: Wackelt Putins Festung?

15.09.2023 | 19:30 Uhr
Die Ukraine greift Kriegsschiffe und Flugabwehr auf der besetzten Krim an. Militäranalyst Franz-Stefan Gady erklärt die Strategie dahinter und die Chancen von Kiew Gegenoffensive.

Krim im ukrainischen Visier - Was passiert bei ZDFheute live?

Wackelt Putins Festung? Die völkerrechtswidrig annektierte Halbinsel Krim gilt als eine der wichtigsten russischen Militärstützpunkte - daher steht sie auch seit Beginn des Krieges im Fokus der ukrainischen Armee.
In den vergangenen Tagen konnte Kiew der russischen Armee auf der Krim mehrere empfindliche Schläge versetzen: Im Hafen von Sewastopol wurden zwei Kriegsschiffe beschädigt, nahe der Stadt Jewpatorija wurde ein Flugabwehr-System zerstört und im Schwarzen Meer wurden die sogenannten „Boiko-Türme“ befreit – eine Reihe von Bohrinseln, die von Russland militärisch genutzt wurden.

Zeitfenster für Gegenoffensive noch etwa 30 Tage

Die Zeit, die der Ukraine verbleibt, um an der Front Geländegewinne zu machen, wird allerdings knapp: Experten zufolge schließt sich das Zeitfenster für einen entscheidenden Durchbruch der ukrainischen Gegenoffensive langsam - ungefähr 30 Tage verbleiben demnach noch, ehe das Herbstwetter die Böden aufweicht und schwere Geräte wie Panzer im Matsch stecken bleiben könnten.
Was ist Kiews Plan Kiews? Können die Angriffe auf die Krim Russland entscheidend schwächen? Welche Chancen hat die ukrainische Gegenoffensive noch vor dem Winter? Und wie würden dann deutsche Taurus-Marschflugkörper zum Einsatz kommen? Darüber spricht Victoria Reichelt bei ZDFheute live mit Militäranalyst Franz-Stefan Gady, der die Front in der Ukraine mehrmals selbst besucht hat. ZDF-Reporter Henner Hebestreit berichtet aus Saporischschja über die aktuelle Lage an der Front.

Debatte um Taurus-Lieferungen

Die Ukraine wünscht sich weiterhin mehr Unterstützung aus Deutschland. Seit Monaten gibt es ukrainische Forderungen nach Lieferungen des Marschflugkörpers Taurus vom Typ KEPD-350. Doch die Bundesregierung zögert bislang.
Denn mit ihrer Reichweite von mehr als 500 Kilometern könnten die Marschflugkörper auch russisches Staatsgebiet von der Ukraine aus erreichen. Kiew sicherte allerdings bereits zu, westliche Waffen nicht für Angriffe auf russisches Gebiet einzusetzen.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Außenministerin Annalena Baerbock in Kiew warf ihr ukrainischer Kollege Dmytro Kuleba Deutschland Zeitverschwendung vor. Es gebe kein objektives Argument gegen die Lieferung, "je schneller es geschieht, desto mehr wird es geschätzt."
Wir hätten bereits mehr erreichen können und mehr Leben von ukrainischen Soldaten und Zivilisten retten können, wenn wir Taurus bereits hätten
Dmytro Kuleba, ukrainischer Außenminister

Ampelpolitiker fordern weitere Waffen

Zuletzt erhöhten auch führende Ampelpolitiker den Druck auf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der Ukraine zügig weitere Waffen zu liefern. In einem gemeinsamen Brief fordern Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Anton Hofreiter (Grüne) und Andreas Schwarz (SPD) eine "weitere Unterstützung für den Verteidigungskampf der Ukraine gegen die Aggression der Russischen Föderation"
In dem Brief, der ZDFheute vorliegt, heißt es, gerade vor dem Winter könne so die militärische Lage der Ukraine weiter verbessert werden. Bereits jetzt zeige die Offensive der Ukraine wichtige Erfolge:
Insbesondere benötigt die Ukraine das Marschflugkörpersystem Taurus, das in den Beständen der Bundeswehr vorhanden ist, um die russische Kriegslogistik gezielt zu schwächen
Brief an Kanzler Scholz
Dymtro Kuleba könnte also recht behalten mit dem, was er bei der Pressekonferenz in Kiew prophezeite. Mit Blick auf eine mögliche Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern sagte der ukrainische Außenminister: "Ihr werdet es sowieso machen."
Mit Material von ZDF, AFP

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