: Eher die emotionale Rendite

von Frank Hellmann
13.06.2024 | 10:00 Uhr
Die EM 2024 bewegt Massen von Menschen und viele Millionen Euro. Das meiste Geld geht aber an die UEFA als Ausrichter. Deutschland muss auf andere Effekte hoffen.

Vor allem Städte mit EM-Stadien wie Frankfurt investieren Millionen in das Fußball-Großereignis. Doch ob einzelne Branchen wirklich ihren Absatz steigern können, bleibt fraglich.

12.06.2024 | 01:31 min
Die Fußball-WM 2006 in Deutschland war ein Sommermärchen - aus dem auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Profit schlagen konnte. Am Ende konnte ein Gewinn in dreistelliger Millionenhöhe verbucht werden.
Bei der Fußball-Europameisterschaft 2024 (14. Juni bis 14. Juli) ist das ganz anders. "Von den Dimensionen sind wir meilenweit entfernt", sagt Markus Stenger als Geschäftsführer der EURO 2024 GmbH. Seine Organisationseinheit ist zwar ein Joint Venture aus UEFA und DFB. Doch die Europäische Fußball-Union trägt als Ausrichter der EM das wirtschaftliche Risiko - und schöpft insofern auch den Rahm ab.

Ob als Betreuer für VIP-Gäste und die Ballkinder oder auch als Fahrer - rund 16.000 Freiwillige werden bei der Europameisterschaft in ganz Deutschland mithelfen.

13.06.2024 | 02:32 min

Mehr als 1,5 Milliarden Euro Gewinn für UEFA erwartet

Die UEFA rechnet mit Gesamteinnahmen von 2,4 Milliarden Euro, wenn rund 2,7 Millionen Fans in die Stadien strömen, vielleicht mehr als zehn Millionen Anhänger nach Deutschland reisen und fünf bis sechs Milliarden am Fernseher zusehen. Da die Dachorganisation des europäischen Fußballs keine Steuern auf Einnahmen aus der Kommerzialisierung ihrer Rechte zahlen muss, dürfte der Gewinn aus dem Mega-Event in Deutschland weit mehr als 1,5 Milliarden Euro betragen.
Davon wird die UEFA nicht alles behalten. "Über das Entwicklungsprogramm Hattrick fließen rund zwei Drittel der Einnahmen der Endrunde in die 55 europäischen Nationalverbände zurück", teilte die UEFA erst am Montag mit. Bezahlt würden davon der Bau von Stadien und Spielfeldern, Ausbildungsprogramme und Entwicklungsstrategien.

Die Einnahmen durch die EURO 2024

Die UEFA erwartet Erlöse von 2,4 Milliarden Euro durch die EM 2024. Der Verkauf der Medienrechte bringt mehr als 1,4 Milliarden Euro ein. Eine halbe Milliarde Euro steuern Sponsoren bei. 13 Partner schmücken sich als globale Sponsoren, darunter sind mit dem Discounter Lidl, dem Bekleidungshersteller Engelbert Strauss und dem Ausrüster Adidas drei deutsche Firmen. Gleich fünf chinesische Konzerne wollen sich mit diesem Turnier im europäischen Markt bekannter machen.

Übers Ticketing kommen weitere 300 Millionen Euro rein, 100 Millionen Euro wirft das Hospitality-Programm ab. Weitere Gelder in geringerer Größenordnung fließen aus Werbe- und Lizenzgeschäften durch das Logo oder das Maskottchen.

Die UEFA ist Ausrichter der Fußballeuropameisterschaft. Das Turnier findet in Deutschland statt. Es geht um Spiel, Sport und Leidenschaft. Und es geht um jede Menge Geld.

01.05.2024 | 43:56 min

Der DFB würde am meisten durch EM-Titel profitieren

Auch wenn die Kosten vor allem für die Sicherheit deutlich höher liegen werden, als sie noch 2018 prognostiziert wurden, sei das für die UEFA ein gutes Modell, sagt Andreas "Mex" Schär als zweiter Geschäftsführer der EURO 2024 GmbH. Er gibt aber zu bedenken: "Mit 200 Millionen Euro finanzieren wir zudem die nächste EM im Voraus, obendrauf noch die nächste EM der Frauen."
Die einzige Cashcow, die wir haben, ist die Männer-EM.
Andreas "Mex" Schär, zweiter Geschäftsführer der EURO 2024 GmbH
Bei der Fußball-EM der Männer fließen auch hohe Prämien an die teilnehmenden Verbände. "Der DFB würde dann richtig gut verdienen, wenn die deutsche Nationalmannschaft Europameister würde. Für den Titel gibt es 41 Millionen Euro", rechnet Schär vor.

Die Polizei und andere Sicherheitskräfte bereiten sich auf viele mögliche Gefahren während der Fußball-EM vor. Welche Sicherheitsvorkehrungen werden getroffen?

13.06.2024 | 01:44 min
Allein als Antrittsgeld bekommt jeder EM-Teilnehmer schon mal 9,5 Millionen Euro, der Achtelfinaleinzug wird mit 1,5 Millionen versüßt, das Viertelfinale mit 2,5 Millionen - und der Sieger streicht weitere acht Millionen ein.

Ausrichterstädte zahlen zweistellige Millionensummen - vor allem für Fanfeste

Die zehn Ausrichterstädte müssen laut Vereinbarung die Fanfeste bezahlen. Frankfurt gibt für die EM mitsamt des Public Viewing am Mainufer insgesamt rund 30 Millionen Euro aus, Dortmund rechnet mit 24 Millionen Euro, München und Düsseldorf kalkulierten mit knapp mehr als 20 Millionen Euro.

60.000 Menschen feiern zusammen in München unter blauem Himmel beim Fanfest den bevorstehenden Start der EM - Musikstars und ihre Hits inklusive.

13.06.2024 | 02:36 min
Im Gegenzug profitieren die Städte natürlich am meisten von den EM-Touristen, die verköstigt und teilweise auch beherbergt werden sollen. Diese Mehreinnahmen werden auf 250 bis 300 Millionen Euro geschätzt.
Der Hotel- und Gaststättenverband und der Deutsche Brauer-Bund sagen unisono: "Ein Sommermärchen wird es nur werden, wenn das Wetter mitspielt und unsere Nationalmannschaft erfolgreich ist."
Die Gesamtwirtschaft spürt allerdings ein Fußballturnier kaum, wie Michael Grömling vom Institut der deutschen Wirtschaft (DIW) erklärt:
Sportliche Großereignisse sind kein Konjunkturfeuerwerk.
Michael Grömling, Institut der deutschen Wirtschaft

Weiche Faktoren wie Imagegewinn wichtig

Wichtiger scheinen weiche Faktoren: der Imagegewinn für den oft kritisierten Standort. Es solle doch der Beleg erbracht werden, sagte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) mal bei einem Termin mit Turnierdirektor Philipp Lahm, "dass Deutschland Großereignisse kann und die Dinge gebacken bekommt".
Ähnlich argumentiert DIW-Experte Grömling: "Eine aus sportlicher und organisatorischer Sicht erfolgreiche EM macht den Standort attraktiver." Die Konjunktur werde schließlich von Erwartungen und Stimmungen beeinflusst - und da sei "die emotionale Rendite der EM" nicht zu unterschätzen.

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