: Putins Armee vom Westen unterschätzt?

22.05.2023 | 18:15 Uhr
Einer britischen Denkfabrik zufolge hat Russlands Militär hat aus seinen Fehlern im Ukraine-Krieg gelernt. Bei ZDFheute live ordnet Oberst Markus Reisner die militärische Lage ein.

Was Russland aus seinen Fehlern im Ukraine-Krieg gelernt hat

Seit mehr als einem Jahr kämpft die russische Armee in der Ukraine – zuletzt ohne größere Geländegewinne. Doch jetzt hat Russland möglicherweise aus seinen Fehlern auf dem Schlachtfeld gelernt. So steht es zumindest in einem Bericht des "Royal United Services Institute", einem britischen Thinktank für Sicherheitsfragen.
Bericht des Royal United Services Institute

Die russischen Panzer …

… werden laut den britischen Experten weniger für Durchbruchsversuche und mehr zur Feuerunterstützung eingesetzt. Außerdem statte Moskau seine Panzer seit kurzem mit einer Wärmetarnung aus. Sie sorgt dafür, dass die Fahrzeuge schwerer entdeckt werden können.

Die russischen Verteidigungslinien …

… sind stark gesichert. Entlang der gesamten Front habe Russland Befestigungen und Minenfelder errichtet, damit die ukrainischen Truppen bei ihrer geplanten Gegenoffensive schwerer vorrücken können. Auch die russische Flugabwehr sei deutlich effizienter und fange mittlerweile neben tausenden Drohnen pro Monat auch westliche HIMARS-Rakten ab. Die Experten gehen außerdem davon aus, dass Russland in der Lage ist, ukrainische Funksprüche anzuzapfen und zu entschlüsseln.

Die russische Luftwaffe …

… bleibt nach Angaben des britischen Thinktanks mittlerweile häufiger am Boden. In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder größere Verluste bei den russischen Luftstreitkräften gegeben. Stattdessen setzte Moskau häufiger auf sogenannte Kamikaze-Drohnen und kann seine Artillerie schneller verschieben. "Der reaktionsschnelle russische Beschuss stellt die größte Herausforderung für ukrainische Offensivoperationen dar", schreiben die Experten.
Für die Gegenoffensive müsse die Ukraine deshalb eine "erhebliche Kampfkraft entwickeln". Der britische Thinktank zeigt sich allerdings optimistisch, dass Kiew weitere Gebiete zurückerobern kann – trotz der russischen Verbesserungen.
Unterschätzt der Westen die russische Armee? Darüber sprechen wir bei ZDFheute live mit dem Militärexperten Oberst Markus Reisner vom Österreichischen Bundesheer. Außerdem berichtet ZDF-Reporter Timm Kröger in der Ukraine über die Lage im umkämpften Bachmut und über die erwartete ukrainische Offensive im Süden des Landes.

London: Russische Luftwaffe arbeitet an neuer Elite-Einheit

Moskau will nun offenbar auf die großen Verluste der russischen Luftwaffe in der Ukraine reagieren: Britischen Geheimdienstinformationen zufolge planen die russischen Luftstreitkräfte, eine neue Elite-Einheit für den Einsatz in der Ukraine zu schaffen. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Bericht zum Krieg in der Ukraine des Verteidigungsministeriums in London hervor.
Bericht des britischen Verteidigungsministeriums
Demnach soll die neue Einheit aus Bombern und Hubschraubern bestehen und vor allem gegen Bodentruppen eingesetzt werden. Erfahrene Piloten sollen mit hohen Summen für die neue Einheit mit dem Code-Wort "Schtorm" (Russisch für "Sturm") angeworben werden. "Die Schaffung der Gruppe wirft ein Schlaglicht auf Russlands Einschätzung, dass die reguläre Luftwaffe bei ihrer Hauptaufgabe, ukrainische Stellungen zu bombardieren, versagt hat", so die Mitteilung weiter.
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Quellen: dpa, Bericht des Royal United Services Institute

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