: Die Narben der ukrainischen Kinder

von Franziska Wunderlich
16.08.2023 | 18:48 Uhr
Etwa 7,5 Millionen Kinder sind in der Ukraine vom Krieg betroffen. Angst und Schmerz gehören zu ihrem Alltag. Was das konkret bedeutet, zeigt die Geschichte des achtjährigen Roman.

Bei einem Bombenangriff in Lwiw erleidet der achtjährige Roman schwerste Verbrennungen. Tagelang kämpfen Ärzte in Dresden um sein Überleben.

16.08.2022 | 09:17 min
Eine blaue Kompressionsmaske ist über Romans Kopf gezogen - nur Augen, Nase, Mund und Ohren des Achtjährigen aus der Ukraine sind frei. Die Maske hilft Romans Haut dabei zu heilen.
Vor mehr als einem Jahr kam der Junge mit schwersten Verbrennungen und Verletzungen ins Uniklinikum nach Dresden - nach einem russischen Raketenangriff auf Winnyzja - einer Stadt im Südwesten der Ukraine.

Tote nach Angriff auf Winnyzja

Am 14. Juli 2022 erschüttern mehrere Explosionen die Innenstadt von Winnyzja. Die Stadt liegt etwa 250 Kilometer südwestlich von Kiew, weitab von den umkämpften Gebieten im Osten und Süden. Ein Wohnblock wird getroffen und ein Bürogebäude, in dem sich auch ein medizinisches Diagnosezentrum befindet.
Nach ukrainischen Angaben werden bei dem Angriff mehr als 100 Menschen verletzt, 24 sterben - unter den Toten sind auch drei Kinder und Romans Mutter.

Ukrainische Kinder und Jugendliche erleben ihren zweiten Kriegssommer. Einige besuchen in den Ferien Sommercamps, um ihr Leid ein wenig zu vergessen.

05.07.2023 | 05:58 min

Täglich mindestens drei Kinder verletzt oder getötet

Laut Zählungen des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) wurden in dem Krieg bis zum 30. Juli 2023 1.139 Kinder verletzt - 541 Kinder verloren ihr Leben. Bei den Angaben handelt es sich um durch die UN bestätigte zivile Opfer. Das OHCHR geht jedoch davon aus, dass die tatsächliche Anzahl an Verletzten und Toten in der ukrainischen Zivilbevölkerung wesentlich höher ist.
Erst vor wenigen Tagen starben beim Angriff auf die Region Cherson ein wenige Wochen altes Baby und sein Bruder. Er war zwölf Jahre alt.

Narben bleiben - sichtbare und unsichtbare

"Das Vermächtnis dieses Krieges ist eine traumatisierte Generation", sagt Serhii Lukashov, Leiter der SOS-Kinderdörfer in der Ukraine. Aus Studien wisse man, dass im Durchschnitt jeder Fünfte, der einen Krieg erlebt hat, an massiven psychischen Problemen leidet.
Zu den häufigsten psychischen Störungen bei Kindern in Kriegs- und Krisenregionen gehören Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen - mit einer Vielzahl an Symptomen:
  • Lern- und Konzentrationsstörungen
  • Panikattacken
  • Wutanfälle
  • Hyperaktivität
  • Schlaflosigkeit

Roman zurück in der Ukraine

Auch Roman hat bleibende Narben vom Krieg davongetragen - sichtbare und unsichtbare. Gut ein Dutzend Mal musste er in Dresden operiert werden und verbrachte deshalb mehr als ein Jahr in der sächsischen Landeshauptstadt.
Mittlerweile ist er mit seinem Vater in die Ukraine zurückgekehrt, nach Lwiw im Westen des Landes. Auch wenn seine äußeren Narben langsam heilen - die seelischen Leiden werden den Jungen wohl noch lange verfolgen.
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