: Bedarf an Männerschutzeinrichtungen steigt
03.11.2023 | 12:16 Uhr
Beschimpfungen, Stalking, Streits: Die Hilfeanfragen in Männerschutzeinrichtungen ist 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Das zeigt eine aktuelle Statistik.Eine am Freitag in Berlin veröffentlichten Statistik der Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BKFM) zeigt: Das Interesse an Schutzwohnungen für männliche Gewaltopfer, also das Gegenstück zum Frauenhaus, hat deutlich zugenommen.
Demnach stieg 2022 die Anzahl der Hilfeanfragen in Männerschutzeinrichtungen um etwa zwei Drittel von 251 auf 421. Von den Hilfesuchenden konnten 99 in einer der bundesweit zwölf Schutzwohnungen untergebracht werden. Von diesen Betroffenen brachten neun Männer zusammen 13 Kinder mit in die Einrichtungen.
Bundesinnenministerin Faeser und Familienministerin Paus haben heute den Lagebericht zur häuslichen Gewalt in Deutschland vorgestellt. Im letzten Jahr sind die gemeldeten Fälle im Vergleich zum Vorjahr erneut angestiegen.
11.07.2023 | 01:40 minPartnerinnen und Partner in den meisten Fällen verantwortlich
Mit 97 Prozent berichteten fast alle der Männer den Angaben zufolge von psychischer Gewalt wie Beschimpfungen, Stalking, Streit oder Grenzüberschreitungen. Fast drei Viertel waren zudem betroffen von körperlicher Gewalt. Berichtet wurde auch von ökonomischer, sozialer und sexualisierter Gewalt.
Hier finden Frauen Hilfe
Hilfetelefon:
- "Gewalt gegen Frauen": 0 800 00/116 016
- frauenhaus-suche.de
- Achtung: Die Übersicht umfasst nicht alle Frauenhäuser in Deutschland - die Bundesländer haben zum Teil eigene Seiten, z. B.: Hessen (frauenhaeuser-hessen.de), Nordrhein-Westfalen (frauen-info-netz.de), Rheinland-Pfalz (frauenhaeuser-rheinlandpfalz.de
Hier finden Männer Hilfe
Hilfetelefon:
- Gewalt an Männern: 0 800/123 99 00
- Regionale Hilfsstellen finden Sie unter maennergewaltschutz.de
Hier finden Täter Hilfe
Hilfetelefon:
- Hier finden Täter Hilfe: 01 62/1 39 84 43
- Hilfe vor Ort finden Sie unter www.bag-taeterarbeit.de/beratungsstellen/
Partnerinnen oder Partner waren mit 45 Prozent in den meisten Fällen für die Gewalt verantwortlich. Als Täterinnen und Täter sind aber auch Elternteile (20 Prozent), Geschwister (6,1) oder Menschen aus der Nachbarschaft (5,2) aufgeführt.
Fachleute gehen von hohem Dunkelfeld aus
Das Netz der Männerschutzwohnungen sei noch sehr dünn, kritisierte die BFKM. Dadurch sei von einem großen Dunkelfeld auszugehen, weil Betroffene in ihrer Nähe keine Hilfe fänden. Die BFKM fordere einen Ausbau eines bundesweit flächendeckenden Hilfenetzes für von häuslicher Gewalt betroffene Männer.
Gewalt gegen Männer im Kontext häuslicher Gewalt ist in unserer Gesellschaft ein Tabu, dem mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden muss.
Es sei schlimm, als Mann betroffen zu sein, aber keine Schande, erklärte der geschäftsführende Bildungsreferent der BFKM, Frank Schreinert. Wer sich Hilfe hole, setze ein Zeichen, dass Männer nicht immer nur stark sein müssten, sondern auch verletzlich sein könnten.
Quelle: dpa, KNA, AFP