: Welche Sorgen und Ängste die Generation Z hat

11.04.2023 | 11:34 Uhr
Kaum eine Generation war so vielen Krisen ausgesetzt wie die heutige Jugend. Dennoch haftet ihr ein schlechtes Image an. Warum ein Psychologe das unfair findet.
Die Generation Z ist von Krisen und Umbrüchen geprägt. (Archivfoto)Quelle: picture alliance / Shotshop | Monkey Business 2
Junge Menschen sind zu radikal. Sie wollen nicht mehr arbeiten, ihre Sprache verkommt, und sowieso hängen sie nur am Handy. Die Generation Z - also all jene, die zwischen 1995 und 2009 geboren wurden - kommt in gesellschaftlichen Debatten häufig nicht gut weg. Und das, obwohl ihre Jugend geprägt ist durch Pandemie, Krisen und Umbrüchen.
Der Psychologe Christian Krauß kann dieses schlechte Image nicht nachvollziehen. Seit mehr als 20 Jahren ist er in der Jugendhilfe tätig und leitet seit zehn Jahren die Erziehungsberatung des Caritasverbands in Nürnberg. Er weiß um die Sorgen, Ängste und Nöte von jungen Menschen. Außerdem sei er immer wieder überrascht, wie reflektiert viele Teenager sind, berichtet er im Gespräch.

Ängste bei Teenagern vor Armut und Verlust

Viele Teenager, die zu Krauß in die Beratung kommen, sehen sich laut dem Experten mit den großen Themen des Lebens konfrontiert: Ängste vor Verlust durch den Tod eines geliebten Menschen, Zerwürfnisse von Freundschaften, Armut und Diskriminierung. In den Gesprächen könnten sie meist sehr genau benennen, was sie fürchten und anschaulich über fehlenden Halt in Beziehungen erzählen.
Gewachsen ist in den vergangenen Jahren seiner Erfahrung nach vor allem ihr Bewusstsein für Chancengleichheit in der Gesellschaft. So machten sich viele Jugendliche zunehmend Gedanken über die eigene Bildung und Faktoren wie das Einkommen, um später gut durchs Leben zu kommen.

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Auch Probleme in der Familie oder in der Schule spielten eine große Rolle, genauso wie das Gefühl, hinter den eigenen Lebenswünschen zurückzubleiben oder eine unbeliebte, alleine gelassene Persönlichkeit zu entwickeln.
Diese Themen verknüpften viele Minderjährige mit dem Zeitgeschehen: Angesichts zunehmender Krisen und der Inflation wachse etwa die Sorge, arbeitslos zu werden oder keine Wohnung zu finden, sagt Krauß.

Generation Z bleibt trotz Sorgen optimistisch

Allerdings zeigen sich die meisten Jugendlichen im Hinblick auf die kommenden Jahre nach den Worten des Psychologen optimistisch: Sie machen sich Sorgen um die Welt im Allgemeinen und um die Gesellschaft, weil sie langfristig eher einen Abbau als Aufbau wahrnehmen. "Sich selbst sprechen sie allerdings optimistische Erwartungen zu."
Das entspricht den Ergebnissen einer kürzlich von der Krankenkasse Barmer veröffentlichten Studie. Demnach blickt der Großteil der Minderjährigen in Deutschland positiv in die Zukunft, und auch die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben ist nach wie vor hoch.
Am meisten sorgen sich die jungen Menschen um:
Außerdem bereiten Kummer:
  • Artensterben
  • Krankheiten
  • knapper Wohnraum
  • Bildung
  • Arbeitsplatzsuche
Befragt wurden für die Studie im Oktober vergangenen Jahres bundesweit 2.001 Mädchen und Jungen zwischen 14 und 17 Jahren.

Jugendliche wollen sich einbringen

"Jugendliche wollen sich in die Familie und in die Gesellschaft integrieren", sagt Krauß. Viele absolvierten einen Bundesfreiwilligendienst oder ein Freiwilliges Soziales Jahr, die auch seitens der Caritas vermittelt und betreut werden. Diese Jugendliche wollten das soziale Klima unmittelbar begleiten und wertvolle Mitmenschlichkeit erweisen.
Diejenigen, die auf Krauß zukämen, seien gewillt, an ihrer Identität zu arbeiten. Sie suchten Rat, weil sie merkten, dass in ihrer Normalität etwas nicht stimme. "Das, was einem widerfährt, muss kein unausweichliches Schicksal sein", betont er.
In der Beratung gehe es um Selbstbestimmtheit, Selbsthilfe, Zusammenhalt und Verantwortung. Mit Unterstützung könne man stets bessere Entscheidungen treffen, ist er sich sicher.
Quelle: Beate Laurenti, KNA

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