: Hochwasser: Polen ruft Katastrophenzustand aus

16.09.2024 | 20:09 Uhr
Dramatische Lage in Teilen Europas: Wegen schwerer Überschwemmungen gilt in Polen der Katastrophenzustand. Die Zahl der Toten erhöhte sich europaweit auf insgesamt mindestens 17.

In den vom Hochwasser betroffenen Gebieten in Österreich, Polen und Tschechien ist die Situation weiter kritisch. Ganze Städte stehen unter Wasser, die Schäden sind gewaltig.

16.09.2024 | 02:35 min
Nach den schweren Überschwemmungen hat Polen den Katastrophenzustand für die Hochwassergebiete ausgerufen. Eine entsprechende Verordnung verabschiedete die Regierung in Warschau am Montag in einer Krisensitzung.
Der Katastrophenzustand gilt für Teile von Niederschlesien, Schlesien und Oppeln. In der niederschlesischen Kleinstadt Klodzko standen ganze Straßenzüge unter Wasser. In Nysa in der Region Oppeln wurde ein Krankenhaus evakuiert.
Regierungschef Donald Tusk kündigte für die Hochwasseropfer im Südwesten Polens Hilfsgelder in Höhe von einer Milliarde Zloty (rund 240 Millionen Euro) an. Es werde auch Hilfen für den Wiederaufbau zerstörter Häuser geben, sagte er am Montag.

Polen und Tschechien kämpfen weiterhin mit Hochwasser und Überflutung. Tschechien setzt nun 2.000 Soldaten im Osten des Landes in den Katastrophengebieten ein.

17.09.2024 | 01:31 min

Mindestens 15 Tote nach Hochwasser

Besonders stark vom Hochwasser betroffen sind neben Polen Teile von Österreich, Rumänien und Tschechien. Am Montag stieg die Zahl der Toten in den vier Ländern auf mindestens 17.
In weiten Teilen des riesigen Katastrophengebietes ist noch kilometerweit Land unter. Straßen und Felder sind überschwemmt, Keller und Häuser vollgelaufen, Dämme und Deiche teils zerstört. Entspannung gab es nur vorübergehend, als der Regen mancherorts für einige Stunden nachließ: Die Meteorologen sagten weitere Niederschläge voraus.

"Die Polizei hat den Ort gesperrt. Die Feuerwehr eilt von Haus zu Haus und versucht noch zu retten, was zu retten geht", berichtete Christian von Rechenberg in Pottenbrunn.

16.09.2024 | 01:09 min
Dramatische Szenen spielten sich in Untergrafendorf in Niederösterreich an einem Bach ab, der zu einem reißenden Fluss geworden war. Eine Frau rettete sich vor den plötzlich steigenden Wassermassen in den ersten Stock ihres Hauses, aber ihr Mann schaffte es nicht. Sie habe stundenlang um Hilfe geschrien, sei aber nicht gehört worden, schilderte ein Polizeisprecher.
Die Leiche ihres Mannes (70) wurde später gefunden, es war das dritte Todesopfer in Österreich. Außerdem wurde eine Leiche beim Strandbad in Klosterneuburg im Wasser entdeckt. Eine Obduktion soll die Todesursache klären. Ob von einem vierten Hochwasseropfer in Österreich geredet werden kann, blieb zunächst unklar.
In Polen gibt es laut einem Polizeisprecher mindestens vier Todesopfer. Es handele sich um drei Männer und eine Frau aus vier verschiedenen Orten, sagte er bei der Sitzung des Krisenstabs in Breslau (Wroclaw). Unterdessen ordneten örtliche Behörden in zwei Städten Evakuierungen an. In Rumänien gibt mindestens sieben Todesopfer.

Scholz: Beobachten Lage aufmerksam

Bundeskanzler Olaf Scholz sicherte den Nachbarländern am Montag Hilfe zu:
Unsere Nachbarn sollen wissen: Wir stehen für Hilfe bereit.
Olaf Scholz, Bundeskanzler
Auch in Deutschland beobachte man die Lage "sehr aufmerksam", teilte Scholz auf der Plattform X mit.
Scholz kündigt Hilfe an

Pegelstände in Deutschland an der Elbe steigen weiter an

Im Osten Deutschlands steigen die Wasserstände, obgleich sich die Lage dort bislang weniger dramatisch darstellt. In Sachsen richtet sich der bange Blick auf Tschechien und die Elbe. Wassermassen aus dem Nachbarland erreichen mit Zeitverzögerung Deutschland. In Dresden ist der Wasserspiegel der Elbe schon mehr als viermal so hoch wie der dortige Normalstand von 1,42 Metern, im Tagesverlauf wurde mit einem Überschreiten der Sechs-Meter-Marke gerechnet. Bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 9,40 Meter.
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"In der Lausitzer Neiße in Görlitz ist der Scheitel durch, dort geht das Wasser leicht zurück", sagte ein Sprecher des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. In Spree, Schwarzer Elster und den Nebenflüssen der Oberen Elbe setze sich der Anstieg leicht und moderater fort.

"Sehr kritische" Lage in Niederösterreich

Im ebenfalls vom Hochwasser betroffenen Österreich sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, die Lage sei weiterhin "sehr kritisch". Ganz Niederösterreich war am Sonntag zum Katastrophengebiet erklärt worden. Es seien zwölf Deiche gebrochen. Ein Feuerwehrmann war am Sonntag im niederösterreichischen Rust im Tullnerfeld beim Auspumpen eines Kellers gestorben.

Natalie Steger berichtet von einer dramatischen Situtation in Polen. In Österreich und Tschechien sinken die Pegel gerade wieder, so Christian von Rechenberg und Britta Hilpert.

16.09.2024 | 03:45 min
13 Ortschaften waren am Montag immer noch von der Außenwelt abgeschnitten, viele Straßen und Bahnstrecken waren weiterhin gesperrt. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) verlängerten ihre seit Freitag geltende Reisewarnung noch bis Donnerstag. In weiten Teilen Niederösterreichs ist der Bahnverkehr massiv eingeschränkt, weil etwa 40 Strecken - unter anderem von und nach Wien - wegen des Hochwassers gesperrt sind.

Tausende in Tschechien evakuiert

Auch in Tschechien verzeichneten die Behörden am Montag drei weitere Todesopfer. Unter anderem sei in der Nähe von Bruntal im Nordosten des Landes ein Mensch im Fluss Krasovka ertrunken, sagte Polizeichef Martin Vondrasek. Acht Menschen würden noch vermisst. Mehr als 12.000 Menschen mussten landesweit ihre Häuser verlassen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Die Stadt Litovel wurde größtenteils unter Wasser gesetzt, auch in der drittgrößten Stadt Ostrava mussten die Evakuierungen nach mehreren Deichbrüchen ausgeweitet werden.

Das Hochwasser hat die tschechische Stadt Jesenik von der Außenwelt abgeschnitten: Kein Strom, kein Trinkwasser und kein Mobilfunknetz.

16.09.2024 | 01:30 min

Weiter Regen in Bayern

Die Hochwasserlage in Bayern blieb an einigen Orten angespannt - und neuer Regen ist auch wieder angesagt. Der Hochwassernachrichtendienst (HND) erwartet mit dem regnerischen Start in die Woche erneute Anstiege der Wasserstände - voraussichtlich betroffen seien die Donau bei Passau, die Vils bei Vilshofen und die Isar bei München. Ein Hochwasser wie im Juni in Bayern sei aber nicht zu befürchten.
Bis Dienstag rechnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) von den Alpen bis in das Vorland mit Dauerregen. Verbreitet sind dabei Niederschlagsmengen von 40 bis 70 Litern pro Quadratmeter möglich, in Staulagen sogar bis zu 90. Von Mittwoch an dürfte sich die Lage den Angaben zufolge dann allmählich entspannen.
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Quelle: dpa, AFP, Reuters

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