: Libyen: Kein Internet und Telefon in Darna

19.09.2023 | 21:43 Uhr
Tage nach der Flutkatastrophe in Libyen sind in der stark betroffenen Stadt Darna Internet und Telefonie ausgefallen. Experten vermuten eine gezielte Aktion der Regierung.
Die libysche Hafenstadt wurde durch die Flut zu weiten Teilen zerstört. (Archivbild)Quelle: dpa
In der von einer Flutkatastrophe weitgehend zerstörten libyschen Küstenstadt Darna sind seit Dienstag alle Telefon- und Internetverbindungen unterbrochen. Das Telekommunikationsunternehmen LPTIC berichtete auf Facebook von einem "Glasfaserbruch" und sprach von einem möglichen "Sabotageakt".
Experten vermuten jedoch, dass die Regierung von Ostlibyen die Verbindungen nach heftigen Protesten der Menschen in Darna gegen die Versäumnisse der Behörden bewusst gekappt hat.

Bei vielen in Derna schlägt die Verzweiflung in Wut um - die Menschen gehen auf die Straßen.

19.09.2023 | 01:31 min

Tausende Menschen gestorben, Tausende vermisst

Bei der Flutkatastrophe vor gut einer Woche waren viele Menschen ums Leben gekommen, Tausende weitere werden noch vermisst. Nach heftigen Regenfällen waren zwei Dämme gebrochen, große Teile von Darna wurden überschwemmt. Die Lage in der Stadt ist katastrophal.
Quelle: ZDF
Am Montag hatten sich Hunderte Menschen vor der großen Moschee von Darna versammelt und den örtlichen und regionalen Behörden schwere Versäumnisse unter anderem bei der Wartung der beiden Dämme vorgeworfen.
Sie forderten die Auflösung des ostlibyschen Parlaments und rechtliche Schritte gegen die für das Ausmaß der Katastrophe Verantwortlichen.

Die Suche nach Überlebenden nach den schweren Überschwemmungen im besonders betroffenen Darna geht weiter. Die UN spricht Tausenden Toten – doch Behörden vor Ort dementieren das.

17.09.2023 | 01:25 min

Politische Situation verschärft Flutkatastrophe

Auslöser der Katastrophe war das Sturmtief "Daniel", das heftige Überschwemmungen im Osten von Libyen anrichtete. Das verheerende Ausmaß des Unwetters ist aber auch die Folge von jahrelangem Krieg und Chaos, wodurch die Infrastruktur vernachlässigt wurde und Frühwarnsysteme und Notfallmaßnahmen nicht funktionierten.
In Libyen herrscht seit dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi 2011 die Gewalt, bewaffnete Milizen und ausländische Söldner bekämpfen sich. Die von der UNO anerkannte Übergangsregierung in der Hauptstadt Tripolis im Westen ringt mit einer von dem mächtigen General Chalifa Haftar unterstützten Gegenregierung im Osten um die Macht.

Rund eine Woche nach den Überschwemmungen ist die Lage im nordafrikanischen Land weiterhin unübersichtlich.

17.09.2023 | 01:22 min

Experte: "Extrem düstere Nachrichten aus Darna"

2018 übernahmen Haftars Streitkräfte die Kontrolle über Darna. Experten gehen davon aus, dass die Regierung die Einwohner von Darna mit allen Mitteln zum Schweigen bringen will. Emadeddin Badi vom Atlantik-Rat schrieb im Online-Dienst X (vormals Twitter) nach Unterbrechung der Telekommunikation:
Zweifellos geht es hier nicht um Gesundheit oder Sicherheit, sondern um die Bestrafung der Demonstranten in Darna.
Emadeddin Badi
Tarek Megrisi vom European Council on International Relations schrieb von "extrem düsteren Nachrichten aus Darna". Die Bewohner, die noch immer unter den Überschwemmungen litten, hätten nun "große Angst vor einem unmittelbar bevorstehenden militärischen Vorgehen als kollektive Bestrafung für die gestrigen Proteste und Forderungen".
Dabei brauchen die Menschen in Darna zurzeit vor allem rasche Hilfe: Zehntausende sind nach UN-Angaben obdachlos und ohne Trinkwasser und Lebensmittel, die Gefahr von Cholera und anderen Krankheiten wächst.
Quelle: AFP

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