: Rekordergebnis mit Schwachstellen

von Markus Wolsiffer
07.03.2024 | 08:36 Uhr
Die Lufthansa, Europas größte Fluglinie, zieht Bilanz: Sie hat ihren Nettogewinn verdoppelt. Doch abseits des Erfolgs hat die Airline einige Baustellen.

Die Lufthansa Airline verzeichnete zuletzt Milliardengewinne, die Mitarbeiter spüren davon allerdings bislang wenig und reagieren mit einem Streik. Stephanie Barrett ordnet ein.

07.03.2024 | 01:16 min
2023 war für die Lufthansa eines der drei besten Jahre in ihrer Geschichte, der Nettogewinn wurde verdoppelt. Erstmals wiesen sämtliche Passagier-Airlines der Gruppe einen Gewinn vor Steuern und Zinsen aus, wie die Lufthansa betonte. Swiss, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Eurowings hätten jeweils Rekordergebnisse erreicht.
Die Lust zu reisen war auch im vergangenen Jahr ungebrochen hoch,
Carsten Spohr, Lufthansa-Chef
erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Erneut sei die Nachfrage nach Tickets gestiegen.

Nicht nur auf der Schiene ist es ruhig, auch an vielen Flughäfen steht der Betrieb still. Der Streik richtet sich gegen den Lufthansa-Konzern, der zuletzt große Gewinne einfuhr.

07.03.2024 | 01:41 min

Umsatz steigt auf 30,9 Milliarden Euro

2023 flogen demnach insgesamt 123 Millionen Fluggäste mit den Airlines der Lufthansa Group, ein Anstieg um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit reicht die Passagierzahl fast wieder an den Rekord im Vor-Corona-Jahr 2019 mit 145 Millionen heran. Der Umsatz stieg entsprechend - er kletterte um 15 Prozent auf 30,9 Milliarden Euro. 
Abseits der Zahlen sind die vielen Tarifkonflikte großes Thema - auch in diesen Tagen wird wieder gestreikt.
Dass es in der Luftfahrt und insbesondere bei der Lufthansa so häufig zu Arbeitskämpfen kommt, hängt mit einer zerklüfteten Tariflandschaft zusammen: Es gibt nicht eine Gewerkschaft, sondern mehrere: Ver.di verhandelt für das Bodenpersonal, Ufo für die Kabine und Cockpit für die Piloten. Alle drei sind einzeln imstande, den Flugbetrieb weitgehend lahmzulegen.

In dieser Woche kommt es zeitgleich zu Streiks bei der Deutschen Bahn sowie der Lufthansa.

04.03.2024 | 01:52 min

Lufthansa: Ver.di-Streiks belasten Betrieb

In der jüngeren Vergangenheit sind es vor allem die Verdi-Streiks, die die Lufthansa belasten. Diese Streiks seien dringend nötig, sagt ver.di-Mitglied Sibel Öztürk. Die 48-Jährige steht am Frankfurter Flughafen am Check-In und am Gate. Sie arbeitet gern für die Lufthansa, spricht gar von einer Familie, doch der Alltag sei hart.
Ich bin häufig die erste Person, die der Passagier am Flughafen sieht. Für ihn bin ich die Lufthansa - und wir bekommen bei Ausfällen und Verspätungen häufig den ganzen Frust ab.
Sibel Öztürk
Es komme immer wieder vor, dass die Bodenmitarbeiter beleidigt würden, so Öztürk weiter. "Und schlimmer noch: Wir werden mitunter auch bespuckt und geschlagen". Öztürk und ver.di werfen der Lufthansa vor, dass diese schwierigen Situationen die Folge einer zu dünnen Personaldecke seien.

Verdi hat erneut zum Streik bei der Lufthansa aufgefordert. ZDF-Reporter Frank Bethmann berichtet über die Forderungen der Streikenden.

07.03.2024 | 01:30 min

Neues Personal bei Lufthansa dringend gesucht

Nachfrage bei der Airline: Da heißt es, ver.di schildere Extremsituationen und ein Bild der Passagiere, das so nicht stimme. Gleichwohl räumt die Lufthansa ein:
Für die Lufthansa-Kolleginnen und -Kollegen am Flughafen ist die Situation anspruchsvoll - insbesondere, wenn beispielsweise außergewöhnliche Wetterlagen oder andere unvorhersehbare Ereignisse die Abläufe am Flughafen zum Teil massiv beeinträchtigen.
Lufthansa
Nach den vielen Entlassungen wegen der Corona-Pandemie sei neues Personal in der Branche dringend gesucht. Die Lufthansa Group stellt nach eigenen Angaben allein dieses Jahr 13.000 neue Mitarbeiter ein.

Mitarbeiter wollen mehr Geld

Angesichts des Rekordgewinns fordern die Bodenmitarbeiter selbstbewusst mehr Geld. Die Lufthansa ist nach eigener Aussage auch bereit, die Gehälter substanziell anzuheben. Gleichwohl:
Wir haben insgesamt großen Investitionsbedarf - in neue, treibstoffärmere Flugzeuge, in Sitze, in das Produkt, in digitale Reiseerlebnisse.
Michael Niggemann, Lufthansa Personalvorstand

Die Gewerkschaft Verdi hatte bereits Anfang Februar das Bodenpersonal der Lufthansa zum Warnstreik aufgerufen.

07.02.2024 | 01:02 min

Lufthansa: Investitionen in Höhe von zwei Milliarden Euro

Mehr Komfort und Service - dafür will die Lufthansa nach eigener Aussage bis 2025 insgesamt zwei Milliarden Euro ausgeben. Mehr als je zuvor in ihrer Geschichte. Die Strategie, auf mehr Premium zu setzen, ist aus Sicht des Vorstands unabdingbar. Denn in der Luftfahrt herrschen völlig unterschiedliche Wettbewerbsbedingungen: Airlines wie die Lufthansa konkurrieren zum Beispiel mit Fluggesellschaften aus der Golf-Region mit Ländern wie Katar, die enorm viel Geld zur Verfügung haben - und gleichzeitig viel weniger Regulierungen.
Nachtflugverbote, Kündigungsschutz, Gewerkschaften, Streikrecht - darüber müssen sich einige Konkurrenten der Lufthansa nicht den Kopf zerbrechen. "Wenn Sie als Privatunternehmen mit staatlichen Airlines konkurrieren, können Sie nie von fairen Wettbewerbsbedingungen sprechen. Wir hätten gegen keinen dieser Wettbewerber eine Chance als Deutsche Lufthansa, die sich nur auf Deutschland beschränkt", sagte Vorstand Carsten Spohr unlängst in einem Interview.

Lufthansa-Vorstand vor Umbruch

Der Konzern setzt deshalb auf mehr Europäisierung. Lufthansa Group gehören mit SWISS, Austrian Airlines und Brussels Airlines bereits einige Fluggesellschaften, mit der italienischen ITA Airways soll eine weitere dazu kommen.
Der Vorstand wird sich indes deutlich verändern: Wie bekannt wurde, müssen vier der sechs Top-Manager gehen. Nur CEO Carsten Spohr und Personalvorstand Michael Niggemann werden dem neuen Vorstand angehören. Es wird also nie langweilig bei Deutschlands größter Airline.
Markus Wolsiffer ist Reporter im ZDF-Landesstudio Hessen.
Quelle: mit Material von AFP

Thema

Mehr zum Flugverkehr