tesla-Hype?
Auch durch die Twitter-Eskapaden von Tesla-Chef Elon Musk hat der Aktien-Wert des Autobauers zuletzt stark gelitten.Quelle: Reuters
Noch 2021 wurde Elon Musk von der "Times" zur "Person of the Year" gekürt, er trug den Titel "Reichster Mensch der Erde" - und Tesla glänzte endlich auch mit Gewinnen. Die Aktie entwickelte sich zum Börsenliebling. Zeitweilig war der weltgrößte Elektroautobauer mit einer Billion US-Dollar mehr wert als fast alle seiner größten Wettbewerber zusammen.
Besonders in den beiden Jahren 2020/21 - vor dem Twitter-Kauf - gewann die Aktie, die auch in Frankfurt gehandelt wird, gewaltig an Wert. Auf ihrem Höhepunkt im Herbst 2021 kostete die Tesla-Aktie 356 Euro. Dann begann der Abstieg: Rund 700 Milliarden Dollar an Börsenwert haben sich allein im vergangenen Jahr in Luft aufgelöst.
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Twitter-Interesse belastet Tesla-Aktienkurs

Elon Musk kündigte sein Interesse an Twitter an. Um den Kauf zu stemmen, musste der Tesla-Großaktionär Aktien im Wert von 23 Milliarden Dollar verkaufen, was den Aktienkurs belastete.  
Zudem geriet die amerikanische Tech-Branche insgesamt unter Druck. Denn mit den steigenden US-Zinsen saß das Geld der Investoren nicht mehr so locker, das traf auch Tesla, erklärt Jürgen Pieper, Analyst für die Automobilbranche im Bankhaus Metzler:
Die gesamte Technologie-Branche wurde letztes Jahr 'geschlachtet', inklusive Tesla.
Jürgen Pieper, Analyst im Bankhaus Metzler
Die Tesla-Aktie fiel zu Beginn dieses Jahres sogar unter 100 Euro. Besonders steil ging es vor allem im Oktober 2022 abwärts: Der Vollzug der Twitter-Übernahme ließ nicht nur den Aktienwert um weitere 50 Prozent dahin schmelzen, sondern auch das Vertrauen in Tesla. Vor allem Anhänger der US-Demokraten, traditionell Freunde der klimafreundlichen E-Mobilität, begegnen Tesla zunehmend kritischer.

Chinesischer Markt schwächelt zunehmend

Die Null-Covid-Strategie in China hat auch Tesla schwer belastet, Lieferprobleme und Werksschließungen in Shanghai bremsten den Absatz. Wegen der schleppenden Nachfrage im Reich der Mitte musste Tesla sogar die Preise bereits zum zweiten Mal senken.
Jüngste Verkaufszahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im Dezember brach der Verkauf von Teslas in China um 44 Prozent ein. Dabei waren die Hoffnungen groß, das Geschäft werde nach den Corona-Lockerungen wieder Fahrt aufnehmen, doch die Infektionswelle macht diese Aussicht zunichte, nun stehen die Bänder erneut weitgehend still.

Es ist eines der wichtigsten Industrieprojekte im Osten Deutschlands: das Tesla-Werk in Grünheide.

22.03.2022 | 03:04 min

Tesla verfehlt angepeilte Verkaufszahlen

Der Grund für den Kurssturz zu Beginn dieses Jahres liegt zudem in den enttäuschenden Verkaufszahlen weltweit im letzten Quartal. Statt der erwarteten mehr als 420.000 ausgelieferten Fahrzeuge verkaufte der Konzern "nur" 405.000 Wagen.
Das waren zwar immer noch 40 Prozent mehr als im Vorjahr (von diesen Steigerungsraten können andere Autobauer nur träumen), aber das angepeilte Ziel von 50 Prozent verfehlte Tesla eben. Die Börsen reagieren darauf gnadenlos: Werden Erwartungen enttäuscht, bringt das die Aktie entsprechend unter Druck. 

Musk verliert Status als reichster Mensch der Welt

Die gewaltigen Kursverluste haben auch Musks Vermögen erheblich schrumpfen lassen. Seinen Titel als reichster Mensch der Erde musste er inzwischen abgeben. 
Analysten und Anleger sehen auch Musks Twitter-Eskapaden zunehmend kritisch. Man fragt sich, wie viel Zeit dem Tesla-Chef eigentlich noch für den Autokonzern bleibt, sagt Pieper - das kratze an Musks Image:
Er war lange Zeit ja auch zu Recht ein enorm angesehener und ja fast bewunderter Vorstandschef. Aber wahrscheinlich hat er einfach angefangen zu überziehen.
Jürgen Pieper, Analyst im Bankhaus Metzler

Kann Tesla die Wende am Aktienmarkt gelingen?

Tesla steht besser da, als es der aktuelle Aktienkurs vermuten lässt. Denn obwohl der Kurs einbrach, hat sich die finanzielle und wirtschaftliche Situation des Unternehmens verbessert: Nach jahrelangen Verlusten ist das Unternehmen inzwischen profitabel und verdient an jedem verkauften Elektro-Modell mehr als die meisten großen Hersteller an ihren Wagen.
In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres verbuchte der Konzern neun Milliarden Dollar Gewinn. Tesla sitzt inzwischen auf Bar-Reserven von mehr als 20 Milliarden Dollar.

Tesla ist mehr als nur ein Autobauer

Analysten sehen durchaus weiterhin Potenzial in Tesla - auch, weil das Unternehmen mehr als ein klassischer Autobauer ist. So sei unter anderem auch die Energiesparte ein Hoffnungsträger. Wenn Musk sich statt auf Twitter mehr auf Tesla fokussiere, werde auch der Aktienkurs wieder steigen.
Auch wenn der Wind rauer wird, mit Tesla wird man noch rechnen müssen - schließlich ist Elon Musk nicht nur unternehmenslustig und mutig, sondern immer auch für eine Überraschung gut.

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