: Uruguays Hafen wird zum Einfallstor für China

von Tobias Käufer
19.02.2023 | 06:40 Uhr
Die Handelsgroßmacht China arbeitet weiter am Ausbau ihrer Beziehungen mit Lateinamerika. Der Hafen in Montevideo spielt dabei offenbar eine zentrale Rolle.
Containerhafen von Montevideo - in Präsident Luis Lacalle Pou hat Peking einen aufgeschlossenen Gesprächspartner. (Archivbild)Quelle: dpa
Das vermeintlich kleine Uruguay ist für China von zentraler Bedeutung für den Ausbau der Handelsbeziehungen mit Lateinamerika. Zwar leben in dem südamerikanischen Land nur knapp 3,5 Millionen Einwohner, also weniger als in Berlin, aber es liegt strategisch günstig am Rio de la Plata.
Und in der Regierung von Präsident Luis Lacalle Pou hat Peking einen aufgeschlossenen Gesprächspartner, der offenbar bereit ist, angesichts der aus seiner Sicht schleppenden Fortschritte innerhalb des südamerikanischen Staatenbundes Mercosur auf eigene Faust mit den Chinesen einen Handelsvertrag abzuschließen.

Brasilien und Argentinien verärgert über Vorstoß

"Uruguay ist offen für die Welt. Der Mercosur ist die fünftgrößte geschlossene Region der Welt", begründete Lacalle Pou seinen Vorstoß. Bei den Mercosur-Schwergewichten Argentinien und Brasilien kam das gar nicht gut an, sie warnen Montevideo vor einem Alleingang.
Ein Abkommen zwischen Uruguay und China wäre das Ende des Mercosur.
Lula da Silva, Brasiliens Präsident
Lula warb jüngst am Rande seines Antrittsbesuchs in Uruguay noch einmal um Geschlossenheit. Er will selbst nun den Vertrag zwischen China und dem Mercosur voranbringen, damit ein Alleingang Uruguays überflüssig wird. Komme der doch, drohe das Staatenbündnis in seiner jetzigen Form auseinanderzubrechen.

Umweltschützer in Sorge wegen chinesischer Fischfangflotte

Unterdessen haben Umweltschützer und Menschenrechtler den Hafen in Montevideo im Visier. Von dort aus betreibt die riesige chinesische Fischfangflotte, die rund um die lateinamerikanischen Küsten unterwegs ist, ein schwer durchschaubares Geschäft.
"Bei der Langstreckenflotte, die im südamerikanischen Pazifik insbesondere für den Riesentintenfisch operiert, ist es eine Tatsache, dass die meisten Schiffe unter chinesischer Flagge fahren, aber es gibt auch Fischereifahrzeuge unter der Flagge Südkoreas und Taiwans", heißt es von der NGO Global Fishing Watch.
Mehrere südamerikanische Länder betrachten mit Sorge, dass die riesige chinesische Fischfangflotte zwar in internationalen Gewässern, damit also legal, aber eben auch direkt vor ihrer Seegrenze aktiv sind.
Und die chinesische Flotte nutzt offenbar die Dienste einer uruguayischen Firma, um die umstrittenen Umladungen durchzuführen. Nach Angaben des Hafens von Montevideo - so berichten es uruguayische Medien - habe die betroffene Firma zwischen 2012 und 2021 insgesamt 507 Schiffe unterstützt, von denen 344 unter chinesischer Flagge fuhren.

Uruguay unterstützt chinesische Fischfangflotte

Zu den unterstützten Schiffen gehörten auch die Kühlschiffe Hai Feng 658, Hai Feng 688 und die Ocean Mariner, die von der panamaischen Regierung mit Sanktionen belegt wurden, weil sie ihre Umladungen nicht deklariert hatten.
Und genau diese Umladungen sind ein Problem: "Umladungen auf hoher See ermöglichen es den Flotten, außerhalb der Sichtweite der Behörden zu operieren, was es ihnen erleichtert, illegale Fänge zu verbergen und mehr Zeit damit auf dem Meer zu bleiben", sagte Luisina Vueso von Greenpeace dem argentinischen Portal "Bariloche Digital".
Das ist allerdings nicht der einzige Vorwurf, der im Raum steht. Eine britische Wissenschaftlerin wird in uruguayischen Medien mit schweren Vorwürfen gegen die Zustände auf den Booten zitiert. 
Wir haben auf Schiffen, die den Hafen von Montevideo anlaufen, Fälle von Arbeitsmissbrauch festgestellt. Zum Beispiel überlange Arbeitszeiten ohne Ruhezeiten, Lohnunterschiede, informelle Verträge sowie körperliche und verbale Misshandlungen.
Jessica Sparks, Forscherin für Arbeitsmissbrauch in Häfen an der Universität von Nottingham
Rund 400 chinesische Schiffe sind praktisch ständig in der Gegend unterwegs.

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