: FTX-Gründer auf Bahamas festgenommen

13.12.2022 | 04:44 Uhr
Der Aufstieg der Kryptobörse FTX war ebenso spekatulär wie ihr krachender Absturz. Jetzt ist FTX-Gründer Sam Bankman-Fried auf den Bahamas festgenommen worden.
Sam Bankman-Fried, der Gründer der Kryptowährungsbörse FTX, galt lange Zeit als Wunderkind der Digitalwährungs-Branche.Quelle: Via Reuters (Archiv)
Der Gründer der insolventen Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried, ist auf den Bahamas festgenommen worden. Die Polizei des Karibikstaats teilte mit, der 30-jährige Amerikaner sei am Montagabend (Ortszeit) in seiner Wohnanlage außerhalb der Hauptstadt Nassau festgenommen worden.
Grund seien Verstöße finanzieller Art gegen Gesetze der USA wie auch der Bahamas. Bankman-Fried solle am Dienstag in Nassau vor einem Gericht erscheinen.

Festnahme auf Antrag der USA

Die US-Behörden bestätigten die Festnahme: "Heute Abend haben die bahamaischen Behörden Samuel Bankman-Fried auf Antrag der US-Regierung festgenommen, basierend auf einer versiegelten Anklageschrift, die von der US-Staatsanwaltschaft für den südlichen Bezirk von New York eingereicht wurde", teilte Staatsanwalt Damian Williams am Montagabend mit.
"Wir gehen davon aus, dass wir morgen früh die Entsiegelung der Anklage beantragen werden." Dann werde man mehr zu dem Sachverhalt sagen können.

Auslieferung von Bankman-Fried wohl "unverzüglich"

Bahamaische Medien zitierten aus einer Mitteilung des Generalstaatsanwalts des Karibikstaats, Ryan Pinder. Demnach sei Bankman-Frieds Festnahme eine Benachrichtigung der USA vorausgegangen: Die Vereinigten Staaten hätten Strafanzeige gegen ihn erstattet.
Die Bahamas würden Pinder zufolge einem wahrscheinlichen Auslieferungsgesuch der USA "unverzüglich" nachkommen, sobald die Anklage veröffentlicht und ein formeller Antrag gestellt worden sei.

Inflation und Bankencrash – ist Kryptowährung die Lösung?

16.10.2022 | 30:09 min

Bankman-Fried weist Betrugsvorwürfe zurück

FTX - einer der größten Handelsplätze für Kryptowährungen mit Hauptsitz auf den Bahamas - war vor wenigen Wochen nach enormen Mittelabflüssen binnen weniger Tage kollabiert. Milliarden an Kundengeldern konnten nicht ausgezahlt werden. Bankman-Fried, der in der Kryptobranche oft nur SBF genannt wird und auf den Bahamas lebt, hatte sich zuletzt gegen Täuschungsvorwürfe verteidigt. "Ich habe nie versucht, Betrug an jemandem zu begehen", sagte er Anfang des Monats bei einer Konferenz in New York.
In den USA laufen Ermittlungen und Sammelklagen gegen Bankman-Fried. Er beteuerte zuletzt, dass FTX genug Geld habe, Kunden dort auszuzahlen. Es besteht unter anderem der Verdacht, dass Bankman-Fried illegal Milliardenwerte auf das verbundene Unternehmen Alameda Research verschoben hat, um Verluste aus Hochrisikogeschäften zu kompensieren.

FTX erreichte Bewertung von 32 Milliarden

Die US-Börsenaufsicht SEC teilte am Montagabend mit, sie habe separate Anklagen in Bezug auf Verstöße gegen Wertpapiere genehmigt, die am Dienstag bei der Staatsanwaltschaft eingereicht würden.
Der Aufstieg der Kryptobörse FTX war einst phänomenal. In nicht einmal drei Jahren erreichte das Unternehmen eine Bewertung von 32 Milliarden Dollar und verwahrte Milliardenwerte im Auftrag seiner Kunden.

Was ist FTX?

FTX ist eine Handelsplattform, über die Nutzer mit Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether handeln können, aber auch mit weit komplexeren Finanzprodukten. Sie wurde nicht nur von privaten Investoren genutzt, sondern auch von Hedgefonds und anderen professionellen Akteuren.

Was sind Kryptowährungen?

Kryptowährungen sind keine echten Währungen wie Euro der Dollar, aber in immer mehr Lebensbereichen kann mit ihnen bezahlt werden. Viele sehen in ihnen eine - zwar schwankungsreiche - aber langfristig lukrative Geldanlage.

Warum ist FTX pleite?

Zum einen steht der Verdacht im Raum, dass FTX Kundengelder in Höhe von zehn Milliarden US-Dollar veruntreut haben soll. Das Unternehmen soll damit riskante Finanzwetten eingegangen sein. Verstärkt wurde die Krise des Konzerns durch den Wertverlust der eigenen Kryptowährung FTT, die einen erheblichen Teil der Einlagen ausmachte.

Müssen FTX-Kunden um ihr Geld fürchten?

Ja, es ist möglich, dass sie sämtliche Einlagen verlieren. Sorgen bereiten Anlegern auch Berichte, wonach nach dem Insolvenzantrag nicht alle noch vorhandenen Einlagen gesichert worden seien.

Welche Auswirkungen gibt es auf Kryptowährungen?

Für den Kryptomarkt sind die Vorgänge rund um FTX ein Schock. Zwar sind die Anleger allerlei Skandale gewohnt, der FTX-Crash aber trifft den Markt in einer heiklen Phase: Seit einiger Zeit steigen weltweit die Zinsen, weil Notenbanken gegen die hohe Inflation vorgehen. Das schadet besonders riskanten Finanzanlagen, zu denen Kryptowährungen zählen. Entsprechend sind Bitcoin, Ether und andere Kryptoanlangen weiter unter Druck geraten.

Die FTX-Pleite könne viele verprellte Kunden zurücklassen, sagt Krypto-Expertin Nadine Graf, das beträfe nicht nur private Anleger, sondern auch viele Kryptofirmen, die Teile ihrer Gelder bei FTX angelegt hatten. "Noch ist das Ausmaß aber nicht abschätzbar. Der entstandene Imageschaden für den gesamten Kryptobereich dürfte schwer wiegen."

Wird die Krypto-Wirtschaft nun stärker reguliert?

Der Chef der Bankenaufsicht Bafin, Mark Branson, sagte als Reaktion auf die FTX-Pleite: Für die Kryptobranche brauche es einen Schutzwall zum Bankensystem oder umfassende Regulierung. Auch Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau forderte eine globale Reaktion der Regulierungsbehörden. "Aufgrund dieser Unsicherheit müssen wir stark und schnell auf internationaler Ebene die Krypto-Assets regulieren", sagte Villeroy de Galhau am Dienstag in Tokio. Auch der Chef der japanischen Zentralbank, Haruhiko Kuroda hat sich für strengere Regulierungen ausgesprochen.

Quelle: dpa, Reuters, ZDF

Quelle: dpa, Reuters, AFP

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