: Neuer Fußabdruck vermisster Kinder entdeckt

31.05.2023 | 08:14 Uhr
Seit einem Flugzeugabsturz in Kolumbien wird seit Anfang Mai nach vier Kindern gesucht. Neue Spuren wie angebissene Früchte und ein Fußabdruck geben den Einsatzkräften Hoffnung.
Vier Kinder werden im Regenwald von Kolumbien vermisst.Quelle: epa
Es ist eigentlich kaum zu glauben: Seit einem Monat sollen sich vier Kinder im kolumbianischen Dschungel alleine durchschlagen. Nach einem Flugzeugabsturz suchen Einsatzkräfte fieberhaft nach den Geschwistern im Alter von 13, neun und vier Jahren sowie einem Jahr. Zwischenzeitlich gibt es sogar Berichte über eine Rettung der Vier. Berichte, die sich wenig später jedoch als falsch entpuppen.

Neue Spur im Schlamm: Fußabdruck entdeckt

Nun aber haben Soldaten eine neue Spur. Die Suchmannschaften hätten zerbrochene Äste und geöffnete Lebensmittelpakete gefunden, sagte ein Militärsprecher im Fernsehsender Caracol am Dienstag (Ortszeit). Ein im Schlamm entdeckter Fußabdruck könnte zu dem 13-jährigen Mädchen gehören. Die Streitkräfte schrieben auf Twitter:
Die Suche wurde nicht eingestellt und wir hoffen weiterhin, die Kinder mit Hilfe von Satelliten zu finden, die den Soldaten und Indigenen in dem Gebiet Orientierung geben.
Kolumbianische Streitkräfte
Die Geschwister waren am 1. Mai mit einer Propellermaschine vom Typ Cessna 206 im Department Caquetá im Süden des Landes abgestürzt. Bei dem Unglück kamen ihre Mutter, der Pilot und ein indigener Anführer ums Leben. Auf der Suche nach den Kindern fanden die Soldaten Schuhe, Windeln, Haargummis, eine lila Schere, eine Babyflasche, eine aus Blättern und Ästen gebaute Notunterkunft sowie halbverzehrte Früchte.
Tweet der kolumbianischen Streitkräfte

Suche erschwert durch widrige Verhältnisse

"Wir müssen sie finden", sagte der Kommandeur der Suchaktion "Operation Hoffnung", General Pedro Arnulfo Sánchez, mit gebrochener Stimme im Fernsehsender RCN. Allerdings ist der Regenwald in der Region sehr dicht, was die Suche nach den Vermissten erheblich erschwert. Zudem regnet es praktisch ununterbrochen. General Sánchez sagte:
Wir glauben, dass wir sehr nahe an ihnen dran sind.
General Pedro Arnulfo Sánchez
Seit Wochen durchkämmen Soldaten und Indigene ein Gebiet von etwa der Größe der Hauptstadt Bogotá. Mit Helikoptern und Spürhunden suchen sie in dem unwegsamen Gelände nach den Kindern. Dabei kämpfen die Suchmannschaften mit widrigen Verhältnissen. Sie haben nur wenig zu essen und sind wegen des Dauerregens ständig durchnässt, wie einer der Versorgungspiloten im Fernsehsender Caracol sagte.
General Pedro Arnulfo Sánchez im Interview:

Familie gibt die Hoffnung nicht auf

Auch der Vater der Kinder beteiligt sich an der Suche. "Mir geht es nicht gut. Das ist ein harter Schlag", sagte Manuel Ranoque vor einigen Tagen in einem Lager der Suchmannschaften im Regenwald. "Aber ich habe noch Hoffnung, wieder bei meinen Kindern zu sein, bei meiner Familie. Das ist das Wichtigste."
Die Kinder gehören selbst zu einer indigenen Gemeinschaft, ihre Kenntnis der Region könnte ihnen geholfen haben, nach dem Absturz im Dschungel zu überleben. Ihre Großmutter Fátima Valencia vertraut vor allem auf die älteste Schwester. "Sie war immer wie die Mutter, sie hat die anderen mit in den Wald genommen", sagte sie im Radiosender La FM.
Sie kennt die Pflanzen und Früchte. Wir Indigene lernen von klein auf, welche man essen kann und welche nicht.
Fátima Valencia, Großmutter

Vater der Kinder floh vor der Farc

Die Kinder waren Medienberichten zufolge mit ihrer Mutter auf dem Weg zu ihrem Vater, der nach ständigen Drohungen durch eine Splittergruppe der Guerillaorganisation Farc aus der Region geflohen war. Zwar hat sich die Sicherheitslage nach dem Friedensabkommen 2016 zwischen der Regierung und der Farc verbessert, allerdings werden noch immer Teile des südamerikanischen Landes von illegalen Gruppen kontrolliert. Vor allem Indigene, soziale Aktivisten und Umweltschützer geraten immer wieder in das Visier der kriminellen Banden. Der Großvater der Kinder, Fidencio Valencia, sagte:
Vielleicht haben sie Angst und verstecken sich.
Fidencio Valencia, Großvater
"Möglicherweise wissen sie nicht, dass nach ihnen gesucht wird, oder sie befürchten, dass ihnen etwas angetan werden könnte." Um den Kindern die Angst zu nehmen, spielen die Soldaten nun eine von der Großmutter in ihrer indigenen Sprache aufgenommene Botschaft ab.
Quelle: dpa

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