: Das sind die Gründe für die Tupperware-Krise

11.04.2023 | 15:16 Uhr
Der Plastikdosenhersteller Tupperware steckt in Schwierigkeiten. Die Aktie brach um 49 Prozent ein, die Firma benötigt dringend neues Geld. Vier Gründe für die Krise.
Die bunten Schüsseln und Dosen von Tupperware sind in fast jeder Küche zu finden. Doch jetzt steckt die Firma in wirtschaftlichen Schwierigkeiten.Quelle: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Stephen M. Dowell
Plastikdosen als Design- und Haushaltsklassiker, Partys als Verkaufskanal – mit diesem Modell hat sich der US-Hersteller Tupperware einen Namen gemacht. Doch das Unternehmen aus Orlando im sonnigen Florida steckt tief in der Krise.
An der Börse war Tupperware bereits 2020 fast abgeschrieben, dann gelang jedoch ein Comeback. Nun warnt das Management erneut, dass die Rechnungen womöglich bald nicht mehr bezahlt werden können.

Tupperware unter Druck

Nachdem die Firma vor akuten Geldnöten warnte, stürzte die Aktie am Montag um 49 Prozent auf 1,2 Dollar ab. Der Kurs fiel auf den niedrigsten Stand seit dem Rekordtief zu Beginn der Corona-Krise vor rund drei Jahren.
Die aktuelle Lage an der Börse:
Tupperware hatte zuvor mitgeteilt, dass die Fortsetzung des Geschäftsbetriebs angesichts von Liquiditätsengpässen ungewiss sei. Die Firma hat Berater angeheuert und Gespräche mit potenziellen Investoren gestartet, um Geld aufzutreiben.
Das Unternehmen tut alles in seiner Macht Stehende.
Miguel Fernandez, Tupperware-Chef
Im Schlussquartal 2022 brach der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 20 Prozent auf 313,7 Millionen Dollar ein. Unterm Strich machte Tupperware einen Verlust von 35,7 Millionen Dollar.

Das sind die Gründe für die Krise

Doch die Geschäfte laufen schon lange schlecht, dafür sind die Schulden hoch. Das sind die vier Hauptgründe:

1. Tupper-Party kein Erfolgsgarant mehr

Als Erfolgskonzept erwiesen sich Gründer Tuppers Haushaltsprodukte vor allem in Kombination mit Marketing-Genie Brownie Wises Idee der Tupper-Party.

Die Deutschen shoppen öfter online - vor allem bei Amazon. Der stationäre Einzelhandel dagegen steckt in einer tiefen Krise.

08.12.2020 | 43:59 min
"Partys sind noch immer unser Verkaufsmodell", sagte der damalige Konzernchef Rick Goings der Deutschen Presse-Agentur noch 2017 – trotz immer stärkerer Konkurrenz aus dem Internet. Direkte Ansprache durch Bekannte oder Verwandte im Verkauf sei vor allem für jüngere Leute äußerst wichtig. "Derzeit haben wir fast nur Partys."
Doch dieses Modell ist in der Ära des E-Commerce kaum noch zeitgemäß.

2. Corona-Pandemie

Seit Jahrzehnten führten Tupperpartys Menschen, wohl vor allem Frauen, zusammen, die sich bei Sekt und Käseplatte von einer Party-Managerin gemeinsam von neuen Dosen, Schalen und sonstigen Küchenhelfern überzeugen lassen. Längst sind andere Branchen gefolgt: Kerzen, Kosmetik, Thermomix, selbst Dildos werden heute im sogenannten Direktvertrieb angeboten.
Als coronabedingt Menschen aber nicht mehr eng zusammenkommen durften, traf das die Branche hart. Enges Zusammensitzen, Herumreichen und der Schnack zwischendurch gehörten zum Wesenskern. Kontaktbeschränkungen und Verkaufsparty, das passte nicht zusammen.

3. Konkurrenz durch Online-Handel

Während sich der Einzelhandel in den vergangenen Jahren mehr und mehr ins Internet verlagert hat, wo Shopping-Giganten wie Amazon oder Alibaba mit enormer Marktmacht die Preise drücken, setzte Tupperware lange Zeit unbeirrt weiter auf seine klassischen Verkaufswege – und auch vergleichsweise teure Produkte.
Erst unter Konzernchef Fernandez, der im April 2020 nach einem Führungschaos übernahm, setzte Tupperware konsequent auf digitale Verkäufe und war damit zeitweise durchaus erfolgreich. In der Pandemie, als viele Menschen zu Hause ihre Kochkünste ausprobierten, florierte das Geschäft. Doch dieser Boom wirkt inzwischen zunehmend wie ein Strohfeuer.

4. Hausgemachte Probleme

Neben hohen Schulden, roten Zahlen und schwindenden Erlösen kämpft Tupperware auch noch mit anderen hausgemachten Problemen. So verpasste es die Firma, den Jahresbericht pünktlich vorzulegen. Das könnte zum Bruch von Kreditvereinbarungen führen und versetzt Aktionäre in Alarmstimmung.

Tupperware: Revolution im Küchenschüsseldesign

Das fast 75 Jahre alte Unternehmen, dessen Gründer Earl Tupper 1946 die Küchenwelt mit seinen bunten "Wunderschüsseln" aufmischte, steht also mit dem Rücken zur Wand.
Die bunten Schüsseln und Boxen von Tupperware haben Haushalte fast rund um den Globus geprägt und es sogar als Design-Klassiker in Museen und Kunstausstellungen geschafft. Auch in Deutschland verbreiteten sich die luftdicht verschließbaren Behältnisse, deren Kunststoffdeckel beim Schließen den charakteristischen Laut von sich geben, ab der frühen 1960er Jahre rasant.
Quelle: dpa

Mehr aus der Wirtschaft