: Tausende Ladesäulen in Warteschleife

von Dennis Berger
16.01.2024 | 17:38 Uhr
Aral will tausende E-Auto-Ladesäulen errichten. Doch ein schwaches Stromnetz und langsame Bürokratie verzögern den Ausbau, kritisiert das Unternehmen.
Der Ausbau von Ladesäulen für E-Autos in Deutschland läuft auch deshalb schleppend, weil die Infrastruktur dafür nicht zur Verfügung steht, kritisiert Deutschlands größte Tankstellenkette Aral.Quelle: dpa
Deutschlands größte Tankstellenkette Aral hat große Pläne für Elektroautos. Bis 2030 will der Konzern mehr als 20.000 neue Schnellladesäulen errichten. Damit will Aral die Zukunft der Elektromobilität mitgestalten. Doch es gibt Probleme mit der vorhandenen Infrastruktur. Die Stromnetze seien vielerorts zu schwach, kritisiert das Bochumer Unternemen.
Aral-Chef Achim Bothe äußerte sich in einem Zeitungsinterview frustriert über den schleppenden Ausbau der Netze. "Das Stromnetz reicht vielerorts nicht für unsere ultraschnellen Ladesäulen", sagte er. Das ultraschnelle Laden brauche starke Transformatoren und eine zuverlässige Netzanbindung. Das sei nicht überall gegeben. Stimmt das?
Die Netzinfrastruktur ist häufig zu schwach, um parallele Ladevorgänge beispielsweise in Depots von E-Bussen oder Raststätten zu ermöglichen.
Eva-Maria Baumann, Siemens-Pressesprecherin
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Aral hat Siemens Smart Infrastructure mit dem Ausbau von Netzanschlüssen an Tankstellen beauftragt. Der Siemens-Bereich sieht vor allem in intelligenten Stromnetzen großes Potenzial. Denn das Problem liege nicht an der "fehlenden" Menge an Strom, dank der Erneuerbaren Energien gebe es in Deutschland keinen Mangel. Sondern etwa an der Belastbarkeit der Netzkomponenten an der jeweiligen Stelle im Netz. Digitale Lösungen könnten hier helfen.

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E-Mobilität: Intelligente Lösungen beim Ausbau der Netzinfrastruktur gesucht

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur müsse zwar einhergehen mit dem Ausbau der Netzinfrastruktur. Mehr Strom muss fließen. Da der Netzausbau aber zeitaufwendig und teuer sei, solle man schon jetzt in intelligente Software investieren. Sie könnte die Bedarfe im bestehenden Stromnetz besser aufeinander abstimmen und das Netz schonen. Norwegen ist der Vorreiter beim Ausbau der Elektromobilität. Dort wird die Netzkapazität unter anderem mit softwaregestützten Prozessen erhöht.
Software ist der Beschleuniger für die Energiewende.
Eva-Maria Baumann, Siemens-Pressesprecherin
Oliver Brückl von der Technischen Hochschule Regensburg, Professor für Energienetze, berichtet, die Akteure in Deutschland hätten schon einen gut gefüllten Werkzeugkoffer mit Hardware und Software, doch er werde zu wenig genutzt. Und er bestätigt den Befund: Es brauche den schnelleren Netzausbau im Gleichschritt mit dem Einsatz intelligenter Software. Denn, um die Pläne der Politik zur Energie- und Mobilitätswende umsetzen zu können, müsste sich die Geschwindigkeit des Netzausbaus eigentlich verdreifachen. Und dann sei da noch die Bürokratie.
Bei intelligenten Netzen sind wir in Deutschland überhaupt noch nicht so weit.
Oliver Brückl, Professor für Energienetze
Bürokratisches Schneckentempo?
Lange Wartezeiten und komplexe Verfahren verlangsamten den Ausbau, sagt Aral-Chef Bothe. Sein Pressesprecher, Peter Kretzschmar, betont gegenüber dem ZDF, die Genehmigung für die Installation von benötigten Transformatoren könne bis zu zwei Jahre dauern. Professor Brückl kennt auch die Last der Behörden: Die hätten mit einer "Flut" an Anträgen zu kämpfen. Windparks, Solarenergie und Ladesäulen - es komme alles auf einmal.
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Dennis Berger ist Redakteur im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen

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