: Welche Folgen Bildschirmzeit bei Kindern hat

von Tobias Bluhm
25.02.2024 | 18:02 Uhr
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene verbringen weitaus mehr Zeit an Bildschirmen, als Experten empfehlen. Welche Folgen hat das für ihre Entwicklung?

Zu hohe Bildschirmzeit bei Kindern und Jugendlichen sei ein wichtiges Thema, mahnt Dr. Avelina Lovis Schmidt von der TU Chemnitz.

23.02.2024 | 04:14 min
Durchschnittlich 4:15 Stunden verbringen 16- bis 19-Jährige täglich am Smartphone. Das ist das Ergebnis der jährlichen JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) aus dem Jahr 2023.
Die Wirklichkeit weicht dabei weit von der Empfehlung ab. Denn die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) empfiehlt in dieser Altersspanne eigentlich nur rund zwei Stunden Bildschirmzeit pro Tag. Zusätzlich zu den 4:15 Smartphone-Stunden gesellt sich bei Heranwachsenden auch noch Zeit vor dem Fernseher, Computer oder Tablet dazu.
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Bildschirmnutzung beeinflusst Gehirnentwicklung

Eine hohe Bildschirmzeit birgt allerdings besonders bei jungen Menschen Risiken. Die kognitive, soziale und emotionale Entwicklung werde durch den Medienkonsum beeinflusst, warnt Dr. Avelina Lovis Schmidt. Sie ist Psychologin an der Technischen Universität Chemnitz und erforscht die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
Es ist ein unangenehmes Thema, bei dem wir uns mit unseren eigenen Schwächen auseinandersetzen müssen.
Dr. Avelina Lovis Schmidt, TU Chemnitz
Für Lovis Schmidt sind allerdings nicht die reinen Bildschirmminuten entscheidend, sondern insbesondere die Medieninhalte.
Denn durch jeden Augenblick vor dem Smartphone, Fernseher oder Computer verpasse das Gehirn Zeit, um in der analogen Umwelt Erfahrungen zu machen. "Durch Bildschirmnutzung wird diese lernförderliche Freizeit verdrängt."

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Verringerte Konzentration und Leistungsfähigkeit

Dies führe wiederum zu verringerter Konzentrationsfähigkeit, sagt die Expertin: "Das ist ein ganz wichtiger Punkt dabei. Und ich würde auch sagen, fehlende Achtsamkeit gehört zu den Folgen. Also Achtsamkeit, sich aus einer Distanz mit Dingen zu beschäftigen."
In ihren Untersuchungen stellte Lovis Schmidt einen Zusammenhang zwischen Bildschirmnutzung und schlechteren schulischen Leistungen fest. Für sie ist das keine Überraschung. "Wenn eine Person außerhalb der Schulzeit viele Videospiele spielt, vergehen eben mal so drei, vier Stunden. In dieser Zeit geht Lernzeit verloren."

Eltern haben Vorbildfunktion

Die Forscherin appelliert daher: Wenn Bildschirme genutzt werden, sollten Heranwachsende im Gegenzug "auch raus an die frische Luft, um ihre eigenen Erfahrungen zu machen und Freizeitaktivitäten nachzugehen. Sport, Instrumente, Freunde treffen. Das ist alles wichtig, gerade in der Jugend."
Das Gehirn lernt vor dem Bildschirm nicht gut, weil es uns nicht leicht fällt, dort Sachen zu begreifen. Kinder nehmen alles in die Hand, sie begreifen ihre Umwelt. Das kann man vor dieser flachen Scheibe einfach nicht.
Dr. Avelina Lovis Schmidt, TU Chemnitz

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Schließlich haben sie eine Vorbildfunktion - und verhalten sich hinsichtlich der Bildschirmnutzung längst kaum anders als ihre Kinder. "Das Handy liegt beim Essen mit am Tisch oder es läuft ständig ein Podcast. Da sollten wir schauen, wie wir uns für die Kindesentwicklung im Alltag besser verhalten können."
Quelle: ZDF

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