: Hagel extrem: Warum die Gefahr steigt

von Max Schwarz
07.03.2024 | 21:03 Uhr
Heftige Hagelstürme sorgen jeden Sommer für milliardenschwere Schäden. Der Klimawandel könnte das Problem verschärfen – auch für Versicherte.

Konkret geht es um die Frage, ob die Versicherungspolicen für Hagelschäden neu festgelegt werden müssen. Das Wetterphänomen sorgt jedes Jahr für hohe Schäden an Autos und Dächern.

07.03.2024 | 01:26 min
Der Hagelbrocken, der letzten Juli im Norden Italiens einschlug, stellte einen neuen Rekord auf. Mit 19 Zentimetern Durchmesser war es das größte Hagelkorn, das bisher in Europa gefunden worden war. Der bisherige Rekord, wenige Tage zuvor in Spanien aufgestellt, lag bei 16 Zentimetern.
Schwere Hagelereignisse verursachen milliardenschwere Schäden, weil Autos demoliert, Dächer durchlöchert und Solaranlagen zerstört werden.
Auf der Europäischen Hagelkonferenz in Karlsruhe diskutieren deshalb Wissenschaftler, Versicherungen und Wetterdienste aus aller Welt, wie man Hagelstürme besser vorhersagen und Infrastruktur besser schützen kann.

Heftige Unwetter im Süden Deutschlands: In Worms fielen golfballgroße Hagelkörner, ein Rollstuhlfahrer wurde von einem Blitz getroffen. Die Feuerwehr war teils im Dauereinsatz.

13.09.2023 | 00:16 min

Klimawandel: Hagelt es bald seltener aber heftiger?

Hagelmessungen gibt es bisher kaum. Klimatologen und Meteorologen stützen sich bei ihrer Forschung vor allem auf indirekte Informationen wie Satellitenaufnahmen oder Schadensberichte von Versicherungen. Dennoch können sie zwei Trends feststellen:
Zum einen rechnen sie damit, dass die Anzahl an Hageltagen abnehmen wird. Denn durch den Klimawandel steigt die Null-Grad-Grenze in der Atmosphäre. Das heißt: Kleinere Hagelkörner, die durch wärmere Luftschichten fallen, schmelzen.
Gleichzeitig sehen wir, dass die Atmosphäre wärmer wird. Sie enthält mehr Feuchtigkeit und dadurch haben wir mehr Energie für die Hagelstürme. Das heißt: Durch diese zusätzliche Energie erwarten wir größere Hagelkörner.
Olivia Romppainen-Martius, Klimaforscherin Universität Bern

Hagelschäden: Wie reagieren Versicherungen?

Größere Hagelkörner, das bedeutet für Versicherungen größere Schadenssummen. Auf 2,7 Milliarden Euro beziffert der Gesamtverband der Versicherer den Schaden für Sturm und Hagel im Jahr 2022. Das letzte Jahr sei für Versicherungen noch extremer gewesen, berichtet der Meteorologe Michael Kunz. Er entwickelt Hagelmodelle für die Versicherungsbranche.
"Die immer größeren Hagelkörner machen den Versicherungen Sorgen", sagt der Experte. Es gebe im Gebäudebereich bestimmte Aufbauten, die relativ schadenanfällig seien.
Das sind zum Beispiel Photovoltaikanlagen. Da wird schon hinter den Kulissen diskutiert, ob man die in Zukunft überhaupt noch versichern kann.
Michael Kunz, Institut für Meteorologie und Klimaforschung, KIT-Zentrum Karlsruhe
Einzelne Leistungen, die nicht mehr angeboten werden oder erhöhte Versicherungsbeiträge, noch gibt es dazu keine Entscheidung aus der Versicherungsbranche.

In der baden-württembergischen Stadt Reutlingen hat es stark gehagelt. Das Unwetter hat massive Schäden angerichtet. Auch Schneepflüge und Radlader kamen zum Einsatz.

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Was empfehlen Verbraucherschützer?

Gegen Hagelschäden können sich Verbraucher vielseitig absichern, erklärt Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg:
  • Wohngebäudeversicherung
  • Hausratsversicherung
  • KFZ-Kaskoversicherung
Da der Wettbewerb unter den Versicherungen groß sei, lohne es sich für Verbraucher, zu vergleichen und gegebenenfalls zu wechseln.

Forscher jagt im Südwesten Deutschlands Gewitterzellen.

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Doch Peter Grieble warnt: Sollten sich Hagelstürme durch den Klimawandel häufen, wären Versicherungen gezwungen, Prämien zu erhöhen oder manche Schäden nicht mehr zu versichern.
Es ist aus Verbrauchersicht sehr problematisch, wenn Versicherer bestimmte Verbrauchergruppen schlechter beurteilen oder unter Umständen denen gar keinen Vertrag anbieten.
Peter Grieble, Versicherungsexperte, Verbraucherzentrale Baden-Württemberg
Um möglichst allen eine Schutz vor Hagelschäden zu bieten, fordert er eine Pflichtversicherung. Diese würde es auch Versicherungen ermöglichen, das Risiko besser zu kalkulieren.
Max Schwarz ist Redakteur im ZDF-Landesstudio Baden-Württemberg und für ZDFheute.

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