: Dramatische Hochwasserlage - mehrere Tote

15.09.2024 | 20:17 Uhr
Land unter in vielen Teilen Europas: Bei den Unwettern kamen mehrere Menschen in den Hochwasserregionen ums Leben. In Deutschland blieb die Lage noch weitgehend entspannt.

Es sind die schlimmsten Überflutungen seit drei Jahrzehnten, ganze Landstriche stehen unter Wasser. Mindestens sieben Menschen sind gestorben, vier weitere gelten als vermisst.

15.09.2024 | 02:00 min
In Deutschlands Nachbarländern Österreich, Polen und Tschechien hat sich die Hochwasserlage am Sonntag dramatisch zugespitzt. In Polen gab es bei den schweren Überschwemmungen ein erstes Todesopfer, im Südwesten des Landes brach ein Staudamm. In Österreich wurde das gesamte Bundesland Niederösterreich rund um Wien zum Katastrophengebiet erklärt. Dort kam bei Rettungsarbeiten ein Feuerwehrmann ums Leben.
In Tschechien wurden zehntausende Menschen vor den Fluten in Sicherheit gebracht. Vier Menschen wurden in den Hochwassergebieten vermisst. In Rumänien stieg die Zahl der Todesopfer auf fünf, in der südöstlichen Region Galati waren bereits am Samstag vier Menschen ums Leben gekommen. In Deutschland gab es zunächst nur kleinere Überschwemmungen.
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Erinnerungen an "Jahrtausendflut" 1997 in Polen

Polens Regierungschef Donald Tusk sprach von einer "dramatischen Herausforderung" für sein Land. Im Bezirk Klodzko ertrank nach seinen Angaben ein Mensch. An mehreren Orten in Polen sei bereits mehr Regen niedergegangen als bei der sogenannten Jahrtausendflut im Jahr 1997, sagte Tusk. Er appellierte angesichts steigender Pegelstände vieler Flüsse im Südwesten von Polen an die Bürger, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
In der Region brach am Sonntag auch ein Staudamm. Gebirgsjäger der polnischen Armee seien mit Booten unterwegs, um Bürger zu retten, die vor dem Wasser in den zweiten oder dritten Stock ihrer Häuser geflohen seien, berichtet Klodzkos Bürgermeister Michal Piszko der Nachrichtenagentur PAP. In dem Ort mit 26.000 Einwohnern, der hundert Kilometer südlich von Breslau (Wroclaw) liegt, gibt es keine Wasserversorgung mehr. Auch das Gas werde bald abgestellt, sagte der Bürgermeister. In einigen Straßen der Stadt stehe das Wasser anderthalb Meter hoch, sagte der Bürgermeister weiter.

Nach heftigen Regenfällen stehen viele Landstriche in Tschechien und Polen unter Wasser, tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Natalie Steger berichtet aus Polen.

15.09.2024 | 01:31 min

Nehammer: "Lage in Niederösterreich spitzt sich weiter zu"

Auch in vielen Hochwassergebieten in Österreich ist noch keine Entspannung in Sicht. Im Gegenteil: "Die Lage in Niederösterreich spitzt sich weiter zu", sagte Bundeskanzler Karl Nehammer. Wegen der heftigen Regenfälle wurde das gesamte Bundesland Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt. Niederösterreich ist die am schlimmsten von den derzeitigen Unwettern betroffene Region des Alpenlandes. In dem Bundesland, das die Hauptstadt Wien umschließt, wohnen rund 1,72 Millionen Menschen. Die Armee war unterstützend im Einsatz, mehrere Menschen mussten aus Häusern gerettet werden.
Am Stausee Ottenstein im Bundesland Niederösterreich stürzen inzwischen große Wassermassen durch Hochwasserklappen in den bereits angeschwollenen Fluss Kamp. Flussabwärts wird die dramatische Hochwasserlage damit noch einmal verschärft. In mehreren Gemeinden sind die Straßen entlang des Kamps schon vorher überflutet worden. Anwohner und Tausende Freiwillige versuchen, ihre Häuser mit Sandsack-Wällen zu schützen. In einigen Hochwassergebieten Österreichs fiel innerhalb von vier Tagen so viel Regen gefallen wie sonst im gesamten September.

Die Hochwasserlage in Österreich ist ernst, ein Stausee in Niederösterreich droht überzulaufen. Ein Feuerwehrmann kam bei einem Einsatz in der Region ums Leben.

15.09.2024 | 01:43 min

Überflutungen in Wien

Auch in der österreichischen Hauptstadt Wien standen Straßen und erste Häuser unter Wasser. Dort trat der Wienfluss über die Ufer. Auf mehreren U-Bahn-Linien wurde der Verkehr stellenweise eingestellt. Bürgermeister Michael Ludwig beruhigte aber: "Wir haben in der Summe die Situation gut im Griff".
Es gebe "erfreulicherweise eine stabile Situation an der Donau, dem Hauptfluss", sagte er. Der Regen ließ zudem am Sonntag etwas nach. Am Wienfluss, der von einem Rinnsal zu einem reißenden Strom wurde, war das Hochwasser allerdings so hoch, wie es statistisch nur einmal alle 100 Jahre erwartet wird.
Das ganze Bundesland Niederösterreich wurde infolge starker Regenfälle zum Katastrophengebiet erklärt.Quelle: dpa

Evakuierungen in Tschechien

Auch in Tschechien sind die Regionen im Osten des Landes am stärksten betroffen. Nach Angaben der Feuerwehr wurden bereits mehr als 10.000 Menschen in Sicherheit gebracht. Besonders dramatisch ist die Situation in der tschechischen Stadt Krnov, die fast komplett überflutet worden ist. Der stellvertretende Bürgermeister Miroslav Binar sagte der Agentur CTK zufolge, dass geschätzt 70 bis 80 Prozent des Stadtgebiets unter Wasser stünden.
Für eine Evakuierung sei es nun zu spät. Die Kommune sei nicht mehr in der Lage, die Hilfe für die Bürger zu organisieren. Man stehe daher im Kontakt mit der übergeordneten Verwaltungsregion Mährisch-Schlesien. Hubschrauber waren im Einsatz, um Menschen in Not aus der Luft zu retten.
Hochwasser in Tschechien, Mikulovice: Der Fluss Bìlá ist zu einem reißenden Strom angeschwollenQuelle: dpa
Kritisch war die Situation auch an vielen anderen Orten im Osten des Landes, etwa in den Städten Opava und Ostrava. In Opava an der Grenze zu Polen musste die Feuerwehr bereits mit Booten ausrücken, um in einer überfluteten Plattenbausiedlung Zurückgebliebene zu retten. Andernorts warteten Menschen auf Dächern auf Hilfe.
Im rot-markierten Teil der Karte ist das Wetter laut MeteoAlarm als "sehr gefährlich" einzustufen. (Stand: 20 Uhr) Dort wurden "außergewöhnlich intensive meteorologische Phänomene" vorhergesagt.Quelle: ZDF, meteoalarm.org

Dresden ruft höhere Warnstufe aus - Elbe schwillt weiter an

Angesichts der Lage in den Nachbarländern Österreich, Tschechien und Polen bereiten sich Teile Süd- und Ostdeutschlands ebenfalls auf Hochwasser vor. Die Stadt Dresden hat am Sonntagabend die Hochwasserwarnstufe 2 ausgerufen. Der Pegelstand der Elbe habe am frühen Abend in Dresden bei 501 Zentimeter gelegen - ein weiterer deutlicher Anstieg sei zu erwarten, teilte die sächsische Landeshauptstadt mit. Früher am Sonntag war die Warnstufe 1 ausgerufen worden.
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Quelle: dpa, AFP

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