: Was hinter den Ufo-Sichtungen stecken könnte

von Oliver Klein und Jan Schneider
13.02.2023 | 15:23 Uhr
Abgeschossene Flugobjekte über den USA sorgen für wilde Spekulationen. Ein Experte sagt: Die Berichte über Ufo-Sichtungen sind auch Teil des Machtkampfs mit China.
Immer neue Berichte über unbekannte Flugobjekte sorgen in den USA für zunehmende Unruhe. Erst am Sonntag hatte die US-Luftwaffe im Grenzgebiet zu Kanada ein weiteres Objekt abgeschossen - zum dritten Mal an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Was das genau für Objekte waren, woher sie kamen, welches Ziel sie verfolgten - völlig unklar.
Und erst eine Woche zuvor hatte das Militär vor der Küste von South Carolina einen chinesischen Ballon vom Himmel geholt, der laut den USA zur Spionage eingesetzt worden war. Dieser Ballon war in großer Höhe von 18 Kilometern unterwegs und soll etwa so groß wie zwei bis drei Busse gewesen sein. Doch im Gegensatz dazu sprach der Kommandeur des US-Nordkommandos, Glen VanHerck, bei den neueren Abschüssen von "sehr, sehr kleinen Objekten", die sich sehr langsam fortbewegt hätten, etwa mit Windgeschwindigkeit.
Für Rätselraten sorgte insbesondere die Form des am Sonntag abgeschossenen Objekts: Ein Regierungsvertreter sprach von einer achteckigen Struktur mit daran hängenden Fäden. Das Objekt sei in einer Höhe von 6.000 Metern über dem Bundesstaat Michigan unterwegs gewesen und wurde daher als Gefahr für den zivilen Luftverkehr eingestuft. Die Bergung von Trümmerteilen soll auch in diesen Fällen Antworten über die Hintergründe geben - sie gestaltet sich bislang allerdings schwierig.

US-Militär schaut genauer hin - und findet deshalb mehr

Doch warum häufen sich nun die Berichte und Abschüsse solcher unbekannten Flugobjekte? Klar ist: Nach dem Zwischenfall mit dem mutmaßlichen Spionageballon aus China hat das North American Aerospace Defense Command (Norad) sein Radarsystem angepasst, um den Luftraum noch genauer zu inspizieren. Nun wird auch nach kleineren und langsameren Objekten gesucht.
Die Folge: Norad findet auch mehr Objekte. Vize-Verteidigungsministerin Melissa Dalton räumt ein, die Umstellung der Systeme könne "zumindest teilweise die Zunahme an Objekten erklären, die wir in der vergangenen Woche entdeckt haben".

Geheimdienstbericht: 163 Ufos als Ballons identifiziert

Dass in den USA überhaupt solche unbekannten Flugobjekte in großer Zahl entdeckt werden, ist nichts Neues: Seit Jahrzehnten schon sammeln die Behörden Informationen über Ufo-Sichtungen. Der jüngste Bericht der US-Geheimdienste wurde erst vergangenen Monat veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass seit 2021 insgesamt 366 Vorfälle registriert wurden.
  • 163 davon wurden später als Ballons identifiziert.
  • 26 wurden als unbemanntes Luftfahrzeugsystem (UAS) oder UAS-ähnliche Einheiten eingestuft
  • Sechs weitere wurden als "Clutter" (Unordnung) bezeichnet. Das können beispielsweise ein Schwarm Vögel sein, Wetterereignisse oder Flugabfälle wie Plastiktüten.
Die Geheimdienste und auch das All-domain Anomaly Resolution Office (AARO) geben in dem Bericht auch an, dass einige der registrierten Sichtungen auf Bedien- oder Gerätefehler bei den Sensoren geschoben werden können. Die Mehrheit der neuen Sichtungen stamme jedoch von Piloten der US-Marine und der US-Luftwaffe, die die Phänomene während ihrer Einsätze beobachtet haben.

Experte: Sichtungen werden für Propaganda genutzt

Könnten auch die kürzlich abgeschossenen Flugobjekte - so wie der Ballon von Anfang Februar - von China auf den Weg gebracht worden sein? Das hält Erich Schmidt-Eenboom vom Forschungsinstitut für Friedenspolitik für "sehr wahrscheinlich". Chinesische Balloneinsätze, vor allem im geostrategischen Einflussbereich Chinas, also in Japan, Vietnam und den Philippinen, dürften den US-Nachrichtendiensten und anderen westlichen Geheimdiensten seit längerem bekannt sein, erklärt er gegenüber ZDFheute. Wurden demnach die Ballons von den Behörden quasi geduldet?
Mit dem Einsatz über den Nuklearanlagen in Montana hat Peking wohl eine rote Linie überschritten, die Washington zu einer militärischen Gegenwehr gegen die Verletzung seines Luftraums motiviert hat.
Erich Schmidt-Eenboom, Forschungsinstitut für Friedenspolitik
Nun würde rund um die Sichtungen ein "Propagandakrieg" anlaufen, meint Schmidt-Eenboom. Es würden vermehrt Altfälle sowie aktuelle Entdeckungen öffentlich gemacht, um zu verdeutlichen, dass es sich um eine systematische und breitgestreute Variante der chinesischen Aufklärung handle.
Symptomatisch dafür sei die Meldung, dass auch Nordkorea - politisch wie geheimdienstlich ein enger Partner Pekings - Spionageballons über Südkorea eingesetzt habe. Und: Inzwischen wirft auch China umgekehrt den USA vor, Spionage-Ballons illegal über chinesischem Luftraum einzusetzen.

Intelligentes außerirdisches Leben – gibt es wahrscheinlich nicht. Ufos – sind vor allem was für Spinner. So denkt die Mehrheit der Deutschen. Forschende sehen das anders.

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Spekulationen um Aliens

Weil es noch so wenig Informationen über die Ufos gibt, wird in Sozialen Medien inzwischen sogar über eine mögliche Invasion von Aliens spekuliert. Das US-Verteidigungsministerium befeuerte diese Theorie sogar noch: Auf die Frage, ob das Ministerium ausschließen könne, dass Außerirdische dahinter steckten, antwortete VanHerck knapp: "Ich überlasse es den Geheimdiensten und der Spionageabwehr, das herauszufinden. Ich habe zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts ausgeschlossen."
Pentagon-Vertreter bemühten sich danach, die Äußerung geradezurücken. Es gebe keine Hinweise auf einen Zusammenhang mit Aliens, hieß es.
Quelle: mit Material von AFP, dpa

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Ballon-Streit zwischen USA und China